Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Städte in NRW rufen nach 2G-regel

Aus den Kommunen, auch aus dem besonders stark betroffene­n Wuppertal, kommt die Forderung, nur noch Genesene und Geimpfte zu Freizeitak­tivitäten zuzulassen. Land und Wirte lehnen das ab. Die Opposition verweist auf Hamburg.

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der Vorsitzend­e des nordrhein-westfälisc­hen Städtetags, Bielefelds Oberbürger­meister Pit Clausen (SPD), hat eine Verschärfu­ng der Corona-maßnahmen im Land verlangt: „Wir sehen in unseren Städten, dass Infektione­n wieder zunehmen und die Gefahr droht, dass sie teilweise außer Kontrolle geraten.“Der Zugang im Freizeitbe­reich solle daher auf Geimpfte und Genesene beschränkt werden. „Wir brauchen in Clubs, Diskotheke­n, Fitnessstu­dios und für weitere Freizeitve­ranstaltun­gen eine 2GRegelung“, sagte Clausen. Er schlägt vor, dass das für Menschen ab zwölf Jahren gelten solle. Für den Handel und weitere Bereiche des täglichen Lebens solle weiter 3G gelten – dort sollten also auch negativ Getestete eingelasse­n werden.

Clausen begrüßte zwar, dass die Landesregi­erung die Regelungen zuletzt deutlich vereinfach­t hat. „In den Städten machen wir uns allerdings Sorgen, weil die Zahl der Corona-infektione­n wieder dynamisch wächst, vor allem in den jüngeren Altersgrup­pen.“Man wolle nicht, dass Schulen und Kitas wieder geschlosse­n werden müssten.

Scharfe Kritik kam vonseiten der Gastronomi­e. „Eine gesetzlich­e Verpflicht­ung zu 2G für alle gastgewerb­lichen Betriebe lehnen wir entschiede­n ab“, sagte Nrw-dehogaRegi­onalpräsid­ent Haakon Herbst. „Der Staat will keine Impfpflich­t beziehungs­weise kann sie rechtlich nicht durchsetze­n.“Wer 2G aber verpflicht­end einführen wolle, der schaffe die Impfpflich­t durch die Hintertür. „Und diese Hintertür soll unsere Restaurant­tür sein. Wir wollen uns aber nicht instrument­alisieren lassen“, so Herbst. „Natürlich liegt es in unserem Interesse, dass möglichst viele Menschen geimpft sind, aber die Verantwort­ung, dass Menschen sich impfen lassen, darf nicht auf Gastronomi­e und Hotellerie übertragen werden.“

Zugleich unterstric­h Herbst, dass es nicht noch einmal zu weiteren

Einschränk­ungen bis hin zu Schließung­en im Gastgewerb­e kommen dürfe. „Wir begrüßen deshalb weiterhin die grundsätzl­iche Abkehr vom Inzidenzen-regime durch die neue Corona-schutzvero­rdnung. Der Weg über die 3G-regelung ist in Ordnung, auch wenn er zu mehr Bürokratie, mehr Diskussion­en mit Gästen und Umsatzeinb­ußen führt.“

Wenn sich einzelne Mitgliedsb­etriebe aus strategisc­hen Motiven freiwillig für den „2G-weg“entschiede­n, sei das in Ordnung, weil sie es im Rahmen ihres Hausrechts täten.

Rückendeck­ung für die 3G-fraktion gab es von Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU). Er sagte dem WDR: „Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt nicht 2G. Ich möchte jetzt erst einmal beim Testen bleiben.“Nrw-opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD) sagte, niemand werde gezwungen, sich impfen zu lassen. Und natürlich müssten auch Ungeimpfte weiter die Möglichkei­t haben, am gesellscha­ftlichen Alltag teilzunehm­en. „Das ist für mich selbstvers­tändlich“, so Kutschaty. „Das heißt aber im Gegenzug nicht, dass Geimpfte und Ungeimpfte immer und überall gleich behandelt werden müssen.“

Kutschaty nannte den „Hamburger Weg“einen klugen und vernünftig­en Ansatz. Veranstalt­er und Wirte in der Hansestadt können seit Samstag selbst entscheide­n, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen, die dann weitgehend von den Corona-einschränk­ungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-MOdell nutzen wollen – also auch aktuelle Tests akzeptiere­n. Wer mitmachen möchte, muss sich über eine Website anmelden.

Rufe nach einem 2G-modell kommen auch aus der am stärksten betroffene­n Stadt in NRW: Mit einer Sieben-tage-inzidenz von 249,9 nahm Wuppertal am Sonntag einen unrühmlich­en Spitzenpla­tz bundesweit ein. Für Oberbürger­meister Uwe Schneidewi­nd (Grüne) ein dringendes Signal, um massiv gegenzuste­uern. Er fordert daher gemeinsam mit vielen anderen NRWStädten die Landesregi­erung dazu auf, unbedingt und schnell auf die 2G-regel umzustelle­n. „Nur so erhöhen wir die Impfbereit­schaft, nur so tragen wir dazu bei, dass die vielen Impfangebo­te, die wir auch hier in Wuppertal vor Ort machen, auch wirklich angenommen werden“, sagt Schneidewi­nd. „Und nur so können wir die besser schützen, die sich nicht impfen lassen können.“

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