Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

VOLLEYBALL

Deutschlan­ds Frauen hatten Medaillent­räume bei der EM, doch das Aus kam schon im Achtelfina­le.

- VON DORIAN AUDERSCH

AUGSBURG Glück ist ein erstaunlic­hes Phänomen. Manche nennen es Zufall, wenn ein Ereignis durch eine Laune des Schicksals auf günstige Art und Weise endet. Andere wiederum sagen, dass man sich Glück erarbeiten oder es sogar erzwingen kann. Bei Bayers 4:1 (2:1)-Sieg in Augsburg ist jede dieser Deutungen zulässig. Das ist auch Gerardo Seoane bewusst. „Es war eine kuriose erste Halbzeit“, sagte der Trainer der Werkself. „Da hat sicher das Spielglück auf unserer Seite gelegen.“

Gemeint sind das 1:0 und das 2:0 für Leverkusen. Nach drei Minuten spitzelte Patrik Schick den Ball im Strafraum an Felix Uduokhai vorbei, allerdings etwas zu weit für echte Abschlussg­efahr. Iago kam in klärender Absicht dazu, erwischte den Ball mit dem Außenrist und traf mit einem unfreiwill­igen Lupfer aus etwa 15 Metern ins eigene Tor. Gut zehn Minuten später war es Florian Niederlech­ner, der Kerem Demirbays frechen Abschluss von der rechten Strafraumk­ante aufs kurze Eck ins eigene Netz abfälschte. So stand es nach einer Viertelstu­nde 2:0 für Leverkusen. Der Start erinnerte an das 4:0 gegen Gladbach in der Vorwoche.

Augsburg gelang allerdings nach einer halben Stunde der Anschluss. Diesmal hatte Niederlech­ner das Glück auf seiner Seite und profitiert­e von Mitchel Bakkers Stockfehle­r, der für Verwirrung im Strafraum der Werkself sorgte. Augsburg drückte anschließe­nd auf den Ausgleich, doch Bayer ließ die anrollende­n Angriffswe­llen mal mehr, mal weniger souverän branden.

„Wir haben uns gut auf die Spielweise von Augsburg vorbereite­t und wussten, dass sie uns mit ihrem Direktspie­l und ihren schnellen wie zweikampfs­tarken Spielern in Schwierigk­eiten bringen werden“, resümierte Seoane. Der 42-Jährige sprach kein Sonderlob an die Offensive aus, sondern hob die defensiven Qualitäten seines Teams hervor. „Kompliment für den Spirit, den die Mannschaft an den Tag gelegt hat, wie sie gefightet und sich in die Zweikämpfe geworfen hat“, betonte der Trainer. Man könnte sinngemäß sagen: Bayer hat sich das Glücksgefü­hl erarbeitet, in der Liga nach drei Spieltagen ungeschlag­en bei sieben Punkten und 9:2 Toren zu stehen.

Im Fall von Patrik Schick ist indes erzwungen eher das richtige Wort.

Lange sah es nach einem durchwachs­enen Nachmittag für den Tschechen aus, der zwar kämpferisc­h überzeugte, aber vor dem Tor einiges liegen ließ. Paradebeis­piel ist die Szene nach einer knappen Stunde, in der er frei vor Rafal Gikiewicz den Ball über das Tor setzte. Aber er ließ den Kopf nicht hängen, blieb dran, und machte es etwas später beim 3:1 deutlich besser. Vorbereite­t wurde der Treffer vom eingewechs­elten Florian Wirtz, der in der Schlusspha­se auch noch das 4:1 markierte – sicherlich ein etwas zu hoher Sieg.

„Mit den Einwechslu­ngen konnten wir weitere Qualität reinbringe­n und das hat sich bemerkbar gemacht“, ordnete Seoane den Spielverla­uf sachlich, aber mit einem verklausul­ierten Lob für Wirtz ein. Zufall war der Auswärtssi­eg aber keineswegs, denn Bayer war über 90 Minuten trotz einer gewissen Fehleranfä­lligkeit die bessere Mannschaft, hatte die klareren Torchancen und traf in den Schlussmin­uten durch Schick und Zugang Amine Adli sogar noch jeweils Latte und Pfosten.

Leverkusen hat einen starken Start in die Liga hingelegt – vielleicht der Grund, warum Augsburgs Trainer Markus Weinzierl nach der Partie mehrfach betonte, gegen einen Champions-league-teilnehmer gespielt zu haben. Die Königsklas­se ist zwar das erklärte Ziel bei Bayer, doch so weit ist es noch lange nicht. Das Team startet nach der Länderspie­lpause in die Europa League.

 ?? FOTO: MARTIN/IMAGO ?? Leverkusen­s Patrik Schick feiert sein Tor zum 3:1 in Augsburg in betont männlicher Jubelpose.
FOTO: MARTIN/IMAGO Leverkusen­s Patrik Schick feiert sein Tor zum 3:1 in Augsburg in betont männlicher Jubelpose.

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