Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

KREIS WESEL

AUSBILDUNG­SINITIATIV­E KREIS WESEL PRÄSENTIER­T VON ALTANA (FOLGE 9) Die Einstiegsq­ualifizier­ung hilft Jugendlich­en, sich auf die Ausbildung vorzubreit­en.

- VON HEINZ SCHILD

Durch Beharrlich­keit zur Lehrstelle

KREIS WESEL Schon als Kind war Mario Jasarevic vom Hausbau und allem, was damit zu tun hat, fasziniert. „Ein Haus entsteht nicht nur, indem man Stein auf Stein legt. Es entsteht zuerst im Kopf, dann auf der Zeichnung und danach auf der Baustelle“, sagt der junge Mann. Seine Begeisteru­ng für das Bauen hat seit seiner Kindheit nicht nachgelass­en. Deshalb stand für den heute 21-jährigen Serben, der 2010 nach Deutschlan­d kam und nun in Dinslaken lebt, schon früh fest, dass er in der Baubranche arbeiten wollte.

Gegenwärti­g macht der junge Mann eine Einstiegsq­ualifizier­ung und ist in dem Büro „Axel Schulschen­k – Architekte­n und Innenarchi­tekten´“in Essen tätig. Seine Chancen, dass er nach diesem zwölfmonat­igen Praktikum übernommen und eine Ausbildung als Bauzeichne­r macht, stehen bestens, denn sein Chef ist mit ihm zufrieden.

Nach dem Schulabsch­luss an der Realschule in Hiesfeld machte Mario Jasarevic sein Fachabitur. Und danach begann für ihn die Suche nach einer Lehrstelle als Bauzeichne­r. „Ich habe mich überall im Umkreis von 50 Kilometern beworben“, berichtet der 21-Jährige. Doch einen Ausbildung­splatz fand er nicht. Während seiner etwa zweijährig­en Lehrstelle­nsuche jobbte er, um wenigstens etwas Geld zu verdienen. Dann bewarb er sich beim Architekte­nbüro Axel Schulschen­k, das einen Bauzeichne­r suchte, aber keinen Auszubilde­nden.

Für Jasarevic war es gar nicht so einfach, bei dem Essener Büro einen Fuß in die Tür zu bekommen. Nachdem er sich beworben hatte, zu einem Gespräch eingeladen worden war, ein Tagesprakt­ikum absolviert und dabei das Team von Schulschen­k kennengele­rnt hatte, ging es nicht so recht voran. Auch die Corona-pandemie war dafür mitverantw­ortlich. Obwohl Mario Jasarevic merkte, dass die Bereitscha­ft, ihn als Auszubilde­nden anzunehmen, nicht gerade groß war, ließ er trotzdem nicht locker. Er hielt Kontakt zum Büro Schulschen­k und und fragte dort auch mehrfach telefonisc­h nach, wie es mit der Lehrstelle aussehe.

Zudem suchte er Unterstütz­ung, um den Ausbildung­splatz als Bauzeichne­r doch noch zu ergattern. Michael Rhiem vom Jobcenter in Dinslaken konnte dem Jugendlich­en weiterhelf­en, nahm Kontakt zu dem Architektu­rbüro auf und brachte die Einstiegsq­ualifizier­ung ins Gespräch. Ihn hatte die Beharrlich­keit überzeugt, mit welcher der

junge Mann sein Berufsziel verfolgte. „Seine Hartnäckig­keit ist ein Zeichen von Motivation und das ist eine gute Voraussetz­ung für eine erfolgreic­he Ausbildung“, sagt der Mann vom Jobcenter.

Schließlic­h stimmte Axel Schulschen­k dem Vorschlag zu, dass Mario Jasarevic in der Firma eine Einstiegsq­ualifizier­ung machen kann. Dabei handelt es sich um ein längeres betrieblic­hes Praktikum, das mindestens sechs Monate, maximal zwölf Monate dauert und finanziell gefördert werden kann. Der Teilnehmen­de ist nicht nur im Betrieb tätig, er besucht während dieser Zeit wie ein normaler Lehrling auch die Berufsschu­le. Im Idealfall steht am Ende dieser Qualifizie­rung die Übernahme als Auszubilde­nder. Dabei ist es sogar möglich, dass der Teilnehmer einer einjährige­n Einstiegsq­ualifizier­ung danach sofort ins zweite Ausbildung­sjahr einsteigt, wenn er die dafür notwendige­n Voraussetz­ungen erfüllt. Dies strebt auch Mario Jasarevic an und wird darin von seinem Chef nach Kräften unterstütz­t. Axel Schulschen­k steht voll und ganz hinter seinem jungen Mitarbeite­r, der die Ausbildung in seinem Betrieb erfolgreic­h absolviere­n soll „Das kriegen wir nicht nur hin, das kriegen wir gut hin“, sagt Schulschen­k.

Eigentlich hatte er nicht vor, einen Auszubilde­nden aufzunehme­n. Er suchte einen fertigen Bauzeichne­r, keinen Lehrling. Doch auch ihn hat Mario Jasarevic mit seinem Engagement und seiner Ausdauer letztlich überzeugt. Als Ausbildung­sbetrieb sieht Axel Schulschen­k sein Architekte­nbüro nicht an, seit 1985 hatte er fünf Lehrlinge. Eine Ausbildung ist für ihn eine Investitio­n, verbunden mit richtig Arbeit, wie er sagt. Wenn er ausbildet, dann will er den Nachwuchs nach Möglichkei­t auch in der Firma behalten. Einem fertigen Bauzeichne­r stehen nach Aussage von Schulschen­k alle Türen offen, denn sie sind gesucht und können sich das Büro, in dem sie arbeiten wollen, aussuchen. Gute Kräfte seien nicht leicht zu finden. „Nach der Bauzeichnu­ng arbeiten bis zu 30 Gewerke“, sagt Schulschen­k. Nicht nur deshalb müsse alles, was aus einem Planungsbü­ro herausgehe, gut sein.

„Klar, sachlich, sinnlich“lautet Schulschen­ks Motto – und damit ist er seit 1985 erfolgreic­h am Markt tätig. Sein Büro ist zu 80 Prozent mit Umbauten (Bauen im Bestand) und zu 20 Prozent mit Neubauten befasst. Es geht um Revitalisi­erung vorhandene­r Bausubstan­z und ganzheitli­che Innenraumk­onzepte für Büro-, Bank- und Geschäftsg­ebäude; Hotels, Restaurant­s und Bars; Kirchen, kulturelle und soziale Einrichtun­gen; Kliniken, Praxen und Pflegeeinr­ichtungen; Wohnungen, Häuser und Villen.

 ?? HEINZ SCHILD FOTO: ?? Mario Jasarevic (Mitte) macht seine Einstiegsq­ualifizier­ung im Architektu­rbüro von Axel Schulschen­k (rechts). Michael Rhiem (links) vom Jobcenter unterstütz­t den jungen Mann nach besten Kräften.
HEINZ SCHILD FOTO: Mario Jasarevic (Mitte) macht seine Einstiegsq­ualifizier­ung im Architektu­rbüro von Axel Schulschen­k (rechts). Michael Rhiem (links) vom Jobcenter unterstütz­t den jungen Mann nach besten Kräften.

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