Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das Wildgatter im Diersforte­r Wald verändert sich

Nach dem Eigentümer­wechsel wird es einige Veränderun­gen in der geschützte­n Kulturland­schaft geben. Es wird zum Beispiel ein neuer Zaun installier­t.

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WESEL (me) Der erste Abschnitt des neuen Zaunes ist fertig, in einigen Wochen haben die Arbeiter das 350 Hektar große Wildgatter im Diersfordt­er Wald komplett neu eingezäunt: 7500 Meter stabiles Knotengefl­echt, zwei Meter hoch, mehr als 50 Zentimeter tief in der Erde verankert – und damit ein sicherer Schutz gegen eindringen­de Wölfe oder Ausbruchsv­ersuche des Wildes. Der Zaun ist das sichtbarst­e Zeichen der Veränderun­gen in dem beliebten Naherholun­gsgebiet, das viele Menschen wegen seiner schönen Natur schätzen.

Doch diese Natur, erklärt Georg Wülfing vom Regionalfo­rstamt Niederrhei­n, ist keine Wildnis, sonders eine von Menschen geschaffen­e, aber gleichwohl wertvolle Kulturland­schaft. Sie zu erhalten, ist das Ziel des Landes NRW als neuer Eigentümer in Zusammenar­beit mit der Biologisch­en Station und dem Kreis Wesel. Natürlich wachsen würde hier eigentlich ein Buchenwald, doch die jahrhunder­telange Bewirtscha­ftung durch den Mensch hat auf den mageren Sandböden einen Eichen- und Kiefernwal­d hinterlass­en, aber auch Offenlandb­iotope wie Moore, Heide und Magerrasen mit einem hohen Wert für den Naturschut­z, erklärt Klaus Kretschmer von der Biologisch­en Station.

Dass es diese am Niederrhei­n seltenen Biotope überhaupt gibt, ist dem dichten Wildbesatz zu verdanken. Das Wildgatter diente lange Jahre in Privatbesi­tz als Jagdrevier, ist inzwischen ein europäisch­es FFH (Flora, Fauna, Habitat)-schutzgebi­et mit bodensaure­n Eichenwäld­ern.

Um die Offenlandb­iotope zu erhalten, muss das Wild bleiben. Daher entschloss­en sich die neuen Eigentümer gemeinsam mit den Projektpar­tnern, den maroden, gut 50 Jahre alten Zaun zu ersetzen, den die Wildschwei­ne zuletzt an einigen Stellen mühelos überwinden konnten.

Allerdings: „Nur zum Spaß hier Wild zu halten, ist nicht mehr Ziel des Landes“, so Kretschmer. Die Tiere sollen das Areal pflegen und den Bewuchs auf den geschützte­n Freifläche­n in Schach halten. Dafür muss eine „unnatürlic­he“Wilddichte erhalten bleiben – jedoch nicht mehr in der Form wie bisher. Etwa 80, 90 Mufflons (Muffelwild) und an die 200 Wildschwei­ne tummeln sich auf der Fläche, dazu jeweils geschätzt je 30 Stück Dam- und Rotwild. Eigentlich sollten es von jeder Sorte 30 Tiere sein.

Das neue Konzept sieht jedoch vor, dass das Muffel- und Rotwildkom­plett aus dem Gatter verschwind­en soll. Die Mufflons gehören nicht an den Niederrhei­n und für Rotwild ist die Fläche zu klein, erklärt Georg Wülfing. Schwarz- und Damwild reichen völlig zur Pflege, besonders letztere Wildart, von der künftig rund 60 Tiere im Gatter leben sollen, hat zusätzlich den Vorteil, dass es für Besucher gut sichtbar ist. Alte Getreide- und Maisäcker im Wildgatter, die ehemals dazu genutzt wurden, den Tieren Nahrung zu bieten, sollen ebenfalls in Grünlandbi­otope umgewandel­t werden, damit soll im nächsten Jahr begonnen werden. Auch drei neue Infotafeln werden bald über den Wert des Erholungsg­ebietes informiere­n. Die immer noch notwendige Jagd im

Wildgatter wird künftig nicht mehr verpachtet, sondern unter der Regie des Regionalfo­rstamtes und des Landesbetr­ieb Wald und Holz erfolgen. In den kommenden zwei Jahren werden Jäger den Wildbestan­d auf die gewünschte Population reduzieren. Der Zaun sorgt dafür, dass die immer noch hohe Wilddichte bleibt und Tiere nicht in Nachbarrev­iere abwandern.

Die beiden Eingänge bleiben unveränder­t. Denn das Diersfordt­er Wildgatter soll natürlich weiter für Erholungss­uchende zugänglich bleiben.

Träger des Projekts ist die Biologisch­e Station im Kreis Wesel gemeinsam mit dem Landesbetr­ieb Holz und Wald, dem Regionalfo­rstamt und dem Kreis Wesel. Die rund 500.000 Euro für den Zaun und die weiteren Maßnahmen im Wildgatter teilen sich die EU (35,6 %), das Land (58,6 %) und der Kreis Wesel (5,6 %). Die Biologisch­e Station ist mit einem geringeren Anteil von 0,2 % beteiligt.

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FOTO: MARKUS WEISSENFEL­S In dem neuen Gatter, das derzeit montiert wird, sollen künftig 60 Tiere Schwarz- und Damwild leben.

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