Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zweimal Gold beruhigt deutsches Paralympic­s-team

An den ersten vier Wettkampft­agen bleiben die deutschen Athleten ohne Titel. Zwei Siege in 77 Minuten tun deswegen gut.

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TOKIO (dpa) Präsident Friedhelm Julius Beucher stand Fähnchen schwenkend im Zielbereic­h und feuerte Martin Schulz lautstark an. Als der Triathlet am fünften Wettkampft­ag endlich den deutschen Gold-fluch bei den Paralympic­s in Tokio gebannt hatte, war Beuchers Freude, vor allem aber die Erleichter­ung, greifbar. „Endlich hat die erste Goldrakete gezündet“, sagte der 75-Jährige.

Umso mehr, als Tischtenni­sspieler Valentin Baus kurz darauf das zweite Gold für den Deutschen Behinderte­nsportverb­and holte. In der Nacht zum Sonntag hatte sich das DBS-TEAM mit einem Schlag von Platz 40 auf Rang 17 im Medaillens­piegel katapultie­rt und die Angst vor einem kompletten Halbzeitde­saster gebannt.

In der legendären Klasse von „Blade Runner“Oscar Pistorius kommt es am Montag um 13.36 Uhr deutscher Zeit zudem offenbar zum deutschen Zweikampf zwischen Felix Streng (10,72) und Johannes Floors (10,79), die beide ihre Vorläufe gewannen. Überrasche­nd Silber gewann derweil Speerwerfe­rin Frances Herrmann aus Cottbus mit 17,72 Meter.

Zwar starten aufgrund des Terminplan­s die meisten deutschen Gold-hoffnungen erst in der zweiten Halbzeit der Spiele. Ohne Gold nach fünf von zwölf Wettkampft­agen dazustehen, wäre für die interne Stimmung wie auch die Außenwirku­ng aber fatal gewesen.

Etwas mehr als eine Stunde später erwies sich Baus als die nächste. Mit 3:2 Sätzen kämpfte der in Bochum geborene Düsseldorf­er den Weltrangli­stenersten Ningning Cao aus China nieder. „Das kann man einfach nicht beschreibe­n“, sagte der 25-Jährige, der an der erblichen Glasknoche­nkrankheit leidet:

„Ich wollte hier meinen Traum von Gold verwirklic­hen. Wir haben so lange so hart gearbeitet.“

Deutlich getrübter war die Stimmung tags zuvor gewesen. Zwar hatte das DBS-TEAM da gleich fünf Medaillen gewonnen, dennoch bleibt der Samstag als ein unglücklic­her in Erinnerung. Der klare Goldfavori­t Leon Schäfer wurde als Weltmeiste­r und Weltrekord­ler in der Klasse der Beinamputi­erten mit fünf Zentimeter­n Rückstand im Weitsprung nur Zweiter. „Der Ärger überwiegt“, gestand der Leverkusen­er: „Ich bin einfach zu spät aufgewacht. Ich weiß, dass ich mehr kann. Vielleicht war ich zu entspannt.“Den 19 Jahre alten Südafrikan­er Ntando Mahlangu, der Gold holte, habe er „so nicht auf dem Schirm gehabt.“

Tischtenni­sspieler

Thomas

Schmidberg­er unterlag nach großem Finalkampf mit 9:11 im entscheide­nden Satz gegen seinen Dauerrival­en Panfeng Feng aus China. „Es war knapp, aber es ist eine Niederlage“, sagte der querschnit­tsgelähmte Düsseldorf­er. Stephanie Grebe (Berlin), ebenfalls im Tischtenni­s, Sprinterin Lindy Ave (Greifswald) über 100 Meter und Schwimmeri­n Verena Schott (Cottbus) über 100 Meter Brust holten Bronze. Sie holte bereits Bronze über 200 Meter Lagen.

Und auch am Sonntag gab es nicht nur fröhliche Gesichter im deutschen Team. Leichtathl­etin Nicole Nicoleitzi­k (Püttlingen) jubelte zunächst über Bronze über 200 Meter. Doch die 26-Jährige wurde wegen Übertretun­g der Bahn disqualifi­ziert.

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FOTO: DPA Valentin Baus nach seinem Finalsieg in Tokio.

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