Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Umziehen, aber richtig
Nicht hinter jedem Online-angebot steckt eine seriöse Firma. Ein Experte erklärt, wie man Betrügern aus dem Weg geht.
Mehr als 22.000 Deutsche ziehen pro Tag um. Das geht aus einer Studie 2021 hervor, die die Deutsche Post jedes Jahr herausgibt. Dabei fragte sie auch diejenigen, die ihre Wohnung wechselten, ob sie dafür ein Umzugsunternehmen in Anspruch nahmen. Von 1038 Befragten, die im Jahr 2020 umgezogen waren, gab nur rund ein Sechstel an, eine Firma zu beauftragen.
Dem steht eine gewaltige Zahl an Umzugsfirmen gegenüber: Allein in Düsseldorf finden sich im Internet mehr als 80 Firmen, die ihre Dienste anbieten. „Sie haben in großen Städten beinahe beliebig viele Umzugsunternehmen“, sagt Dierk Hochgesang, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Möbelspedition und Logistik. „Fast jede Firma kann Umzüge anbieten.“Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wo finde ich das richtige Unternehmen? Experte Hochgesang rät davon ab, sich bei der Suche nach professioneller Umzugshilfe nur auf das Internet zu verlassen: „Im Internet wird oft gelogen, was die Pixel hergeben. Wenn ich mich nur auf die Website verlasse, ist das ein Lotteriespiel.“Viel wichtiger sei es, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuhören: Was für Erfahrungen haben andere mit bestimmten Umzugsunternehmen gemacht, welche Firma können sie empfehlen?
Was, wenn ich aus dem privaten Umfeld keine Tipps bekommen kann? Falls Sie niemanden kennen, der ein Umzugsunternehmen empfehlen kann, müssen Sie doch auf andere Informationsquellen zurückgreifen. Umzugsfirmen finden Sie nicht nur im Internet, sondern auch in Zeitungsanzeigen, an Schwarzen
Brettern – oder im eigenen Briefkasten. Von solchen Angeboten, oft Zetteln, auf denen oft nur eine E-mailAdresse und eine Telefonnummer stehen, rät Hochgesang ab. Dies sei oft ein Zeichen für Abzocker. Im Internet sei es ratsam, auf verschiedene Aspekte zu achten: Hat der Anbieter ein Impressum? Wenn ja, welche Adresse ist dort angegeben? Sehe die Adresse nach einem einfachen Wohnhaus aus, sei das dort ansässige Unternehmen oft nicht seriös, sagt Hochgesang. Finden sich dort hingegen ein größeres Betriebsgelände und eine reale Firma, könne man dem Spediteur eher vertrauen. Aber auch das lasse sich nicht verallgemeinern. Außerdem rät er, sich die Verträge und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Firmen genau durchzulesen: „Es gibt Unternehmen, die auf den ersten Blick ein gutes Angebot haben, dann aber festschreiben, dass der Kunde für jeden Blumentopf extra zahlen muss.“
Wie teuer ist ein Umzug? Einen exakten Preis festzumachen, sei unseriös, sagt Hochgesang. Wie viel Verbraucher für einen Umzug bezahlen müssen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Größe der Wohnung, den Arbeitsstunden, der Menge der Möbel. Und auch davon, wie weit die neue Wohnung von der alten entfernt ist. Das Unternehmen Movinga beispielsweise, das als Vermittlungsplattform für Umzüge fungiert, gibt bei einer Wohnung von 35 Quadratmetern Preise ab 500 Euro an. Für dieselbe Wohungsgröße kann man aber auch bis zu 1050 Euro loswerden. Auch Preise bis zu 3000 Euro sind möglich – je nach Aufwand und Entfernung.
Was ist im Vorfeld zu beachten? Wichtig ist es, dass das Umzugsunternehmen sieht, was es alles mitnehmen musst. Am besten vor Ort. „Es gibt aber auch Unternehmen, die das online mit Videoprogrammen machen“, sagt Hochgesang. Anhand dessen könne die Firma den Arbeitsaufwand einschätzen – und einen Kostenvoranschlag machen.
Was ist, wenn beim Umzug etwas zu Schaden kommt? An sich haftet das Unternehmen für Schäden, die es verursacht. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. „Wenn ich meine Kartons selber packe, haftet das Unternehmen nicht“, sagt Hochgesang. Hochgesang rät, mit den Spediteuren alle Möbel zu begutachten, wenn der Umzug fertig ist. Die Beweislast liege beim Kunden – und er muss das Problem spätestens einen Tag nach dem Umzug melden.