Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
DINSLAKEN
Diese Technik mit Einsatz mobiler Anlagen soll helfen, die Virenbelastung in den Unterrichtsräumen deutlich zu reduzieren. Außerdem könne sie zu einem lernfördernden Klima beitragen.
Die Schulen wollen Luftfilter, die Stadt ist für Ventilatoren
DINSLAKEN (hsd) Die Schulleitung der Ernst-barlach-gesamtschule (EBGS) unterstützt die Bemühungen der Schulpflegschaft, eine technische Unterstützung bei der Reduktion von Viren in der Luft in den Unterrichtsräumen durch die Installation von Raumluftfilteranlagen zu erhalten. In der Stellungnahme der Schule heißt es, dass Luftfilteranlagen nach Auskunft von Experten maßgeblich zu einem lernförderlichen Klima im Unterricht beitrügen, die Virenlast in der Luft erheblich minimierten und sich dadurch Unterrichtsausfall und viralbedingte Erkrankungen bei Schülern und Lehrern verringere.
Die Schulleitung hält die Pandemieentwicklung nach wie vor für eine außerordentliche Gefahr und fordert alle Verantwortlichen auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Die Nachbehandlung der Covid-19-folgeschäden bei Kindern und Jugendlichen koste das Land Millionen Euro. „Eine zukunftsweisende Bildungspolitik sollte auf den präventiven Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen in unseren Schulen setzen und dabei alle technischen Möglichkeiten zur Herstellung dieses Schutzes prüfen und anwenden“, argumentiert die Ebgs-schulleitung.
Eine gesunde Raumluft trage wesentlich zu störungsfreiem Lernen bei. Deshalb sollten Raumluftfilteranlagen auch standardmäßig Eingang in die Schulbaurichtlinien finden und von Bund und Land entsprechend gefördert werden.
„Wir unterstützen daher ausdrücklich die Initiative der Elternpflegschaften von EBGS und THG und bitten den Rat der Stadt um Zustimmung in der Sondersitzung am 24. August 2021“, heißt es in der Stellungnahme weiter
Die Stadtverwaltung hatte als eines der Hauptargumente gegen die Aufstellung weiterer Raumluftfilter die damit verbundenen Kosten ins Feld geführt. Bislang wurden 18 dieser Geräte erworben. Die Anschaffungs- und Aufstellungskosten lägen bei 5100 Euro je Gerät, so die Verwaltung. Hinzu komme einmal jährlich der Wechsel der Kohlefilter, der mit 90 Euro zu Buche schlage, und alle zwei Jahre der Austausch der Kohle- beziehungsweise Hepafilter für etwa 300 Euro. Für die noch benötigten 244 Geräte fallen damit nach Berechnung der Stadtverwaltung einmalig 1,24 Millionen Euro sowie jährliche Ausgaben in Höhe von etwa 22.000 Euro und alle zwei Jahre 95.000 Euro an. Fördergelder für den Kauf der Luftfilteranlagen zu erhalten, sieht die Verwaltung nicht.
Die Schulpflegschaften von EBGS und THG sowie deren Experten aus den Reihen der Schuleltern haben eine Gegenrechnung aufgemacht, die deutlich günstiger ausfällt. Nach ihren Aussagen gibt es aktuell ordentliche Luftfiltergeräte bereits für 3000 Euro je Klassenraum. Bei einer größeren Bestellung sei die Gewährung eines Mengenrabatts möglich, so dass der Stückpreis auf 2500 Euro fallen könnte. Somit würden sich die von der Verwaltung angegebenen Kosten von 1,24 Millionen Euro auf die Hälfte reduzieren. Auch die Folgekosten lassen sich nach Einschätzung der Schulpflegschaften optimieren und dadurch senken.
Der Rat befasst sich in seiner nächsten Sitzung mit einem Antrag der FDP, in dem die Liberalen fordern, dass die Kommune mobile Luftfilter für alle Schulen, Aulen, Turnhallen und Kindertagesstätten anschafft. Die Verwaltung soll zudem vorhandene Fördermöglichkeiten ausschöpfen. In ihrer Stellungnahme zu dem Antrag der FDP hat sich die Verwaltung dafür ausgesprochen, diesen abzulehnen. „Nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand und unter Berücksichtigung der guten Lüftungssituation und des geringen zusätzlichen Wirkungsgrades (plus drei Prozent) sowie letztlich der hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten wird eine Anschaffung weiterer Luftreinigungsgeräte seitens der Verwaltung als nicht sinnvoll erachtet“, begründet die Verwaltung ihre Haltung.
Sie arbeitet inzwischen an einem
neuen Vorschlag zu Fensterventilationssystemen, wie Stadtsprecher Marcel Sturm bestätigte. Die Schulpflegschaften verweisen darauf, dass für ein auf Ventilatorenbasis betriebenes Lüftungssystem „weder detaillierte Messergebnisse noch Versuchsaufbauten oder ähnliches vorliegt“. Zudem benötige dieses Lüftungssystem noch „eine unabsehbare Zeit“, um zertifiziert zu werden.
Die Kosten liegen bei 1800 Euro je Klasse. Damit beträgt die Preisdifferenz zu den Luftfilteranlagen rund 700 Euro pro Stück, bei 244 Stück also etwa 170.000 Euro.