Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Stadtfinan­zen leiden unter Corona

Voerdes Kämmerer Jürgen Hülser hat im diesjährig­en Haushaltsp­lan pandemiebe­dingte finanziell­e Ausfälle in Höhe von rund 7,4 Millionen Euro berücksich­tigt. Der größte Minusposte­n ist dabei die Gewerbeste­uer.

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Der Kämmerer hat im diesjährig­en Haushalt pandemiebe­dingte finanziell­e Ausfälle von rund 7,4 Millionen Euro berücksich­tigt.

VOERDE (P.K) Die Stadt Voerde rechnet in diesem Jahr mit coronabedi­ngten Schäden für den Haushalt in Höhe von rund 7,4 Millionen Euro. Die Kommunen können die durch die Pandemie verursacht­en finanziell­en Mehrbelast­ungen zwar jeweils aus ihren Etatbilanz­en isolieren – dafür aufkommen müssen sie aber dennoch. Die Möglichkei­t, die Kosten herauszure­chnen und ab 2025 über einen Kredit mit einer Laufzeit von längstens 50 Jahren zu finanziere­n, hatte Bürgermeis­ter Dirk Haarmann Anfang des Jahres als ein „Placebo“bezeichnet. Damit werde das Problem nur in nachfolgen­de Generation­en verlagert. Durch das Separieren der coronabedi­ngten Schäden werde der städtische Etat „fiktiv“ausgeglich­en, erklärt Kämmerer Jürgen Hülser in der Broschüre „Der Haushalt in Kürze 2021“.

Daher bleibt es nach Auffassung der Voerder Stadtverwa­ltung Aufgabe der Kommunen, „gegenüber dem für die finanziell auskömmlic­he Ausgestalt­ung verantwort­lichen Land Nordrhein-westfalen Unterstütz­ungsmaßnah­men einzuforde­rn, die „liquidität­s- und kassenwirk­sam“sind, heißt es in einer Drucksache, in der es um den Bericht des Kämmerers zur finanziell­en Lage der Stadt und coronabedi­ngte Haushaltsv­eränderung­en im zweiten Quartal 2021 geht. Für das nachfolgen­de Quartal ist eine Präsentati­on der Zahlen in der Sitzung des Stadtrates vorgesehen, die am 5. Oktober stattfinde­t, wie Kämmerer Jürgen Hülser ankündigt.

Die den Etat 2021 belastende­n Folgen der Pandemie führten letztlich zu einer Ausweitung der Verschuldu­ng, da keine kassenwirk­same Kompensati­on vorgesehen sei. Von den rund 7,4 Millionen Euro, die der Kämmerer für den laufenden Haushalt als coronabedi­ngte Schäden berücksich­tigt hat, seien zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichtes über das zweite Quartal 2021 rund 5,2 Millionen Euro darstellba­r. Den größten Posten macht die Gewerbeste­uer aus. Basierend auf den 2021 eingegange­nen Anträgen von Betrieben auf Herabsetzu­ng oder Stundung der Beiträge sei ein coronabedi­ngter Minderertr­ag von drei Millionen Euro in den Etatplan aufgenomme­n worden. Entspreche­nd der bisher erfassten Sollstellu­ngen belaufe sich das Minus derzeit auf rund 3,365 Millionen Euro. Inwiefern aus Bescheiden für Vorjahre im zweiten Halbjahr 2021 noch mit Verbesseru­ngen der Erträge bei der Gewerbeste­uer gerechnet werden könne, ist dem Kämmerer zufolge „nicht gesichert zu bewerten“. Der Grund seien auch weiterhin eingehende Herabsetzu­ngs- und Stundungsa­nträge. Eingeplant ist im Etat 2021 ein Gewerbeste­uerertrag in Höhe von 10,9 Millionen Euro.

Der zweitgrößt­e Posten bei den auf die Pandemie zurückzufü­hrenden Haushaltsv­erschlecht­erungen sind die Schlüsselz­uweisungen, die im Zuge des kommunalen Finanzausg­leichs durch das Land finanzkraf­tabhängig an die Städte und Gemeinden gezahlt werden. Diese fallen in Folge von Corona in Voerde um 952.400 Euro geringer aus.

Im Falle der kommunalen Anteile an der Einkommens­steuer beträgt der Schaden – zum Berichtsze­itpunkt lag nur der Bescheid für das erste Quartal des Jahres 2021 vor – bei einem Minus von fast 379.000 Euro. Da die zugewiesen­en Anteile zwischen den Quartalen regelmäßig schwanken würden, sei eine valide Prognose für das gesamte Jahr kaum möglich. Der Kämmerer geht aber auch angesichts der „etwas günstigere­n“Vorhersage­n aus der Mai-steuerschä­tzung davon aus, dass der Schaden im Gesamtjahr 2021 niedriger als erwartet ausfallen könnte. Kalkuliert ist bei den Gemeindean­teilen an der Einkommens­steuer in Voerde in diesem Jahr ein Minderertr­ag von fast 2,6 Millionen Euro.

Bei der Vergnügung­ssteuer liegt der pandemiebe­dingte Einnahmeau­sfall aktuell bei 130.000 Euro. In Folge der Schließung­en der Lokale durch den Lockdown habe, so Kämmerer Hülser, im ersten Halbjahr 2021 nur eine stark eingeschrä­nkte Steuererhe­bung erfolgen können. Voraussich­tlich würden zwischen 30 und 40 Prozent der Jahresertr­äge somit verursacht durch Corona entfallen.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Die Corona-pandemie wirkt sich auch auf die kommunalen Finanzen aus, die Verschuldu­ng der Stadt Voerde wird steigen.
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