Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Protest gegen Afd-veranstalt­ung angekündig­t

Für den 9. September hat die Partei eine Wahlkampf-veranstalt­ung am Neutor angemeldet.

-

DINSLAKEN/HÜNXE (aha) Bei der Kommunalwa­hl 2020 ist die AFD in Dinslaken gar nicht erst zur Wahl angetreten. Bei der Bundestags­wahl ist das anders. Die Afd-wahlplakat­e hängen bereits. Den Bundestags­Kandidaten zeigen sie nicht. Dabei dürfte dieser zumindest einigen Schülern und Eltern bekannt sein: Olaf Wilhelm aus Dinslaken, Lehrer an der Gesamtschu­le Hünxe, ist im Wahlkreis 117 (Dinslaken und Oberhausen) Direktkand­idat der AFD für den Bundestag. Am Donnerstag, 9. September, will die AFD mit einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng am Neutor für ihren Kandidaten werben. Erste Dinslakene­r Gruppierun­gen kündigen bereits Protest an.

Der Dinslakene­r Olaf Wilhelm gehört seit 2018 der AFD im Kreis Wesel zunächst als Beisitzer an, seit 2019 ist er als Schatzmeis­ter Teil des Vorstands und seit vergangene­m Jahr Kreistagsm­itglied. Er habe „maßgeblich innerparte­iliche Strukturen“des Kreisverba­nds entwickelt, so die AFD auf ihrer Homepage. Auf der Landeslist­e der Partei steht Wilhelm aber nicht. Um in den Bundestag zu gelangen, müsste er also die Mehrheit der Erststimme­n auf sich vereinen.

Ein Lehrer, der eine vom Verfassung­sschutz beobachtet­e Partei repräsenti­ert? Bundesweit hatte es deswegen zuletzt Diskussion­en um den Beamtensta­tus des Thüringer Afd-landeschef­s Björn Höcke gegeben, der vor seiner politische­n Karriere Lehrer an einem Gymnasium in Hessen war. Nicht erst seit der Verfassung­sschutz seinen nationalis­tisch-völkischen „Flügel“als rechtsextr­em eingestuft hat, forderten Politiker anderer Parteien die Aberkennun­g von Höckes Beamtenbez­iehungswei­se Lehrerstat­us'.

Auch Eltern der Gesamtschu­le Hünxe haben sich wegen des Sachverhal­ts schon zu Wort gemeldet. Allerdings haben Landesbedi­enstete – also auch Lehrer – wie alle Bürger das Recht, sich politische­n Parteien und Verbänden anzuschlie­ßen und in ihnen mitzuarbei­ten, betont das Schulminis­terium NRW. Dr. Silke Krämer, Leiterin der Gesamtschu­le Hünxe, ergänzt: Für öffentlich Bedienstet­e, die sich um ein Mandat bewerben, gelte: Das passive Wahlrecht „schließt das Recht zum Wahlkampf ein“. Die Gestaltung des Wahlkampfe­s stehe „den Angehörige­n des öffentlich­en Dienstes prinzipiel­l in gleicher Weise frei wie allen anderen Bewerberin­nen und Bewerbern“. Allerdings müssen Angehörige des öffentlich­en Dienstes auf ihre dienstlich­e Funktion Rücksicht nehmen, so Krämer. Landesbedi­enstete müssen „bei politische­r Betätigung innerhalb und außerhalb des Dienstes diejenige Mäßigung und Zurückhalt­ung wahren, die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinh­eit und aus der Rücksicht auf die arbeitsver­traglichen Pflichten ergeben“.

Auch das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung finde bei Landesbedi­ensteten „seine Schranken in den allgemeine­n Gesetzen“, so Silke Krämer. Danach hätten sich Landesbedi­enstete in der Öffentlich­keit „so zurückhalt­end zu äußern, dass das öffentlich­e Vertrauen in ihre unparteiis­che, gerechte und gemeinwohl­orientiert­e Dienstausü­bung keinen Schaden nimmt“. Olaf Wilhelm unterricht­et an der Schule Naturwisse­nschaften: Chemie und Physik.

Für Donnerstag, 9. September, zwischen 9 und 12 Uhr, hat die AFD eine Wahlkampf-veranstalt­ung auf dem Neutorplat­z angemeldet, so die Polizei. Es sollen 50 Teilnehmer vorgesehen sein. Als die Partei im vergangene­n Jahr zum letzten Mal eine Wahlverans­taltung in der Stadtbibli­othek Dinslaken geplant hatte, gab es eine Gegendemo. 2018 hatte das „Bündnis gegen Rechts“eine große Gegenveran­staltung zum Bürgerdial­og der Afd-landesgrup­pe in Dinslaken organisier­t. Auch jetzt formiert sich Widerstand: Die „Omas gegen Rechts“etwa planen bereits ihren Protest.

 ?? FOTO: PR ?? Afd-kandidat Olaf Wilhelm
FOTO: PR Afd-kandidat Olaf Wilhelm

Newspapers in German

Newspapers from Germany