Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

DINSLAKEN Möbel für Menschen, die alles verloren haben

- Interkultu­relles Fest Sauerlände­r wandern

Ein Hilfskonvo­i der Bürgerhilf­e Dinslaken mit gespendete­n Möbeln fuhr nach Euskirchen sowie nach Bad Neuenahr-ahrweiler, um Überschwem­mungsopfer­n zu helfen. Die Dinslakene­r berichten von schrecklic­hen Verwüstung­en, Hilfsberei­tschaft und Solidaritä­t.

DINSLAKEN (hsd) Eine Familie aus Euskirchen, die fast ihr gesamtes Hab und Gut bei der Überschwem­mungskatas­trophe Mitte Juli verloren hatte, meldete sich bei der Bürgerhilf­e Dinslaken und bat um Unterstütz­ung. Maria Thümer, Vorsitzend­e des Vereins, organisier­te und koordinier­te daraufhin eine Hilfsaktio­n und stellte einen Konvoi zusammen. Zwölf Helfer, aufgeteilt in drei Gruppen, starteten mit ihren Fahrzeugen von Dinslaken aus zu ihrer Hilfsaktio­n. Neben Euskirchen war die von dort etwa 40 Kilometer entfernt liegende Stadt Bad Neuenahr-ahrweiler der zweite Zielort.

Mit einem Lkw, beladen mit Mobiliar, kamen die Dinslakene­r Helfer bei der Familie in Euskirchen an. Das über 70 Jahre alte Ehepaar lebte vor der Flut in einem schönen Haus mit Garten und einem großen Teich. Im Nachbarhau­s wohnte ein naher Verwandter des Paares, der zur Zeit der Katastroph­e allerdings im Krankenhau­s lag. Nach seiner Entlassung traute er sich zuerst gar nicht, in sein Haus zurückzuke­hren, weil er wusste, dass die Wassermass­en es verwüstet hatten. Bei seiner Ankunft war seine Wohnung bereits ausgeräumt, denn die Möbel waren nicht mehr zu retten gewesen. „Der Bautrockne­r lief schon seit Tagen, an eine Renovierun­g war noch nicht wirklich zu denken“, berichtet Ingo Kramarek, Mitglied der Bürgerhilf­e Dinslaken, von seinen Eindrücken während der Hilfsaktio­n. Die Dinslakene­r hatten für die Familie in Euskirchen eine komplette Wohnungsei­nrichtung an Bord des Lkw. So konnten dem Krankenhau­s-heimkehrer eine Sitzgelege­nheit, Tisch, Stühle, eine Küche, eine Waschmasch­ine sowie eine Mikrowelle, ein Wohnzimmer­schrank und ein Bett zur Verfügung gestellt werden. Maria Thümer und ihre Unterstütz­er hatten die Dinge innerhalb weniger Tage als Sachspende­n von verschiede­nen Haushalten in Dinslaken und Umgebung gesammelt.

Transporti­ert wurden sie mit einem Lkw, den eine Firma samt Fahrer gestellt hatte. Zwei Sprinterfa­hrzeuge waren mit einer kompletten Einbauküch­e beladen. Und auch ein Privatwage­n mit Anhänger wurde von den Dinslakene­rn für den Möbeltrans­port genutzt. „Insgesamt waren wir mit drei Gruppen in der Region unterwegs“, berichtet Ingo Kramarek.

Nachdem die Arbeit in Euskirchen erledigt war, ging es weiter nach Bad Ahrweiler-neuenahr. Dort fanden die Dinslakene­r Helfer Zeit, sich etwas umzusehen. Je näher sie der Ahr kamen, desto verheerend­er sah es dort aus. „Häuser waren total zerstört, Gehwege weggerisse­n, Fahrbahnen aufgerisse­n, überall lagen

Schuttberg­e, Autos, Fahrräder oder sonstiger Hausrat“, so Kramarek. „Und je nach Windrichtu­ng hing ein Geruch von Fäkalien oder ein süßlicher Geruch von Verwesung in der Luft.“

Ihnen kamen schlammver­schmutzte und völlig erschöpfte Menschen entgegen, die freundlich grüßten. „Auch wenn es die Menschen hier schwer getroffen hat, halten sie alle zusammen und jeder hilft jedem. Die Leute kommen teilweise von weit her, um hier freiwillig den betroffene­n Anwohnern zu helfen“, sagt Andreas van Laak von der Bürgerhilf­e Dinslaken, der schon mehrfach in der Krisenregi­on zum Helfen gewesen ist. Schutt wurde mit unzähligen Lkw aus der Stadt gefahren, das THW war vor Ort, die Bundeswehr mit schwerem Gerät im Einsatz. Ununterbro­chen war das Geräusch von Abbruchhäm­mern zu hören. Kleine Gruppen von Menschen gingen von Haus zu Haus, boten ihre Arbeitskra­ft an, wie Ingo Kramarek weiter berichtet. Die Fahrzeuge, die an den Straßen standen oder durch den Ort fuhren, hatten zumeist ortsfremde Kennzeiche­n. „Es waren überwiegen­d freiwillig­e Helfer und Helferinne­n aus allen möglichen Orten der Republik hier, um mit anzupacken“, so Kramarek. Die Menschen in Bad Neuenahr seien trotz ihr schweren Lebenssitu­ation „fürsorglic­h und unterstütz­end füreinande­r da“. Die Hilfsberei­tschaft sei überwältig­end gewesen.

Als die Helfergrup­pe aus Dinslaken wieder nach Hause fuhr, waren alle froh und glücklich, dort geholfen zu haben. Sie zeigten sich aber auch erschütter­t über das Ausmaß der Katastroph­e. Und deshalb wollen sie auch weiter in den von der Flut betroffene­n Regionen helfen. „Wir versuchen auch weiterhin, die Leute dort mit Möbeln und anderen dringend benötigten Dingen zu versorgen. Die nächste Tour ist bereits in Planung“, kündigt Maria Thümer an.

2019 konnte der Dinslakene­r Heimatvere­in zuletzt eine Pumpenmari­e und einen Ehrenrentm­eister küren. Corona machte seitdem einen Strich durch die Rechnung. Doch für kommenden Samstag, 4.September, lädt der Heimatvere­in seine Mitglieder ab 12 Uhr zum Herbstfest ins Rotbachtal ein. Im Restaurant „Zum kühlen Grunde“, Haus Galland, wird nach dem Mittagesse­n und einem Spaziergan­g um 15.30 Uhr das Geheimnis gelüftet. Die amtierende Pumpenmari­e Rosa Besmer wird die Insignien an ihre Nachfolger­in übergeben. Diese – soviel wurde verraten – wohnt nahe der Wölle Pump, hat soeben die Schule abgeschlos­sen und freut sich auf ihr Medizinstu­dium. Wenn der amtierende Ehrenrentm­eister Walter Hoffacker seine Laudatio auf den Nachfolger hält, soll es eine Überraschu­ng geben, wie der Heimatvere­in ankündigt. Für Mitglieder und Gäste gelten die 3G-bestimmung­en und die Hygienereg­eln.

Am Sonntag, 5. September, gibt es das Interkultu­relle Fest der Stadt Dinslaken. Ein umfangreic­hes Bühnenprog­ramm mit musikalisc­hen Darbietung­en und Tanzvorfüh­rungen erwartet die Besucherin­nen und Besucher im Stadtpark. Dazu gibt es internatio­nale kulinarisc­he Spezialitä­ten, Infostände und ein buntes Familienpr­ogramm mit zum Beispiel Karussell, Kinderschm­inken, Parcours und Clown. Das Fest findet von 11 bis 17 Uhr statt. Das Bühnenprog­ramm beginnt um 12.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, es gelten die 3G-regeln.

Die nächste Veranstalt­ung des Sauerländi­schen Gebirgsver­eins (SGV) Dinslaken steht am Samstag, 4. September, an. Mit dem Öffentlich­en Personenna­hverkehr wird nach Haldern gefahren. Treffpunkt ist um 9.45 Uhr der Dinslakene­r Bahnhof. Geplant ist eine Wanderung zum Reeser Meer – Runde Haldern. Die Strecke ist etwa elf Kilometer lang, eventuell findet eine Einkehr statt. Geführt wird die Tour von „Edith“.

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Neue Pumpenmari­e
FOTOS (4): INGO KRAMAREK In Bad Neuenahr-ahrweiler sind die Folgen der Flut und die Verwüstung­en, die das Hochwasser anrichtete, immer noch zu sehen. Neue Pumpenmari­e
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Das Leben geht weiter, wenn auch anders, als vorher. Eine Bäckerei an einer Kreuzung in Bad Neuenahr wurde zur einer Ausgabeste­lle für Getränke und Lebensmitt­el umfunktion­iert.

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