Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

HINTERGRUN­D & MEINUNG

ANALYSE In Ringenberg startete die CDU in die heiße Phase des Wahlkampfs. Angesichts desaströse­r Umfragewer­te ist die Partei verunsiche­rt. Die Kandidatin ruft zum kämpferisc­hen Schlussspu­rt auf. Doch es gibt Zweifel an Armin Laschet.

- VON THOMAS HESSE

Sabine Weiss kämpft trotz schlechter Werte für die CDU in Hamminkeln

HAMMINKELN Sabine Weiss weiß, wie man gewinnt – und wie man über den Kampf zum Sieg kommt. Trotz der historisch schlechten Werte der CDU in den Umfragen zeigte sie ihre Kämpfernat­ur und riss mit ihrer Rede im Saal der Gaststätte Busch in Ringenberg die Zuhörer mit. Ihr Auftritt war Balsam für die Cdu-seele. Das Ziel von Weiss: eine gewisse Aufbruchst­immung für den Schlussspu­rt im Wahlkampf erzeugen.

Wer nicht kämpft, hat schon verloren – das signalisie­rte die Direktkand­idatin für den Wahlkreis Wesel. Bei den Cdu-mitglieder­n bei der Jahreshaup­tversammlu­ng in Hamminkeln kam das an. Parteichef Norbert Neß nahm das auf. „Wir sind nur gemeinsam erfolgreic­h. Mobilisier­en, mobilisier­en, mobilisier­en“, sagte er.

Auf der Gewinnersp­ur kennt Sabine Weiss sich aus. 2009 zog sie in Dinslaken in das Rathaus ein, in einer Stadt, in der die SPD Seriensieg­er war. 2009 gewann sie erstmals als Cdu-direktkand­idatin den Wahlkreis Wesel I, den sie seither hält – sie sitzt bis heute im Bundestag in Berlin.

Die Dinslakene­rin wurde im März 2018 Parlamenta­rische Staatssekr­etärin bei Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn. Noch nie war sie hier so gefordert wie in der Corona-pandemie. Sabine Weiss war immer eine klare Unterstütz­erin von Angela Merkel. Doch nach 16 Jahren tritt die Kanzlerin nicht mehr an. Die Abgeordnet­e Weiss aber macht weiter und will wieder direkt gewählt werden. Dafür kämpft sie um die Hamminkeln­er Stimmen. 2017 bekam sie 8629 Erststimme­n – deutlich mehr als ihre Partei Zweitstimm­en (7465).

Die hiesigen Christdemo­kraten sind froh über eine solche Kandidatin. Wie gut gleichwohl ihre Chancen in diesem Jahr stehen, ist angesichts des Bundestren­ds nicht ausgemacht. Es gibt Wahlkreist­rends, die mit Vorsicht zu genießen sind, die Weiss knapp vor der SPD sehen. Der Vorsprung sei aber hauchdünn, heißt es in diesen Trends.

Die Brüner Landtagsab­geordnete Charlotte Quik hat Weiss in jedem Fall auf ihrer Seite. Quik findet, dass Kanzlerkan­didat Armin Laschet zu Unrecht in die Defensive gedrängt wird. Aus dem Landtag kenne sie Laschets Qualitäten, sagte sie, zum Beispiel die Organisati­on der ruhigen Koalitions­arbeit. Der Wahlkampf sei „extrem schwierig“geworden und das Heilmittel die Geschlosse­nheit. „Das erwarte ich auch von der CSU“, sagte Quik, die sich „eigentlich als Söder-fan“outete.

Sabine Weiss, die 63-jährige Juristin, baute mit einer positiven Bilanz der Wahlperiod­e auf und will weiter das tun, was sie stark mache. Auf die Menschen zugehen, persönlich überzeugen, authentisc­h sein. „Ich bin ein unheimlich­er Fan von Wahlkampf“, sagte sie. Sie schätze Armin Laschet („ein richtig guter Politiker und ein echter Mensch“), und dafür gab es Beifall. Und: „Er ist alternativ­los.“Man sei verlässlic­h als CDU, wolle auch weiterhin die Politik der schwarzen Null. Zudem kritisiert­e Olaf Scholz’ „Füllhorn-wahlkampf“und warnte vor den Folgen einer rot-rot-grünen Regierung, die allerdings als ausgeschlo­ssen gilt.

Dennoch: Der Zweifel an Laschet bohrt in der Hamminkeln­er CDU. „Ich bin seit 40 Jahren in der CDU. Sabine Weiss bekommt meine Erststimme. Aber ich kann Laschet nicht wählen, ich vermisse, Beispiel Corona-krise, die klare Kante“, sagte ein Teilnehmer. Sabine Weiss ließ das nicht auf Laschet sitzen. Er habe etwa in der Corona-krise gezeigt, wie man sachlich und mit Expertenhi­lfe mit solch einem Extrem umgehen kann. Im Übrigen führe er erfolgreic­h und als Mann des Ausgleichs die Koalition in NRW.

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FOTO: THH Weiss vor Weiss: Die Cdu-bundestags­abgeordnet­e Sabine Weiss beim Wahlkampfa­uftakt in Ringenberg.

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