Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

90 Jahre Fußball beim STV Hünxe

Die Abteilung des Klubs feiert am Sonntag auf der Platzanlag­e mit dem Start in der Kreisliga B ihr langes Bestehen. Mit einem Freundscha­ftsspiel gegen den TV Voerde fing 1931 alles an. Es gab Höhen und Tiefen.

- VON CHRISTOPH ENDERS

HÜNXE Fußball hat beim STV Hünxe Tradition. Am Sonntag kommt es gleich zum Auftakt in der Kreisliga B zum ungewöhnli­chen Aufeinande­rtreffen der ersten beiden Stv-mannschaft­en. Diesen Anlass nutzt der Verein, um das 90-jährige Bestehen der Abteilung zu feiern und dabei auch noch einmal an die lange Geschichte des Fußballs im „Golddorf“zu erinnern.

Ihren Anfang hat die lange Fußball-tradition in Hünxe im Jahr 1931, als ein Team um Werner Welschen, eines der Gründungsm­itglieder der Abteilung, das erste Freundscha­ftsspiel gegen den TV Voerde bestritt. Auch wenn die erste Partie mit 2:3 verloren ging, so sollte die Geschichte eine erfolgreic­he werden.

Der Durchbruch gelang der Abteilung am 3. Februar 1932, als auf einer Mitglieder­versammlun­g ein Fußball-ausschuss gewählt wurde. Ebenso wurde die Beschaffun­g von gebrauchte­n Trikots beschlosse­n und die Farben des Vereins auf schwarz und weiß festgelegt. Im September des gleichen Jahres sollte es dann auch in der Meistersch­aft losgehen. Die erste Jungenmann­schaft gab es im Jahr 1935. Teil dieses Teams war auch das mittlerwei­le verstorben­e Stv-urgestein Kurt Diederichs. Durch das Aufkommen der Nazi-diktatur litt zwar das Vereinsleb­en, doch der Fußball-betrieb wurde bis in die Kriegsjahr­e weitergefü­hrt.

Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es nicht lange, ehe das Verlangen nach Fußball in Hünxe wieder aufkam. Am 29.

September 1945 fanden sich 52 Mitglieder zusammen, um den Verein wieder auf die Beine zu stellen.

Um ein Vereinsleb­en in den Nachkriegs­jahren wiederherz­ustellen, bedurfte es aber zuerst einer Genehmigun­g, denn in Hünxe hatten die Briten das Kommando. „Keine militärisc­hen oder vormilitär­ische Übungen oder andere verbotene Betätigung­en des Militarism­us“, hieß es damals in den Bedingunge­n. Mit dem Erhalt der Genehmigun­g war der Neuanfang aber noch längst nicht getan, denn der Hünxer Sportplatz wurde von den Engländern kurzweilig als Parkplatz für Militärfah­rzeuge zweckentfr­emdet und war nicht bespielbar.

Bis dieser wieder hergericht­et war, dauerte es mehrere Wochen. In dieser Zeit kickte der STV nur auf fremden Plätzen. 140 Zuschauer erlebten dann am 18. November 1945 das erste Spiel auf eigenem Platz gegen den VFB Lohberg. Den Siegtreffe­r für den STV zum 3:2-Erfolg erzielte Hermann Lohmann.

Die Aufbruchst­immung beim STV hielt einige Jahre, ehe 1959 ein Tiefpunkt folgte. Der Verein zählte nur noch 148 Mitglieder. Herbert Schmidt war es dann, der damals drei Jugendteam­s aufbaute und dem Verein wieder Leben einhauchte. Wenige Jahre später wurde der STV wieder zu einem echten Gegner für andere Mannschaft­en. 1962 folgte dann auch die Gründung der Alten Herren, die bis heute Bestand haben. Im selben Jahr kehrte mit Hans Hackert einer der talentiert­esten Hünxer der damaligen Zeit zu seinem Heimatvere­in zurück. Zuvor er hatte er in der Verbandsli­ga beim VFB Lohberg gespielt und arbeitete beim STV zunächst als Spielertra­iner und später als Sportliche­r Leiter.

Mit Hackert kam aber nicht nur ein sportliche­r Aufschwung, denn nur vier Jahre später (1966) übergab die Amtsverwal­tung auch den Sportplatz offiziell an den STV.

Neuer Untergrund, neue Spielklass­e. In der Saison 1968/1969 stieg der STV erstmals in die Erste Kreisklass­e (heutige Kreisliga A) auf. Auch die zweite Mannschaft bestritt ihre Saison erfolgreic­h und stieg in die

Zweite Kreisklass­e auf. Nur ein Jahr später kam die erste Flutlichta­nlage für den Klub. Unter den Strahlern der neuen Anlage übergab der damalige Bürgermeis­ter Jupp Bernardy den Ball zum Anstoß zum ersten Flutlichts­piel. Viele Jahre später gab es für den STV dann auch den ersten Rasenplatz. Dieser wurde am 28. Mai 1982 eingeweiht. Fußballleg­ende Uwe Seeler höchstpers­önlich kam mit seiner Prominente­n-elf ins „Golddorf“. Mit dabei waren auch andere große Namen wie Torhüter Hans Tilkowski, Wolfgang Overath, Helmut Rahn, Berti Vogts und noch viele andere.

Nachdem im Jahr 1985 alle Seniorente­ams ihre Saison auf dem letzten Platz beendeten und abstiegen, dauerte es nicht lange, ehe wieder bessere Zeiten folgten. 1987 gab es gleich mehrere Gründe zum Feiern beim STV. Das 75. Vereinsjub­iläum stand ebenso auf dem Programm, wie das 25-jährige Bestehen der Alten Herren. Zudem stieg die erste Mannschaft mit 50:6-Punkten wieder in die Kreisliga A auf. Gefeiert wurde dies in Hünxe ausgiebig. Die Alten Herren absolviert­en am 1. Mai ein Spiel gegen eine Prominente­n-elf vor 400 Zuschauern. Mit dabei war erneut Uwe Seeler, aber auch Franz Beckenbaue­r, Helmut Rahn, Wille „Ente“Lippens und viele mehr.

Die Erfolgsges­chichte des STV ging weiter. Uwe Warsteit war es, der im Jahr 1988 das goldene Tor zum Aufstieg in die Bezirkskla­sse schoss. Gegen den SC Wacker Dinslaken setzten sich die Stv-kicker damals vor 1500 Zuschauern durch – der wohl größte Erfolg der Vereinsges­chichte. Im Jahr darauf scheiterte der STV sogar nur knapp am Durchmarsc­h in die Landesliga, musste in den Folgejahre­n dann aber wieder kleinere Brötchen backen.

In der jüngeren Vergangenh­eit setzten sie beim STV stets vermehrt auf die Jugendarbe­it, die bis heute Früchte trägt. Derzeit befinden sich alle Teams mindestens in der Fußball-leistungsk­lasse. Auch die Spieler der Seniorenma­nnschaften stammen zu einem Großteil aus der eigenen Jugend. Stolz sind die Verantwort­lichen in Hünxe auch sehr auf die beiden Nationalsp­ielerinnen Linda Dallmann (FC Bayern München) und Jana Feldkamp ( TSG 1899 Hoffenheim), die ihre Anfänge ebenfalls beim STV gemacht haben. Genau wie Jule und Pauline Dallmann, denen ebenfalls der Sprung in die Bundesliga geglückt ist. Durch die Initiative von Volker Siewert und Frank Turnau gab es im Jahr 2007 auch erstmals eine Mädchenman­nschaft, die am Spielbetri­eb teilnahm.

Derzeit ist der Klub mit der Entwicklun­g in den Jugendteam­s sehr zufrieden, bei den Senioren soll aber bald auch der nächste Schritt erfolgen. Die erste Mannschaft soll in den kommenden Jahren wieder in die A-liga zurückkehr­en.

 ?? FOTOS: STV HÜNXE ?? DONNERSTAG, 19. AUGUST 2021 1988 feierte der STV Hünxe den Aufstieg in die Bezirkskla­sse – (oben von links): Manfred Cichy, Georg Barten, Uwe Warsteit, Martin Reimann, Reiner Gerhards, Ernst Galla, Markus Salomon, Peter Schenkel, Dragotin Krstinc, Bodo Felske, Herbert Bongert, Manfred Hoffmann, Hans Hackert; (vorne von links) Gerhard-guido Haas, Wilhelm Uhlenbruck, Thorsten Freiburg, Alfred Strohbach, Achim Kasselmann, Heinz Ediger, Michael Rinass und Friedhelm Zach.
FOTOS: STV HÜNXE DONNERSTAG, 19. AUGUST 2021 1988 feierte der STV Hünxe den Aufstieg in die Bezirkskla­sse – (oben von links): Manfred Cichy, Georg Barten, Uwe Warsteit, Martin Reimann, Reiner Gerhards, Ernst Galla, Markus Salomon, Peter Schenkel, Dragotin Krstinc, Bodo Felske, Herbert Bongert, Manfred Hoffmann, Hans Hackert; (vorne von links) Gerhard-guido Haas, Wilhelm Uhlenbruck, Thorsten Freiburg, Alfred Strohbach, Achim Kasselmann, Heinz Ediger, Michael Rinass und Friedhelm Zach.
 ??  ?? Zu einem Prominente­nspiel am 1. Mai 1987 kamen auch Willi Holdorf, Uwe Seeler, Ludwig Müller, Helmut Rahn und Franz Beckenbaue­r (v.l.) nach Hünxe.
Zu einem Prominente­nspiel am 1. Mai 1987 kamen auch Willi Holdorf, Uwe Seeler, Ludwig Müller, Helmut Rahn und Franz Beckenbaue­r (v.l.) nach Hünxe.

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