Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
USA fliegen Drohnenangriff in Kabul
Das Militär attackiert mutmaßliche Is-terroristen in Afghanistan. Die Evakuierungen gehen weiter.
KABUL/BERLIN (dpa/jd/rtr) Das Us-militär hat in der afghanischen Hauptstadt einen Luftangriff durchgeführt, um eine „unmittelbare Bedrohung“für den Flughafen Kabul durch Terroristen abzuwenden. Eine Drohne habe auf ein Auto des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS-K) gefeuert, erklärte das Us-militär am Sonntag. Weil es danach zu „bedeutenden sekundären Explosionen“kam, sei davon auszugehen, dass in dem Fahrzeug eine große Menge Sprengstoff gewesen sei. Es werde geprüft, ob es zivile Opfer gab; bislang gebe es aber keine Hinweise, hieß es am Abend. Der IS-K hatte sich zu einem Anschlag am Donnerstag bekannt, bei dem bis zu 170 Menschen getötet worden waren, darunter 13 Us-soldaten.
Derweil gingen die Evakuierungen weiter. Mit Unterstützung aus Deutschland wurden nach Ende der Bundeswehrflüge mehr als 300 weitere Schutzbedürftige aus Kabul ausgeflogen. Darunter waren nach Angaben der Bundesregierung in der Nacht zum Sonntag etwa 140 Deutsche sowie Ortskräfte und Mitarbeiter eines Auftragsunternehmens des Nato-einsatzes. 189 Schutzbedürftige wurden organisiert von der privaten Rettungsinitiative „Kabul-luftbrücke“zum Flughafen gebracht und ausgeflogen, darunter Mitarbeiter deutscher Medien.
Die Bundeswehr hatte ihren Evakuierungseinsatz am Donnerstag beendet. Die Us-streitkräfte wollen bis Dienstag abziehen. Kurz vor dem Ende der militärischen Evakuierung wurden binnen 24 Stunden nochmals rund 2900 Menschen ausgeflogen. Seit dem Beginn des Einsatzes Mitte August hätten die USA und ihre Partner damit insgesamt gut 114.000 Menschen in Sicherheit gebracht, teilte das Weiße Haus mit.
Außenminister Heiko Maas (SPD) brach am Sonntag zu einer Reise in fünf Länder auf, die alle eine Rolle bei den weiteren Bemühungen um eine Ausreise Schutzbedürftiger aus Afghanistan spielen. Innenminister Horst Seehofer will im Fall neuer großer Fluchtbewegungen verschärfte Grenzkontrollen durchführen lassen. Er sagte der „Bild am Sonntag“: „Wir werden alles daransetzen, um den unkontrollierten Zuzug von Migranten zu verhindern.“
In Afghanistan selbst forderten Stammesführer und regionale Herrscher von den Taliban eine Beteiligung an der künftigen Regierung. Eine Gruppe afghanischer Führer wolle sich deswegen in den nächsten Wochen mit Vertretern der Islamisten treffen, hieß es.