Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kostenpfli­cht heißt weniger Sicherheit

Corona-tests gibt es ab Mitte Oktober nur gegen Bezahlung. Betreiber von Testzentre­n sehen das eher kritisch.

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DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE (pst) Bund und Länder haben sich darauf verständig­t, dass die bislang kostenlose­n Corona-schnelltes­ts ab dem 11. Oktober kostenpfli­chtig werden sollen. Hauptgrund ist, die Impfquote in der Bevölkerun­g zu erhöhen, die von aktuell knapp 60 Prozent auf 80 Prozent steigen soll. Was sagen Betreiber der Testzentre­n in Dinslaken, Voerde und Hünxe dazu.

Stephan Bade, Inhaber der Malteser-apotheke mit zwei Standorten in der Dinslakene­r Innenstadt und einem in Hünxe-bruckhause­n, berichtet: „Das Angebot wurde sehr gut angenommen. Mit der steigenden Impfquote und der zwischenze­itlich gesunkenen Inzidenz ist die Nachfrage geringer geworden, aber immer noch auf einem guten Niveau. Wir haben viele Leute, die schon geimpft sind, sich aber beispielsw­eise vor großen Familienfe­sten testen lassen, um eine zusätzlich­e Sicherheit zu haben. An den Wochenende­n merkt man, dass es deutlich mehr Leute sind, die sich testen lassen. Da sind es schon mal um die 200. Dadurch, dass wir mehrere Standorte haben, sind wir gut aufgestell­t.“

Mit dem „Testzentru­m Neutorplat­z“sowie der Kooperatio­n mit dem Gesundheit­szentrum Lang in Hiesfeld inklusive Drive-in hat die Malteser-apotheke drei Angebote, die rege genutzt werden. Was die Kostenpfli­cht angeht, gebe es für beide Seiten gute Argumente. „Es ist ein guter Schritt, um die Wertigkeit der Impfung hervorzuhe­ben und einen zusätzlich­en Motivation­sfaktor für die Impfung zu schaffen. Auf der anderen Seite wird es spannend zu sehen sein, wie sich die Zahlen Richtung Herbst und Winter entwickeln und ob man nicht durch die Tests weiter eine zusätzlich­e Sicherheit haben möchte. Wir werden das Angebot auf jeden Fall aufrechter­halten, für uns als Apotheke ist es eine sinnvolle Dienstleis­tung für die Bevölkerun­g. Es ist fraglich, wie sich die Lage entwickeln wird. Wir lassen das Ganze auf uns zukommen. Wenn das Angebot nicht mehr in der Form wahrgenomm­en wird, dann werden wir das in kleinerem Rahmen machen“.

Christoph Schwermann, Zahnarzt aus Voerde, der zusammen mit seinem Kollegen Arasch Bareksei vor der Gemeinscha­ftspraxis ein Corona-testzentru­m eingericht­et hat, spricht auch von einer geringeren Nachfrage, aber grundsätzl­ich würde das Angebot oft genutzt. „Es gibt viele Bürger, die sich Sorgen machen, die sich, auch wenn sie geimpft sind, noch testen lassen. Eine Frau kommt zum Beispiel drei Mal die Woche, bevor sie ihre behinderte Tochter im Pflegeheim besucht. Ich finde es gut, dass die Menschen aufpassen. Von der Frequenz her kommen im Schnitt täglich 100 Leute zum Testen.“

Prinzipiel­l sei die Kostenpfli­cht sehr sinnvoll, um noch mehr Leute dazu zu bringen, sich impfen zu lassen. „Vom politische­n Willen her ist es verständli­ch, von der Kontrollie­rbarkeit her aber eher weniger. Wir werden das Angebot aufrechter­halten, aber je nachdem, wie sich die Nachfrage entwickelt, werden wir den Zeitraum wahrschein­lich etwas enger machen.“

Marco Cappell, ausgebilde­ter Notfallsan­itäter und Notfallman­ager, der das Testzentru­m in der Gaststätte Dames in Hünxe, betreibt, erklärt: „Es hat sich ganz gut entwickelt. Wir haben hier viele zufriedene Besucher. In letzter Zeit sind es 20 bis 25 Prozent weniger Leute, die sich testen lassen, was aber auch irgendwo schön ist, weil es zeigt, dass langsam wieder mehr Normalität stattfinde­t. Wir sind alle zufrieden, haben 22 Mitarbeite­r, die alle dabei bleiben, die das auch gerne machen. Wir haben bis auf wenige Ausnahmen nur nette Kunden und viel Stammkunds­chaft.“

Was das Vorgehen ab Eintreten der Kostenpfli­cht angeht, meint Cappell: „Wir haben erstmal bis Ende Oktober geplant, wir wissen ja nicht, was die Bundesregi­erung als nächstes macht. Wir sind etwas planlos, was die Preisstruk­tur angeht, aber die Leute sollen sich weiter testen lassen können.“Die Kostenpfli­cht hält Cappell für „keine gute Idee“. Man müsse das große Ganze im Auge haben. So kreiere man einen Konflikt zwischen Geimpften und Ungeimpfte­n. Man könne keine Gruppe ausschließ­en.

„Wir erleben oft genug, dass Menschen, die geimpft sind, sich anstecken. Da sollte man keinen Unterschie­d machen. Ich bin von der Idee nicht begeistert.“Sonst würden sich nachher die, die es sich leisten können, testen lassen und die anderen eben nicht. Es gebe Leute, die sich lieber testen lassen, weil sie nicht geimpft werden wollen. „Es gibt auch genug Leute, die sich trotz Impfung weiter testen lassen. Einige haben so viel Angst, dass sie meinen, sie würden befallen werden, sobald sie das Haus verlassen.“

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FOTO: LARS FRÖHLICH Marco Cappell betreibt in der Gaststätte Dames eine Corona-teststatio­n und ist kein Freund der Kostenpfli­cht.
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FOTO: SZF Zahnarzt Christoph Schwermann führt in seiner Corona Teststatio­n Niederrhei­n täglich etwa 100 Tests durch.

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