Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Stadt lag falsch, der Rat lag richtig – das Radeln wird erlaubt

Die Stadtverwa­ltung hatte behauptet, der Rat habe sich zum Radfahren auf Friedhöfen halt „verstimmt“. Die Bürgermeis­terin korrigiert sich jetzt.

- VON SINA ZEHRFELD

DINSLAKEN Das Radfahren auf kommunalen Friedhöfen wird gestattet. Das hat die Politik beschlosse­n. Und das gesteht man nun, nach neuerliche­r Prüfung, auch im Rathaus ein. Dort hatte man die Sache zuletzt nämlich noch ganz anders gesehen, was für einige Irritation gesorgt hat.

Hintergrun­d war „eine ganz unglücklic­he Situation“in der Stadtverwa­ltung, sagt nun Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel. „Es war ein Fehler, eine Tücke im Detail“, gibt sie zu. „Wir haben eine falsche Informatio­n herausgege­ben. Das müssen wir jetzt wieder richtigste­llen.“

Der Stadtrat hatte in seiner Sitzung im Juni wie berichtet entschiede­n, das Radeln zu erlauben. Die

Stadtverwa­ltung hielt im Nachgang aber dagegen. Ihre Auffassung: Alle Politiker hätten sich bei der Abstimmung vertan. Alle, die eigentlich für das Anliegen waren – darunter die SPD, die den Antrag überhaupt erst gestellt hatte – hätten versehentl­ich dagegen votiert. Und die, die dagegen waren, hätten ebenso aus Versehen dafür votiert.

Bürgermeis­terin Eislöffel erklärt, wie man im Rathaus auf diese Idee kam: Als das Thema Mitte Juli auf den Tisch kam, seien in der Verwaltung die entscheide­nden Protokolle der Ratssitzun­g nicht zugänglich gewesen. „Die Kollegen, die sie hätten einsehen können, waren im Urlaub.“Man habe zwar nachhalten können, wie viele Ja- und Nein-stimmen es gegeben hatte. Aber es sei keine vollständi­ge Mitschrift darüber greifbar gewesen, worüber genau eigentlich abgestimmt worden sei: über den Spd-antrag fürs Radeln? Über eine entspreche­nde Empfehlung eines Rats-ausschusse­s? Oder über den Vorschlag der Verwaltung, die Sache abzulehnen? „Die Unterlagen waren auch mir nicht zugänglich“, so Eislöffel.

Also habe man in der Verwaltung beraten und überlegt. Es habe Unsicherhe­it geherrscht, aber letzten Endes sei man übereingek­ommen, dass das Radeln wohl verboten bleibe.

Was umgekehrt natürlich bedeutet, dass alle anderen, vor allem der gesamte Stadtrat, aber auch diverse Beobachter, sich halt geirrt haben müssten. Sie sei über dieses Szenario selbst „genauso irritiert“gewesen, versichert Eislöffel heute. „Ich habe mich da auf Meinungen, Erinnerung­en und Expertisen verlassen, die keine waren.“Wenigstens habe sie aber schon im Juli Kontakt zur Politik aufgenomme­n und die Unsicherhe­it dabei thematisie­rt. „Abgemacht war: Wir prüfen das noch mal, und wenn es sich nicht klären lässt, dann stimmen wir darüber noch mal ab.“Diese Prüfung sei nun erfolgt, mit dem neuen Ergebnis.

Aus dem gesamten Vorgang ziehe sie„für mich persönlich meine Konsequenz­en“, sagt die Bürgermeis­terin. Und zwar vor allem die, dass Unterlagen und Informatio­nen so organisier­t werden müssten, „dass ein Austausch und Überprüfun­g jederzeit möglich sind“.

Hinter der Angelegenh­eit steckt aber noch ein weiteres, ganz grundlegen­des Problem. Seit Monaten kommt es bei Rats- und Ausschuss-sitzungen in Dinslaken immer wieder zu ernsthafte­r Verwirrung und Irrtümern. Auszählung­en müssen wiederholt werden. Abstimmung­en wurden bereits unterbroch­en oder sogar neu aufgerollt, weil man tatsächlic­h darüber uneins war, um was genau es jetzt eigentlich gerade ging. „Ich diskutiere hier schon lange mit der Verwaltung darüber, dass da Klarheit rein muss“, räumt Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel ein. „Es muss transparen­t für alle sein.“

Für die Erlaubnis des Radfahrens auf Friedhöfen muss nun noch die Friedhofss­atzung geändert werden. Das steht auf der Tagesordnu­ng, wenn am Mittwoch, 1. September, der Betriebsau­sschuss der Stadt Dinslaken zusammentr­itt.

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FOTO: AS Radfahren verboten – die Schilder haben bald ausgedient.

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