Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
90 Jahre Fußball beim STV Hünxe
Die Abteilung des Klubs feiert am Sonntag auf der Platzanlage mit dem Start in der Kreisliga B ihr langes Bestehen. Mit einem Freundschaftsspiel gegen den TV Voerde fing 1931 alles an. Es gab Höhen und Tiefen.
HÜNXE Fußball hat beim STV Hünxe Tradition. Am Sonntag kommt es gleich zum Auftakt in der Kreisliga B zum ungewöhnlichen Aufeinandertreffen der ersten beiden Stv-mannschaften. Diesen Anlass nutzt der Verein, um das 90-jährige Bestehen der Abteilung zu feiern und dabei auch noch einmal an die lange Geschichte des Fußballs im „Golddorf“zu erinnern.
Ihren Anfang hat die lange Fußball-tradition in Hünxe im Jahr 1931, als ein Team um Werner Welschen, eines der Gründungsmitglieder der Abteilung, das erste Freundschaftsspiel gegen den TV Voerde bestritt. Auch wenn die erste Partie mit 2:3 verloren ging, so sollte die Geschichte eine erfolgreiche werden.
Der Durchbruch gelang der Abteilung am 3. Februar 1932, als auf einer Mitgliederversammlung ein Fußball-ausschuss gewählt wurde. Ebenso wurde die Beschaffung von gebrauchten Trikots beschlossen und die Farben des Vereins auf schwarz und weiß festgelegt. Im September des gleichen Jahres sollte es dann auch in der Meisterschaft losgehen. Die erste Jungenmannschaft gab es im Jahr 1935. Teil dieses Teams war auch das mittlerweile verstorbene Stv-urgestein Kurt Diederichs. Durch das Aufkommen der Nazi-diktatur litt zwar das Vereinsleben, doch der Fußball-betrieb wurde bis in die Kriegsjahre weitergeführt.
Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es nicht lange, ehe das Verlangen nach Fußball in Hünxe wieder aufkam. Am 29.
September 1945 fanden sich 52 Mitglieder zusammen, um den Verein wieder auf die Beine zu stellen.
Um ein Vereinsleben in den Nachkriegsjahren wiederherzustellen, bedurfte es aber zuerst einer Genehmigung, denn in Hünxe hatten die Briten das Kommando. „Keine militärischen oder vormilitärische Übungen oder andere verbotene Betätigungen des Militarismus“, hieß es damals in den Bedingungen. Mit dem Erhalt der Genehmigung war der Neuanfang aber noch längst nicht getan, denn der Hünxer Sportplatz wurde von den Engländern kurzweilig als Parkplatz für Militärfahrzeuge zweckentfremdet und war nicht bespielbar.
Bis dieser wieder hergerichtet war, dauerte es mehrere Wochen. In dieser Zeit kickte der STV nur auf fremden Plätzen. 140 Zuschauer erlebten dann am 18. November 1945 das erste Spiel auf eigenem Platz gegen den VFB Lohberg. Den Siegtreffer für den STV zum 3:2-Erfolg erzielte Hermann Lohmann.
Die Aufbruchstimmung beim STV hielt einige Jahre, ehe 1959 ein Tiefpunkt folgte. Der Verein zählte nur noch 148 Mitglieder. Herbert Schmidt war es dann, der damals drei Jugendteams aufbaute und dem Verein wieder Leben einhauchte. Wenige Jahre später wurde der STV wieder zu einem echten Gegner für andere Mannschaften. 1962 folgte dann auch die Gründung der Alten Herren, die bis heute Bestand haben. Im selben Jahr kehrte mit Hans Hackert einer der talentiertesten Hünxer der damaligen Zeit zu seinem Heimatverein zurück. Zuvor er hatte er in der Verbandsliga beim VFB Lohberg gespielt und arbeitete beim STV zunächst als Spielertrainer und später als Sportlicher Leiter.
Mit Hackert kam aber nicht nur ein sportlicher Aufschwung, denn nur vier Jahre später (1966) übergab die Amtsverwaltung auch den Sportplatz offiziell an den STV.
Neuer Untergrund, neue Spielklasse. In der Saison 1968/1969 stieg der STV erstmals in die Erste Kreisklasse (heutige Kreisliga A) auf. Auch die zweite Mannschaft bestritt ihre Saison erfolgreich und stieg in die
Zweite Kreisklasse auf. Nur ein Jahr später kam die erste Flutlichtanlage für den Klub. Unter den Strahlern der neuen Anlage übergab der damalige Bürgermeister Jupp Bernardy den Ball zum Anstoß zum ersten Flutlichtspiel. Viele Jahre später gab es für den STV dann auch den ersten Rasenplatz. Dieser wurde am 28. Mai 1982 eingeweiht. Fußballlegende Uwe Seeler höchstpersönlich kam mit seiner Prominenten-elf ins „Golddorf“. Mit dabei waren auch andere große Namen wie Torhüter Hans Tilkowski, Wolfgang Overath, Helmut Rahn, Berti Vogts und noch viele andere.
Nachdem im Jahr 1985 alle Seniorenteams ihre Saison auf dem letzten Platz beendeten und abstiegen, dauerte es nicht lange, ehe wieder bessere Zeiten folgten. 1987 gab es gleich mehrere Gründe zum Feiern beim STV. Das 75. Vereinsjubiläum stand ebenso auf dem Programm, wie das 25-jährige Bestehen der Alten Herren. Zudem stieg die erste Mannschaft mit 50:6-Punkten wieder in die Kreisliga A auf. Gefeiert wurde dies in Hünxe ausgiebig. Die Alten Herren absolvierten am 1. Mai ein Spiel gegen eine Prominenten-elf vor 400 Zuschauern. Mit dabei war erneut Uwe Seeler, aber auch Franz Beckenbauer, Helmut Rahn, Wille „Ente“Lippens und viele mehr.
Die Erfolgsgeschichte des STV ging weiter. Uwe Warsteit war es, der im Jahr 1988 das goldene Tor zum Aufstieg in die Bezirksklasse schoss. Gegen den SC Wacker Dinslaken setzten sich die Stv-kicker damals vor 1500 Zuschauern durch – der wohl größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Jahr darauf scheiterte der STV sogar nur knapp am Durchmarsch in die Landesliga, musste in den Folgejahren dann aber wieder kleinere Brötchen backen.
In der jüngeren Vergangenheit setzten sie beim STV stets vermehrt auf die Jugendarbeit, die bis heute Früchte trägt. Derzeit befinden sich alle Teams mindestens in der Fußball-leistungsklasse. Auch die Spieler der Seniorenmannschaften stammen zu einem Großteil aus der eigenen Jugend. Stolz sind die Verantwortlichen in Hünxe auch sehr auf die beiden Nationalspielerinnen Linda Dallmann (FC Bayern München) und Jana Feldkamp ( TSG 1899 Hoffenheim), die ihre Anfänge ebenfalls beim STV gemacht haben. Genau wie Jule und Pauline Dallmann, denen ebenfalls der Sprung in die Bundesliga geglückt ist. Durch die Initiative von Volker Siewert und Frank Turnau gab es im Jahr 2007 auch erstmals eine Mädchenmannschaft, die am Spielbetrieb teilnahm.
Derzeit ist der Klub mit der Entwicklung in den Jugendteams sehr zufrieden, bei den Senioren soll aber bald auch der nächste Schritt erfolgen. Die erste Mannschaft soll in den kommenden Jahren wieder in die A-liga zurückkehren.