Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
HINTERGRUND & MEINUNG
ANALYSE In Ringenberg startete die CDU in die heiße Phase des Wahlkampfs. Angesichts desaströser Umfragewerte ist die Partei verunsichert. Die Kandidatin ruft zum kämpferischen Schlussspurt auf. Doch es gibt Zweifel an Armin Laschet.
Sabine Weiss kämpft trotz schlechter Werte für die CDU in Hamminkeln
HAMMINKELN Sabine Weiss weiß, wie man gewinnt – und wie man über den Kampf zum Sieg kommt. Trotz der historisch schlechten Werte der CDU in den Umfragen zeigte sie ihre Kämpfernatur und riss mit ihrer Rede im Saal der Gaststätte Busch in Ringenberg die Zuhörer mit. Ihr Auftritt war Balsam für die Cdu-seele. Das Ziel von Weiss: eine gewisse Aufbruchstimmung für den Schlussspurt im Wahlkampf erzeugen.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren – das signalisierte die Direktkandidatin für den Wahlkreis Wesel. Bei den Cdu-mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung in Hamminkeln kam das an. Parteichef Norbert Neß nahm das auf. „Wir sind nur gemeinsam erfolgreich. Mobilisieren, mobilisieren, mobilisieren“, sagte er.
Auf der Gewinnerspur kennt Sabine Weiss sich aus. 2009 zog sie in Dinslaken in das Rathaus ein, in einer Stadt, in der die SPD Seriensieger war. 2009 gewann sie erstmals als Cdu-direktkandidatin den Wahlkreis Wesel I, den sie seither hält – sie sitzt bis heute im Bundestag in Berlin.
Die Dinslakenerin wurde im März 2018 Parlamentarische Staatssekretärin bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Noch nie war sie hier so gefordert wie in der Corona-pandemie. Sabine Weiss war immer eine klare Unterstützerin von Angela Merkel. Doch nach 16 Jahren tritt die Kanzlerin nicht mehr an. Die Abgeordnete Weiss aber macht weiter und will wieder direkt gewählt werden. Dafür kämpft sie um die Hamminkelner Stimmen. 2017 bekam sie 8629 Erststimmen – deutlich mehr als ihre Partei Zweitstimmen (7465).
Die hiesigen Christdemokraten sind froh über eine solche Kandidatin. Wie gut gleichwohl ihre Chancen in diesem Jahr stehen, ist angesichts des Bundestrends nicht ausgemacht. Es gibt Wahlkreistrends, die mit Vorsicht zu genießen sind, die Weiss knapp vor der SPD sehen. Der Vorsprung sei aber hauchdünn, heißt es in diesen Trends.
Die Brüner Landtagsabgeordnete Charlotte Quik hat Weiss in jedem Fall auf ihrer Seite. Quik findet, dass Kanzlerkandidat Armin Laschet zu Unrecht in die Defensive gedrängt wird. Aus dem Landtag kenne sie Laschets Qualitäten, sagte sie, zum Beispiel die Organisation der ruhigen Koalitionsarbeit. Der Wahlkampf sei „extrem schwierig“geworden und das Heilmittel die Geschlossenheit. „Das erwarte ich auch von der CSU“, sagte Quik, die sich „eigentlich als Söder-fan“outete.
Sabine Weiss, die 63-jährige Juristin, baute mit einer positiven Bilanz der Wahlperiode auf und will weiter das tun, was sie stark mache. Auf die Menschen zugehen, persönlich überzeugen, authentisch sein. „Ich bin ein unheimlicher Fan von Wahlkampf“, sagte sie. Sie schätze Armin Laschet („ein richtig guter Politiker und ein echter Mensch“), und dafür gab es Beifall. Und: „Er ist alternativlos.“Man sei verlässlich als CDU, wolle auch weiterhin die Politik der schwarzen Null. Zudem kritisierte Olaf Scholz’ „Füllhorn-wahlkampf“und warnte vor den Folgen einer rot-rot-grünen Regierung, die allerdings als ausgeschlossen gilt.
Dennoch: Der Zweifel an Laschet bohrt in der Hamminkelner CDU. „Ich bin seit 40 Jahren in der CDU. Sabine Weiss bekommt meine Erststimme. Aber ich kann Laschet nicht wählen, ich vermisse, Beispiel Corona-krise, die klare Kante“, sagte ein Teilnehmer. Sabine Weiss ließ das nicht auf Laschet sitzen. Er habe etwa in der Corona-krise gezeigt, wie man sachlich und mit Expertenhilfe mit solch einem Extrem umgehen kann. Im Übrigen führe er erfolgreich und als Mann des Ausgleichs die Koalition in NRW.