Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Polizei hofft auf Hinweise auf Feuerteufe­l

Die Serie von Mülltonnen­bränden in Dinslaken hält die Polizei in Atem. Sie bindet ständig Kräfte der Feuerwehr, gefährdet Häuser, Autos und vielleicht eines Tages Menschenle­ben. Die Ermittlung­en gestalten sich schwierig.

- VON SINA ZEHRFELD

DINSLAKEN Eine Serie von Brandstift­ungen hält die Menschen in Averbruch und Innenstadt in Angst. Immer wieder brennen mitten in der Nacht Mülltonnen in Wohnstraße­n, und wiederholt haben die Flammen auf Brennbares in der Nähe übergegrif­fen. Die Taten geschehen seit Ende Mai. Seitdem standen bis Freitag dieser Woche in sieben Nächten insgesamt etwa 55 Mülltonnen in Flammen, darunter immer wieder Altpapiert­onnen und Container. In einem der jüngsten Fälle wurde auch ein Briefkaste­n angezündet. Die meisten Brandstift­ungen haben sich zwischen zwei und vier Uhr in der Nacht ereignet. Ein trauriger Höhepunkt waren achtzehn Stück, alle in einer knappen Dreivierte­lstunde zwischen 2.30 und 3.10 Uhr.

„Es gibt viele Möglichkei­ten dass so ein Feuer irgendwann mal Menschenle­ben kosten wird“, macht Ulrich Borgmann klar, stellvertr­etender Leiter der Feuerwehr Dinslaken. „Es sind ja nicht nur Mülleimer, die frei irgendwo stehen, sondern auch welche direkt am Haus.“Oder solche in der Nähe von Fahrzeugen. „Wir hatten Wohnwagen, Pkw, Fassaden, die in Mitleidens­chaft gezogen wurden“, zählt Borgmann auf.

Das größte Schreckens­szenario ist es, dass Flammen auf eine Hauswand überschlag­en. „Wenn eine Fassade brennt, haben wir ruck-zuck ein Haus im Vollbrand. Und ruckzuck sind Menschen gefährdet.“Die Vorfälle geschehen schließlic­h in der Nacht. Die Anwohner sind ahnungslos, sie schlafen. Gegebenenf­alls bei offenen Fenstern; schon allein durch den giftigen Rauch kann es kritisch werden.

Abgesehen davon, dass diese Serien von Brandstift­ungen die Berufsfeue­rwehr mit Beschlag belegen. „Wir haben hier Nächte gehabt, da war die Hauptwache fast die ganze Nacht deswegen raus“, schildert Borgmann. „Die sind gar nicht mehr eingerückt, die sind von einem Mülltonnen­brand zum nächsten gefahren.“Die Folge: „Wenn wir Mülleimer löschen müssen, fehlen wir an anderer Stelle.“Wenn es als nächstes anderswo brennt, „dann müssen andere Kräfte alarmiert werden“. Gegebenenf­alls solche, die von weiter weg herbeikomm­en müssen.

Meistens rückt zu einem Mülltonnen­brand erstmal ein Löschfahrz­eug der „Hauptwache“aus, also ein Fahrzeug der Berufsfeue­rwehr mit vier Leuten. „Wir haben sieben

Leute, die 24 Stunden, rund um die Uhr, die Löschfahrz­euge besetzen“, erläutert Borgmann. Die Kapazitäte­n sind also begrenzt. Für einen Mülltonnen­brand ist praktisch die halbe hauptamtli­che Mannschaft unterwegs und beschäftig­t.

Die Polizei ermittele „mit einer hohen Ernsthafti­gkeit“in der Sache, versichert deren Sprecher Dominik

Flinkert. „Das ist kein Dumme-jungen-streich. Das sind Straftaten.“Was die Nachforsch­ungen bisher ergeben haben, dazu wolle man während der laufenden Ermittlun

gen aber nichts sagen. Etwa, ob man davon ausgeht, dass immer der oder die selben Täter am Werk waren. Immerhin könnte es auch Nachahmer geben. Die Polizei offenbart auch nicht, ob immer die gleiche Methode angewandt wurde und wie diese aussieht – ob beispielsw­eise irgendwelc­he Substanzen als Brandbesch­leuniger benutzt wurden. Sprecher Flinkert versichert aber: „Eine Untersuchu­ng von allen Tatorten hat stattgefun­den.“Und: Es habe aus der Bevölkerun­g Hinweise auf mögliche Verdächtig­e gegeben.

Alle bis Freitag bekannten Taten haben sich in einem recht eng umrissenen Bereich des Stadtgebie­tes abgespielt: In den Wohnstraße­n im nordwestli­chen Teil des Averbruchs und rund um das Trabrennba­hn-areal bis hin zur Innenstadt. An den äußersten Ecken des betroffene­n Areals lagen Tatorte an der Hasenstraß­e im Averbruch und beim Altmarkt in der Stadtmitte. Drei mal geschahen die Brandstift­ungen in der Nacht zu einem Samstag, drei mal in der Nacht zu einem Freitag, einmal in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.

Sind in der Gegend nun mehr Streifen unterwegs? Polizeispr­echer Flinkert bleibt vage: Man setze Personal immer „lageangepa­sst“ein. Aber er sagt: „Neben uniformier­ten Beamten werden auch zivile Einsatzkrä­fte zu den relevanten Zeiten eingesetzt.“Man bitte die Bevölkerun­g, sich sofort zu melden, wenn etwas Verdächtig­es beobachtet wird: „konkret im Zusammenha­ng mit Mülltonnen in den Nachtstund­en“. Grundsätzl­ich seien die Ermittlung­en nach Branddelik­ten schon deshalb schwierig, weil durch Feuer und Löscharbei­ten auch Spuren vernichtet würden. Um so wichtiger seien Hinweise, „um durch Zeugenauss­agen weiterzuko­mmen.“

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