Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mal durchatmen und den Hund nicht desinfizie­ren

René Steinberg wollte den Gästen beim „ Sommer-special“im Freibad Voerde eine Auszeit vom Alltagswah­nsinn bieten. Das klappte mit cleverem Witz.

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VOERDE (cor) Mit Blick in den bewölkten Abendhimme­l begrüßte Werner Schenzer, Leiter der Volkshochs­chule Dinslaken Voerde Hünxe, das Publikum im Freibad bei eher kühlen Temperatur­en angesichts des Wetters augenzwink­ernd zum „Voerder Kabaretthe­rbst“.

Humor war beim „Voerder Sommer Special“aber genau das Richtige, denn mit René Steinberg war am Samstagabe­nd ein Kabarettis­t zu Gast, dessen wandelbare, aber dennoch unverkennb­are Stimme viele aus dem Radio kennen. Der Wettergott machte jedenfalls keine weiteren Scherze, es blieb trocken. „Petrus ist wohl doch ein Voerder“, meinte Schenzer, bevor er René Steinberg die Bühne überließ

– ein Ort, an dem sich der Kabarettis­t sichtlich wohlfühlte. Es sei schön und etwas Besonderes, endlich wieder vor Publikum auftreten zu können, freute sich Steinberg. Auch für viele der Zuschauer war es das Programm, das das Neueste und Beste aus dem Radio und Steinbergs vier Soloprogra­mmen enthielt, ein Wiedersehe­n mit einem alten Bekannten. Zuvor ließ der Kabarettis­t erst einmal die letzten Monate Revue passieren, aber eben mit Humor. Ganz nach dem Motto: „Der Alltagswah­nsinn wird ausgelacht.“

Daher hieß es für die Zuschauer: sich zurücklehn­en und das „Feierabend­glück“, wie Steinberg es nannte, genießen, mal nicht über Inzidenzen nachdenken oder den Hund desinfizie­ren. Wie viele andere Eltern hat auch René Steinberg das Homeschool­ing mit seinem Sohn erlebt, bekam es wieder mit Pythagoras zu tun und musste feststelle­n: „Ich wusste nichts mehr.“Seine Erkenntnis: Wenn man „gleiche Schenkel Rechnung“googelt, bekommt man Werbung angezeigt, die mit Pythagoras nicht viel zu tun hat.

Angesichts der Befürchtun­g, Tests an Schulen könnten Traumata auslösen, fühlt Steinberg sich eher an sein eigenes erinnert: Turnschläp­pchen im Sportunter­richt.

Neben dem Homeschool­ing betrachtet­e Steinberg auch andere Phänomene der Pandemie durch die humoristis­che Brille, so auch die Gruppe der „Meckerköpp­e“. Hierzu zählten seiner Beobachtun­g nach vor allem Männer, aber die hätten es im letzten Jahr ja auch schwer gehabt, als die EM ausfiel, mussten sie von Bundestrai­ner auf Virologe umschulen.

Da ihm das Gejammer auf die Nerven geht, lacht René Steinberg lieber darüber – und das Publikum mit ihm. Überhaupt werde die entlastend­e Wirkung von Humor als Wutsenker unterschät­zt, findet Steinberg und hat direkt einen Tipp parat, wie Frauen im Zug Männer zum Schweigen bringen können, die lautstark und wichtigtue­risch den ganzen Wagen mit ihrem Telefonat unterhalte­n: Einfach mal hingehen und „Mir ist kalt, kommst du ins Bett?“in den Hörer flüstern.

Die schönsten Geschichte­n mache immer noch das Leben: „Was Menschen machen, kann man sich nicht ausdenken“. Der Germanist entlarvt als „Liebhaber von Sprache“mit Wortwitz und genauem Blick Klischees, bringt die Zuschauer damit immer wieder zum Lachen – und bescherte ihnen für gut zwei Stunden „Feierabend­glück“.

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FOTO: JOOSTEN Kabarettis­t René Steinberg schaute im Freibad Voerde mit seinem aktuellen Programm „Das Neuste und das Beste“vorbei.

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