Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Handelsstreit um Afd-smoothies
Edeka ärgert sich über unbestellte Flaschen des Herstellers True Fruits.
BONN/HAMBURG Auf einem Bild stehen sechs Flaschen des Smoothie-anbieters True Fruits in Reih und Glied. In verschiedenen Farben. Und damit auch jede und jeder Wahlberechtigte in Deutschland sofort weiß, wen er oder sie wo im politischen Spektrum des Landes zu verorten hat, sind sie von links nach rechts in der Reihenfolge mit den Aufschriften Die Linken, Die Grünen, SPD, FDP, CDU und AFD versehen. An der Stelle, wo sonst der Firmenname zu lesen ist. Nur die Farben wollen nicht immer so recht zu den Parteien passen, die man ihnen im Sprachgebrauch zuordnet.
Bei Edeka stießen diese Flaschen, die True Fruits seinem Kunden ins Regal stellen wollte, auf keine positive Resonanz. Stattdessen schickte der größte deutsche Lebensmittelkonzern einige Flaschen der Marke zurück und erklärte: „Edeka distanziert sich von den ‚Afd-flaschen’, die ohne unser Wissen vom Hersteller True Fruits in einige Märkte geliefert wurden.“Der Verbund stehe für „Vielfalt, Toleranz und die Förderung einer offenen Gesellschaft“und sieht bei der AFD keines dieser Merkmale gewährleistet. Dazu veröffentlicht die Supermarktkette einen Facebook-post mit der Zeile: „Rechts ist bei uns kein Platz im Regal“.
Aus Sicht von True Fruits ist der Edeka-ärger um die Aktionsware zur Bundestagswahl nicht nachvollziehbar. Die Bonner, die Smoothie-flaschen mit ausgewählten Aussagen aus den Wahlprogrammen der im Bundestag vertretenen Parteien beschriftet hatten, verwiesen auf Anfrage auf die Stellungnahme, die sie zuvor bereits bei der Social-mediaPlattform Instagram gepostet hatten: „Liebe Edeka, ja, wir finden die AFD auch sch... . Aber Aufklärung ist wichtiger als peinliches Social Signaling, wie ihr es hier versucht... Ein Schelm, wer bei eurer Aktion an Populismus denkt! Wir hoffen, dass euer unüberlegter Angriff jetzt wenigstens dazu führt, dass möglichst viele Leute sich mit den Parteien auseinandersetzen und eine überlegte Wahl treffen.“
Da schwingt Ärger mit. Darüber, dass der Großkunde aus Hamburg unter politischer Aufklärung offensichtlich etwas anderes versteht als sein rheinischer Lieferant. Ansonsten gibt es von True Fruits auf mehrere Fragen keine Aussage: nicht zur Zahl der gelieferten Flaschen, nicht dazu, wie oft welche Partei benannt wurde, keine Aussage dazu, was jetzt mit der Warenrücksendung passieren soll und ob andere Handelskonzerne auch beliefert worden seien.
Edeka hat die Ware an den Absender zurückgeschickt. Und nicht bezahlt, weil sie nicht bestellt war. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so wichtig für True Fruits (zu deutsch: wahre Früchte), weil den Bonnern wahlweise mehr an der politischen Debatte oder an einem besonders auffälligen Produkt gelegen gewesen sein könnte. Doch diese Vermutung bleibt einstweilen ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob man nun einen großen Kunden vergrault hat. Aber vielleicht waren der Marketing-gag und die öffentliche Aufmerksamkeit True Fruits das ja wert.