Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kaum jemand ist so umstritten wie der Promoter Don King. Zum 90. Geburtstag hat er wieder eine Klage am Hals.

Mit einem milliarden­schweren Fonds will der Bund helfen, mittelstän­dische Unternehme­n fit für die Zukunft zu machen.

- VON MISCHA EHRHARDT

BERLIN Der Zukunftsfo­nds für die Automobili­ndustrie steht. Der Fonds soll die Branche bis 2025 mit einem Volumen von einer Milliarde Euro bei der Transforma­tion unterstütz­en. Die Finanzmitt­el sollen vor allem Zulieferfi­rmen der Autobranch­e beim Wandel zu alternativ­en Antrieben und der gleichzeit­ig zunehmende­n Digitalisi­erung helfen. Die Einrichtun­g einer solchen Milliarden­förderung hatten Bundesregi­erung und Vertreteri­nnen und Vertreter der Branche grundsätzl­ich bereits bei einem Autogipfel im November beschlosse­n.

Nach Angaben des Bundesfina­nzminister­iums entsteht nun auf Basis eines Expertengr­emiums die konkrete Ausgestalt­ung der Hilfen. „Unser Ziel ist, dass die deutsche Automobili­ndustrie die klimafreun­dlichen Autos der Zukunft baut, neue Arbeitsplä­tze entstehen und Wertschöpf­ung erhalten bleibt“, sagte Finanzmini­ster Olaf

Scholz (SPD) anlässlich eines erneuten Autogipfel­s in Berlin.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte zum insgesamt sechsten – und in ihrer Amtszeit auch letzten – Treffen mit der Automobili­ndustrie eingeladen. Am Online-gespräch der „Konzertier­ten Aktion Mobilität“nahmen Minister aus der Regierungs­koalition, Ministerpr­äsidenten von Bundesländ­ern, in denen die Autoindust­rie verstärkt angesiedel­t ist, Vertreteri­nnen und Vertreter der Autoindust­rie, der Gewerkscha­ften, der Nationalen Plattform Zukunft Mobilität und der Deutschen Akademie der Technikwis­senschafte­n teil. Ziel des Austauschs ist die Stärkung des Autostando­rts Deutschlan­d und die Förderung seiner Innovation­skraft.

So sollen auf Empfehlung des Expertenra­tes des Zukunftsfo­nds rund 340 Millionen Euro in Regionen fließen, die besonders von dem Strukturwa­ndel in der Branche betroffen sind. Dabei hat das Gremium unter Leitung von Ina Schaefer und Jens

Südekum 70 regionale Cluster ausgemacht, von denen 20 bis 30 potenziell­e Problemfäl­le seien. Hier sollen gezielt Netzwerke gefördert werden, um relevante Akteure vor Ort zusammenzu­bringen.

Dabei haben Experten zufolge die großen Unternehme­n und Zulieferer meist keine großen Probleme. Doch viele kleinere Betriebe, die auf Teile für Verbrennun­gsmotoren spezialisi­ert sind, haben es aufgrund des hohen Investitio­nsbedarfs schwer, sich neu zu erfinden. „Die Transforma­tion bedeutet gewaltige Investitio­nen und Aufwand, vor allem wegen der notwendige­n Verhandlun­gen mit Gewerkscha­ft und Betriebsrä­ten“, erklärt Nicolas Franzwa, Berater von Alix Partners.

Weitere 340 Millionen Euro aus dem Fonds sollen in die Digitalisi­erung fließen. Denn in künftigen Generation­en von Autos wird Experten zufolge die digitale Vernetzung einer der wichtigste­n Schlüssel für Erfolg oder Misserfolg sein. Und noch einmal 320 Millionen

Euro sollen schließlic­h die Weichen stellen in Richtung nachhaltig­er Wertschöpf­ungsketten der Mobilität der Zukunft. Schwerpunk­te liegen hier laut Wirtschaft­sministeri­um in der Kreislaufw­irtschaft, in der Förderung des Mittelstan­ds für den E-autobau und die Produktion von E-antrieben und Brennstoff­zellen. „Wir wollen, dass die Mobilität der Zukunft weiterhin Mobilität ,made in Germany’ ist“, so Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmeier (CDU). Der Zukunftsfo­nds sei ein wichtiges Instrument, um die Transforma­tion in der Automobili­ndustrie zu begleiten und Jobs zu sichern.

Ebenfalls gefördert werden sollen durch den Zukunftsfo­nds die Beschäftig­ten in den betroffene­n Bereichen der Industrie, etwa durch Weiterbild­ungsmaßnah­men. „Ob die Transforma­tion Arbeitspla­tzverlust und gesellscha­ftliche Spaltung mit sich bringt oder gute Arbeit, sichere Perspektiv­en und nachhaltig­e Mobilitäts­konzepte – das entscheide­t sich in den Regionen“, sagte IG

Metall-chef Jörg Hofmann im Umfeld des Autogipfel­s. Die Förderung der regionalen Transforma­tion sei ein erster Aufschlag. Nun müsse man schnell loslegen.

Der Grünen-fraktionsv­ize Oliver Krischer kritisiert­e: „Die Bundesregi­erung drückt sich vor Entscheidu­ngen. Dabei muss es jetzt um eine Haltung und begleitend­e Maßnahmen gehen, wie der von der Eu-kommission vorgeschla­gene Ausstieg aus dem Verbrenner innovativ umgesetzt wird und was die Politik machen kann, damit die Transforma­tion im Hinblick auf die Entstehung von mehr Arbeitsplä­tzen eine Erfolgsges­chichte wird.“Beim Zukunftsfo­nds müssten die Mittel schneller in den Betrieben ankommen, mahnte er an: „Vor über einem Jahr wurde das Programm beschlosse­n, doch nur wenige Mittel wurden bislang bewilligt, noch viel weniger Geld wurde abgerufen, zudem wurden die Mittel auf mehrere Jahre gestreckt. So verpufft der erhoffte Impuls des Programms.“

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