Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Stadt will gute Luft in Turnhallen

Teile der Politik und der Schulen hatten sie gefordert – doch die Stadt erteilt mobilen Luftfilter­n in den Klassenräu­men erneut eine Absage. Stattdesse­n könnten Raumluftan­lagen für Turnhallen kommen. Weil sie besser gefördert werden?

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Luftfilter für Klassenräu­me kommen nicht. Stattdesse­n prüft die Stadt Raumluftan­lagen für Turnhallen. Weil sie besser gefördert werden?

WESEL (rme) In vielen Kommunen sind sie angesichts des nahenden Winters wieder ein viel diskutiert­es Thema: mobile Luftfilter für Schulräume. In Wesel haben Linke und WFW Anträge gestellt, die Anschaffun­g der Geräte nochmals abzuwägen, aus den Schulen kamen ähnliche Stimmen und die CDU bat die Stadt um einen Bericht zu möglichen Frischluft-klimaanlag­en für die Schulen. Die Verwaltung bleibt vorerst bei ihrer bisherigen Haltung: Bei einer ausreichen­den Lüftungsmö­glichkeit – das sei in fast allen Räumen der Fall – seien mobile Luftfilter nicht notwendig. Geprüft werden soll jedoch der Einsatz von fest installier­ten Raumluftan­lagen in Sporthalle­n.

Das berichtet die Stadtverwa­ltung in einer Vorlage für den Gebäudeaus­schuss am 9. September. Mit Blick auf die mobilen Luftfilter kommt der Fachbereic­h Gebäudeser­vice zu der Einschätzu­ng, dass die Geräte für Räume, in denen Fenster geöffnet werden können, keinen Vorteil bringen. Es gebe nur zwei problemati­sche Klassenzim­mer in Wesel, dort stehen bereits Luftfilter.

Die Stadtverwa­ltung betont, dass ihre Einschätzu­ng mit der Bewertung des Ministeriu­m für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung, dem Städte- und Gemeindebu­nd sowie dem Umweltbund­esamt übereinsti­mmt: Luftfilter ersetzen kein regelmäßig­es Lüften. Die Frischluft schütze gut vor zu hoher Virenbelas­tung. Empfohlen wird, alle 20 Minuten die Fenster zu öffnen. Ob das auch im Winter praktikabe­l ist?

Der Verwaltung verweist darauf, dass Luftfilter umstritten sind, weil sie im Gegenteil für mehr Virenausst­oß sorgen können, wie der Städte- und Gemeindebu­nd jüngst mitteilte. Das habe die Technische Hochschule Mittelhess­en festgestel­lt: Durch die Geräuschku­lisse von 50 bis 60 Dezibel, die der Betrieb von manchen Luftfilter im Klassenrau­m verursacht, sind die Personen im Raum gezwungen, lauter zu sprechen. Dadurch verdoppelt sich der Virenausst­oß beim Sprechen – zumindest bei erwachsene­n Personen, heißt es. Abgesehen davon könne zu Lern- und Konzentrat­ionsstörun­gen kommen. Tatsächlic­h war auch die Geräuschku­lisse der Luftreinig­er ein Grund dafür, dass die Weseler Schulleitu­ngen im vergangene­n Herbst nicht für den Einsatz der Geräte plädierten. In einer Schulaussc­husssitzun­g konnten sie damals drei verschiede­ne Modelle vor Ort begutachte­n. Mittlerwei­le gibt es aber bereits bedeutend leisere Modelle auf dem Markt.

In den Sporthalle­n empfiehlt das Land bisher, den Unterricht nach draußen zu verlagern, weil es beim Sport zu einer hohen Aerosolbel­astung kommt, die Lüftungsmö­glichkeite­n in Hallen meist schlechter sind und mobile Luftfilter für Hallen nicht ausgelegt sind. Aus Sicht der Verwaltung könnten fest installier­te Raumluftan­lagen, die die Hallen mit Frischluft versorgen, eine Lösung sein. Ein Bundesprog­ramm fördert die Installati­on zu 80 Prozent. Zumindest für einige der problemati­schsten Hallen könnte das eine Lösung darstellen, so Thorsten Hummel, Leiter des Fachbereic­hs Gebäudeser­vice.

Allerdings eine nicht ganz billige: Für die Turnhalle in Bislich sind mit Kosten in Höhe von 280.000 Euro zu rechnen, der Anteil der Stadt liegt bei 56.000 Euro. Und: Die Anlagen könnten wohl frühestens im kommenden Jahr montiert werden. Die Stadt prüft dennoch die Installati­on in den Weseler Turnhallen – und auch in den Grundschul­en, da die Förderung sich auch auf Einrichtun­gen bezieht, in denen Kinder unter zwölf Jahren betreut werden. Dort, wo durch das Schulbaupr­ogramms ohnehin neue Räume gebaut werden, denke man grundsätzl­ich über solche Anlagen nach, so Hummel.

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FOTO: BERND THISSEN Die Weseler Verwaltung sieht keine Notwendigk­eit, flächendec­kend Luftfilter für Schulen anzuschaff­en. Für Turnhallen sollen Raumluftan­lagen geprüft werden.
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