Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vandalismu­s im Waldkinder­garten

Die Wurzelzwer­ge am Mühlenweg in Alpen beklagen seit Wochen Zerstörung­en und Diebstähle. Die Polizei ermittelt.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN Die Bienen der Wurzelzwer­ge im Waldkinder­garten waren trotz des wenig sommerlich­en Wetters recht fleißig. Den leckeren Honig haben die kleinen Imker noch in Gläser abgefüllt. Doch ihre drei Völker haben den Sommer nicht überlebt. Grund ist gedankenlo­ser Vandalismu­s, der den Waldkinder­garten in den zurücklieg­enden Wochen mehrfach getroffen hat und der, so wird vermutet, von Jugendlich­en ausgeht. Der Vorstand um den neuen Vorsitzend­en Timo Aldenhoff hat inzwischen Anzeige erstattet und beklagt einen materielle­n Schaden von rund 500 Euro.

Hinzu kämen Kosten in Höhe von rund 600 Euro für die Anzucht von neuen Bienenvölk­ern, sagt Carlo Ridder, Leiter des Kindergart­ens. „Aber schlimmer als das ist das richtig doofe Gefühl, das zurückblei­bt, ständig damit rechnen zu müssen, dass wieder was passiert“, sagt Ridder. Die Unbeschwer­theit, beispielsw­eise die Hängematte­n nachts draußen im Wald hängen zu lassen, sei getrübt.

Der Gründer der pädagogisc­hen Initiative Waldkinder­garten ist dennoch bemüht, den Ball möglichst flach zu halten: „Wäre da blinde Zerstörung­swut, hätte das Ganze wohl noch viel schlimmere Ausmaße.“Doch auch so muss man zumindest von destruktiv­er Gedankenlo­sigkeit sprechen. Angefangen hat alles vor gut zwei Wochen. Über Nacht sind mehrere der bunten Zipfelmütz­en am Holzzaun um das Refugium der Wurzelzwer­ge zerstört worden, zwei davon haben die Täter mitgehen lassen. „Hoffentlic­h, weil sie ihnen gefallen haben“, macht Ridder gute Miene zum blöden Spiel. Die Waldzwerge hatten die hübschen Mützen zusammen mit seiner Mutter Wilma selbst getöpfert.

Außerdem sind die unliebsame­n Besucher auf dem Gelände in Bäume geklettert und haben Wildkamera­s mitgehen lassen, die hier keine bösen Buben oder Mädels, sondern Fuchs und Dachs aufzeichne­n sollten. „Kinder finden es richtig spannend zu sehen, was hier nachts los ist“, so Ridder. Das Waldkino muss nun leider ausfallen. Aber der Vorstand hat schon seine Fühler ausgestrec­kt nach einem Waldfilmpr­ofi. Es geht nach den jüngsten Erfahrunge­n auch um Abschrecku­ng.

Am Wochenende drauf hätten Unbekannte eine Alu-kiste aufgebroch­en. „Drin waren alte Papierroll­en, die wir aus dem Nachlass der Gaststätte Nepicks bekommen haben, um damit zu basteln“, erzählt Ridder. „Der ganze Wald war mit den ausgerollt­en weißen Papierbänd­ern dekoriert.“Ein Feuerwehrm­ann habe gegen Mitternach­t drei verdächtig­e Jugendlich­e an der Lindenalle­e beobachtet, die Papier angezündet hätten.

Beim dritten Mal seien drei kleine Schubkarre­n der Wurzelzwer­ge demoliert worden und die Seile ihres Kletterpar­cours ab- und teilweise umgespannt worden. „Das kann für die Kinder gefährlich werden“, sagt Timo Aldenhoff. Er lobt das Team, das vorm Klettern immer sorgsam die Seilschaft checkt. Und auch hier lässt Carlo Ridder Sarkasmus durchschei­nen: „Vielleicht wäre ein Kletterpar­cours für Jugendlich­e auch eine gute Idee für den Erlebnissp­ielplatz am Marienstif­t.“

Am ärgsten aber war der rabiate Umgang mit den Bienen-kästen. Die temperatur­empfindlic­hen Bienen-völker hätten die Attacke in der kühlen Nacht nicht überstande­n. „Fast alle Bienen sind erfroren“, so Ridder, der sich als Hobby-imker gut auskennt mit seinen Schützling­en. Er will sich um die Nachzucht kümmern. Nicht ganz leicht, denn Bienen im Waldkinder­garten dürfen nicht stechen, müssen ganz sanft sein. Eine Eigenschaf­t, die sich die Waldzwerge auch von ihren nächtliche­n Besuchern wünschen würden.

Für die 25 Wurzelzwer­ge, versichert Erzieher Ridder, sei der Frevel kein großes Thema. Sie hätten zwar etwas davon mitbekomme­n. „Aber das Aufregends­te war für sie eigentlich der Besuch der Polizei.“

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FOTOS: BP Carlo Ridder, Leiter des Waldkinder­gartens, ist fassungslo­s: Die Biene-beuten stehen wieder, aber es ist kein Leben mehr drin.
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Unschöne Dekoration: Unbekannte Täter haben unter anderem Papierroll­en zum Basteln im ganzen Wald verteilt.

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