Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Rat setzt Luftfilter durch
Die engagierten Schulpflegschaften können es als Erfolg für sich verbuchen. Die Stadt Dinslaken kauft weitere Luftfilteranlagen für Schulen und Kitas.
Die Stadt Dinslaken kauft weitere Luftfilteranlagen für für Schulen und Kitas – ein Erfolg für die engagierten Schulpflegschaften.
DINSLAKEN
Bei nur einer Stimmenthaltung aus den Reihen der UBV sprachen sich die Mitglieder des Rates in ihrer Sondersitzung, die in der renovierte Kathrin-türks-halle stattfand, für die Anschafflung weiterer Luftreinigungsgeräte aus. Erklärtes Ziel ist es, die Schulen und die Kindertagesstätten im Kampf gegen Corona mit diesen Geräten auszustatten. Die Stadtverwaltung hatte sich in ihrer Ergänzungsvorlage hingegen für Fensterventilatoren-systeme eingesetzt, doch fand dieser Vorschlag keine Gegenliebe. Bereits mit ihrer ursprünglichen Ansicht, auf Luftfilter zu verzichten und auf das Belüften der Klassenräume zu setzten, hatte die Verwaltung für Unverständnis und Kopfschütteln nicht nur bei vielen Eltern aus den Schulpflegschaften gesorgt.
Gleich zu Beginn der Sitzung verteidigte Bürgermeisterin Michaela Eislköffel die Haltung der Verwaltung. Sie beklagte, dass es „keine ganz klare und eindeutige Richtungsweisung“in dieser Sache gebe, sie hätte sich eine Empfehlung von Land und Bund zur Sicherstellung des Unterrichts gewünscht, doch die habe es nicht gegeben. Die Verwaltungsvorlagen seien nach bestem Wissen und Gewissen erstellt worden.
Die Fragestunde zu Beginn des Ratssitzung nutzte Guido Stammer von der Schulpflegschaft des Theodor-heuss-gymnasiums ( THG) zur Kritik an der Verwaltung, die auf das in den Reihen der engagierten Eltern vorhandene Fachwissen verzichtet und sich für den Einsatz von Ventilatoren statt Luftfilter ausgesprochen hatte. Wie man in der für Tests veranschlagten Zeit von maximal 14 Tagen ein belastbares Ergebnis zu Ventilatoren-sytemen bekommen wollte, war Stammer ein Rätsel. Kritik kam auch vom Schülersprecher des THG. Er forderte von den Verantwortlichen mehr Respekt gegenüber den Schülern ein und stellte fest: „Wir fühlen uns allein gelassen.“
Baudezernent Thomas Palotz rechtfertigte den Vorschlag, Ventilatoren-systeme einzusetzen, mit Aussagen des Max-planck-instituts und namhafter Hochschulen, auf die man sich verlassen habe, da die Verwaltung selbst nicht über Aerosolforscher oder Experten für Strömungsverhalten verfüge. Aus Sicht der Verwaltung sei die Zufuhr von Frischluft in kontrollierter Form durch die Ventilatoren die „wirksamte Lösung“. „Vom Nutzen der Luftfilter sind wir nicht überzeugt“, stellte die Beigeordnete Christa Jahnke-horstmann fest. Da es unterschiedliche Auffassungen gebe, sah sie die Politik gefordert.
Gerald Schädlich, Fraktionsvorsitzender der FDP, auf deren Antrag die Sondersitzung des Rates zustande gekommen war, konnte keine ernsthaften Argumente erkennen, die gegen die beantragte Anschaffung und den Einsatz der Luftfilter sprechen würden. Gerd Baßfeld von den Linken hielt der Verwaltung vor, ihre Schularbeiten nicht gemacht zu haben und kritisierte das Fehlen eines Rahmenkonzeptes. Für die SPD erklärte Reinhard Wolf, dass die Sozialdemokraten beide Vorlagen der Verwaltung ablehnen würden. Er brachte einen neuen Antrag ein, der gemeinsam mit den Grünen zustande gekommen war. Mit einigen Modifizierungen wurde dieser Antrag Grundlage des Ratsbeschlusses. Dieser sieht vor, alle Schulen und Kitas mit Luftfiltern auszustatten. Umgehend werden 244 dieser Geräte angeschafft, die zuerst an die Grundschulen sowie die Jahrgangsklassen 5 und 6 abgegeben werden, wo Schüler im Alter von unter zwölf Jahren sind, die noch nicht geimpft werden können.
An die Verwaltung erging die Aufforderung, die Expertise der Eltern aus den Schulen einzubinden und zu nutzen.
Der gefasste Beschluss, so Niklas Graf von den Grünen, zeige, dass der Rat gemeinsam handeln könne und man sich in einig sei, wenn es um die wichtigen Themen in der Gesellschaft gehen. Wichtig sei jetzt, sich pandemiesicher aufzustellen.