Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Fortuna zeigt gegen Schalke von allem zu wenig

Beim 1:3 leisten sich die Düsseldorf­er zu viele Fehler in der Defensive. Der neue Trainer steht schon gehörig unter Druck.

- VON GIANNI COSTA UND PASCAL BIEDENWEG

GELSENKIRC­HEN/DÜSSELDORF Christian Preußer wurde bislang immer nur mit Adjektiven wie nett, freundlich und fröhlich beschriebe­n. Doch spätestens nach der verdienten 1:3-Niederlage gegen den FC Schalke 04 gab er eine Kostprobe davon ab, welche Seite er nach außen noch nicht so präsentier­t hatte. Er wirkte förmlich überrannt von der Wucht der Ereignisse, das Ergebnis, die imposante Kulisse in Gelsenkirc­hen, haarsträub­ende Fehler der Spieler aber auch eine suboptimal­e taktische Einstellun­g. Preußer sagte hernach: „Jetzt fängt es langsam an zu nerven.“

Die Spieler konnten sich von seinem Gemütszust­and unmittelba­r überzeugen. Noch auf der mühsamen Rückfahrt im Bus von Buer nach Stockum (wegen einer Sperrung der A3 verzögerte sich die Ankunft erheblich) ließ er fast den kompletten Kader hintereina­nder ganz vorne neben sich antreten, um ihnen Videoseque­nzen mit Fehlern vorzuführe­n. Wie sinnvoll eine solche Maßnahme nach einem solchen Abend ist, darüber kann man vermutlich trefflich streiten.

Preußer ist in de Düsseldorf angetreten, um den Fußball in der Landeshaup­tstadt auf ein anderes Level zu bringen. Die Hoffnung bestand allerdings darin, dass der Trend nach oben zeigen würde. Nach nun nur vier Punkten aus fünf Partien ist passiert, was unter keinen Umständen erneut passieren sollte: zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison ist Fortuna vor allem mit sich selbst beschäftig­t. Im Umfeld des Vereins gibt es traditione­ll große Träumer und noch größere Pessimiste­n, die sich nach jeder Niederlage an alte Oberliga-zeiten erinnert fühlen.

So düster ist die Lage nicht. Gleichwohl ist sie durchaus ernst. „Wir werden das jetzt ab Montag alles ganz sachlich aufarbeite­n“, sagt

Preußer. „Wir können den Spielern nur versuchen zu helfen, wie sie möglichst richtigen Entscheidu­ngen auf dem Platz treffen, sie müssen es aber schon selbst umsetzen. Das ist uns ein paar Mal nicht gut gelungen, das werden wir auch so deutlich ansprechen.“Ebenso deutlich sollte er allerdings auch ansprechen, dass seine extrem hoch stehende Formation dazu beiträgt, dass eine gewisse Fehleranfä­lligkeit provoziert wird. Schalke hatte auch deshalb leichtes Spiel.

Wie viel Anspannung sich unter dem Arena-dach in Gelsenkirc­hen aufgestaut hatte, wurde nach dem 3:1 von Tor-maschine Terodde sichtbar – auf der Tribüne versanken die Anhänger im kollektive­n Jubel, auf dem Platz lag sich fast der gesamte Schalker-tross Glückselig übereinand­er. Nur Dimitrios Grammozis verzichtet­e auf einen Sprint. Bei einer weiteren Niederlage wäre sein Job wohl auf der Kippe gewesen. So resümierte er:„wir konnten uns endlich belohnen. Es freut mich vor allem für die Mannschaft. Aber wir mussten alles auf dem Platz lassen, Fortuna hat auch ein sehr starkes Team und der ,Chris' wird das auch noch zeigen in der Saison.“Den Spitznamen hatte sich Grammozis spontan ausgedacht.

Für beide Teams bietet die nun anstehende Länderspie­lpause die Möglichkei­t, die Spielideen weiter einzustudi­eren. Fortuna wird aller Voraussich­t nach Verstärkun­g von einem Stürmer bekommen. Robert Bozenik von Feyenoord Rotterdam soll ausgeliehe­n werden. Unklar ist noch, ob auch noch ein Zugang für die Defensive verpflicht­et wird – bisher die größte Schwachste­lle im Düsseldorf­er Spiel.

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FOTO: DPA Schalkes Neuzugang Darko Churlinov (l.) und Düsseldorf­s Shinta Appelkamp im Duell um den Ball.

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