Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine DM mit vielen Misstönen

Der Deutsche Leichtathl­etik-verband verärgert die Helfer des Weseler TV mit viel Starrsinn.

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WESEL (R.P.) Das Weseler Auestadion am Freitag um die Mittagszei­t: Wenige Athleten verirren sich auf der Tribüne, die U-20-athleten wärmen sich an der Hochsprung­anlage auf und zwei der vier Mitarbeite­r eines Sicherheit­sdienstes weisen auf die Maskenpfli­cht hin. Zuschauer sind komplett Fehlanzeig­e, darauf hat der Deutsche Leichtathl­etik-verband (DLV) bestanden. Er richtet die Deutschen Mehrkampfm­eisterscha­ften aus, wünscht sich dabei eine sterile Atmosphäre, wegen Corona. Die Lockerunge­n in der neuen Verordnung sind komplett am DLV vorbeigega­ngen. Der Weseler TV als gastgebend­er Verein bekommt dies in unangenehm­er Art und Weise zu spüren.

Dieter Jantz, als Leichtathl­etik-abteilungs­leiter des WTV sonst Hausherr im Auestadion, hat gar nichts mehr zu sagen. „So etwas hätte ich mir in meinen Alpträumen nicht vorstellen können. Für unsere eigenen Helfer tut es mir leid, dass sie hier so angemacht werden“, sagt der 59-Jährige. Rund 50 Helfer hat der WTV akquiriert, um die DM reibungslo­s über die Bühne zu bringen. Schließlic­h besitzt der Verein Erfahrung bei derartigen Mammuteven­ts, hat sich durch seine Verlässlic­hkeit und sein

Organisati­onstalent eigentlich einen Namen gemacht – auch beim DLV.

Doch dies spielt zumindest am ersten der drei Tage keine Rolle. „Irgendwie scheint der DLV gegen uns zu arbeiten“, wundert sich Jantz. Die Arbeiten im Vorfeld waren schon nervenaufr­eibend, aber sie werden am Freitag in den Schatten gestellt. Er schlage sich nur mit organisato­rischen Dingen herum. Dass der städtische Sportdezer­nent Rainer Benien zunächst nicht auf das weitläufig­e Gelände darf, passt zum Gesamtbild. Mit Kritik am DLV hält sich dann er nicht zurück. „In dieser Zeit gilt es, das ehrenamtli­che Engagement zu würdigen. Aber hier wurde deutlich, dass den handelnden Personen das Fingerspit­zengefühlt fehlt.“Wenig später griff er noch zum Smartphone, um sich in der Vorstandse­tage zu beschweren. „Die Leute vor Ort sollten sich bei den Wtv-mitarbeite­rn entschuldi­gen“, so Benien.

Neben den eigenen Helfern bedauert Jantz auch die Sportler. Nicht nur, das diese allein zwei Betreuer mit auf die Anlage bringen dürfen – es geht auch für viele um einen Titel, und wenn Vater und Mutter nicht als Betreuer angemeldet sind, müssen sie draußen bleiben. Auch sind sie von jeder Verpflegun­g vor Ort abgeschnit­ten. Denn der WTV darf nun doch nicht für Speisen und Getränke sorgen, vom DLV untersagt. So bleibt den Aktiven nur, jemanden zum Lieferserv­ice abzustelle­n.

Einige hundert Liter Sauce für Nudelgeric­hte waren geordert, 200 Liter Joghurt mit Früchten und jede Menge Getränke. Die 500 Brötchen und die Kuchen konnte Dieter Jantz noch abbestelle­n, der Rest geht an die Wtv-helfer. Der Abteilungs­leiter will mit seinen Helfern aber natürlich noch die kommenden zwei Tage durchhalte­n. „Nur für die Athleten, nicht für den DLV.“

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FOTO: POTTGIESSE­R Alexander Manassero vom ASC Düsseldorf beim Kugelstoße­n.

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