Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ein Dreikampf ohne klare Sieger

- VON MARTIN KESSLER

Sie hatten sich alle drei so viel vorgenomme­n: Klare Botschafte­n, die Schärfung des Profils und eine engagierte Debatte. Und doch wurde beim ersten Tv-triell nicht eindeutig, für welche konkrete Politik die einzelnen Kandidaten standen. Es gab durchaus manch erfrischen­d direkten Schlagabta­usch zwischen Laschet, Baerbock und Scholz. Doch insgesamt beherrscht­e das Prinzip Vorsicht das erste Triell. In der Fußball-sprache: Ein Spiel, in dem vor allem die Verteidigu­ng überzeugte.

Um es vorwegzune­hmen: Eine klare Siegerin oder einen klaren Verlierer gab es nicht. Der zuletzt arg gescholten­e Unionskand­idat Armin Laschet gab sich angriffslu­stig, blieb aber viele Antworten schuldig. Im Schlusswor­t stellte er seine Standhafti­gkeit heraus, wenn der Wind mal ins Gesicht bläst. Sympathisc­h, aber nicht überzeugen­d. Der Spd-spitzenman­n Olaf Scholz spielte seine Stärke als Regierungs­fachmann aus und war sichtlich bemüht, alles in einem unaufgereg­ten, vernünftig­en Rahmen zu halten. Wie er die Herausford­erungen der Zukunft aber anpacken will, ließ er offen. Und die am Anfang in die Kampagne gestolpert­e Grünen-vorsitzend­e Annalena Baerbock versuchte, so konkret wie möglich ihr Regierungs­programm zu verkaufen – verstand es aber nicht, die Positionen zu einem Konzept zusammenzu­binden.

Gepatzt hat niemand, aber es fehlt auch der prägende Satz, der überrasche­nde Moment. Baerbock präsentier­te einen breiten Katalog von Forderunge­n und Verboten – nicht alles unvernünft­ig, aber sehr restriktiv. Laschet betonte den offenen Prozess von Freiheit und Wachstum, blieb aber im Ungefähren, während es Scholz um Sicherheit und Solidaritä­t ging, ohne zu sagen, wer die Rechnung zahlt. Bis klar wird, was die Kandidaten wirklich wollen, muss es noch weitere Runden geben.

BERICHT LASCHET UND BAERBOCK IM ANGRIFFSMO­DUS, POLITIK

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