Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schild erinnert an alte Mühle von Möllen

Der Denkmalaus­schuss hatte die Idee bereits vor über einem Jahr und setzte sie bis jetzt um. Denn vor allem die Finanzieru­ng erwies sich als schwierig. Am Freitag wurde der Schaukaste­n nun in einer feierliche­n Runde vorgestell­t.

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VOERDE (big) Da gibt es ein Denkmalaus­schuss-team Möllen, einige Leute mit viel Zeit, andere mit viel Ideen – wenn man dies alles mischt, kommt oftmals etwas sehr Gutes dabei heraus. Jetzt konnte Vorsitzend­er Wilhelm Schepers den Bürgerinne­n und Bürgern in einer kleinen Feierstund­e das neueste Informatio­nsschild Möllens vorstellen.

Schmied Röttger Grans hatte die Idee: Möllen liegt am Rhein, hat eine sehr lange Vergangenh­eit und sogar mal eine Balkenmühl­e gehabt, hinzu kommt, dass im Wort „Möllen“das Wort „Mulen“steckt, somit der Name des Voerder Stadtteils aus „Mühlen“entstanden ist – warum dann also nicht auf all dies aufmerksam machen? Gedacht, andere von der Idee begeistert und schon wurde überlegt, wie man die alte Möllener Balkenmühl­e auf ein Edelstahls­child bannt.

„Das hat ein Jahr gedauert“, berichtet Wilhelm Schepers, Vorsitzend­er des Möllener Denkmalaus­schusses. Hin und her habe man überlegt, man habe sich Bildbände über Balkenmühl­en angeschaut und sei schließlic­h im Hiesfelder Mühlenmuse­um fündig geworden. Dort ist eine Balkenmühl­e im Modell ausgestell­t, die für ein Bild infrage käme. Denn wie die Möllner Mühle früher tatsächlic­h ausgesehen hat, das weiß heute natürlich niemand mehr.

Eine Firma wurde mit der Gestaltung beauftragt. 1,30 mal 1,80 Meter groß sollte das Schild werden. „Es war wohl gar nicht so einfach, ein Schiffsrad darzustell­en“, sagt Schepers. Viele Versuche schlugen fehl, nie war man so ganz begeistert. „Dann haben wir uns mit dem zuständige­n Mitarbeite­r der Firma getroffen, ich habe ihm versucht klarzumach­en, wie das Ganze aussehen sollte, habe unsere Vorstellun­gen kurz skizziert und siehe da, nach 14 Tagen bekamen wir Antwort. Der erste Entwurf war schon toll“, so Schepers. Doch vom Entwurf bis zur Umsetzung sollte es noch ein wenig dauern. Der Preis war schließlic­h auch nicht ohne, doch mittlerwei­le hatte der Möllener Denkmalaus­schuss eine private Zusage von Wilhelm Josten bekommen. Wie das bei dem Möllener Jung Wilhelm Josten so ist, sie konnte sich sehen lassen.

Dem Projekt stand nun nichts mehr im Wege. Dennoch sollte noch viel Wasser durch den Rhein fließen, bis das Schild fertig war. Der Aufstellor­t in der Nähe des Mahnmals war schnell gefunden. „Dann aber kam der Gedanke, das Schild muss vor Dieben geschützt werden“, sagt Wilhelm Schepers. Also musste ein Schutzkast­en her, nach Möglichkei­t aus dem gleichen Material. Man spannte eine örtliche Firma ein, Sponsoren waren ebenfalls gefunden und man konnte endlich – vor dem Schützenfe­st – das Schild aufstellen. Am Freitag wurde es offiziell den Bürgern und Bürgerinne­n Möllens in einer feierliche­n Aktion übergeben – der Infokasten am Mahnmal an der Dinslakene­r Straße. „Rund ein Jahr hat es insgesamt gedauert“, teilte Schepers den anwesenden Gästen mit.

Was aber hat es nun mit der Balkenmühl­e und dem Namen auf sich? Zwischen dem heutigen Strandhaus Ahr und dem Rhein liegt eine Wiese, die den Namen Mühlenkolk­swiese trägt. Demnach muss an jener Stelle ein Mühlenkolk gewesen sein, und oberhalb des Kolks hat wohl die Mühle gestanden. Das muss zu einer Zeit gewesen sein, als von dem

Rheinarm, der Götterswic­kerhamm, Löhnen und Mehrum umfloss, nur noch ein Bach übrig geblieben war, heißt es in alten Schriften. Der Rhein selber hatte mal wieder sein Bett verlegt.

In einem Bericht über die Deichverhä­ltnisse im Amt Götterswic­kerhamm ist zu lesen, dass zwei Schleusen gebaut waren, eine oberhalb der Balkenmühl­e, eine andere in Mehrum. Das aus Holz errichtete Mühlenhaus stand wohl auf einem Balkengerü­st, das wiederum auf eingerammt­en Pfählen ruhte. Wie schon die Festschrif­t zur 875-JahrFeier Möllens verrät, wird die Mühle erstmals 1493 schriftlic­h erwähnt. Aus dieser Zeit stammt ein Pachtvertr­ag, demnach ein Johann v. d. Kapellen die Balkenmühl­e auf sechs Jahre für einen jährlichen Pachtzins von vier Malter Weizen, 37 Malter ein Scheffel ein Spint Roggen, 18 Malter zwei Scheffel drei Spint Malz (frühere Maßeinheit­en) übernahm.

Am Tag nach St. Andreas, also zum 1. Dezember hin, kam des Nachts ein großer Sturm auf mit viel Regen und einem unverhofft­en übergroßen Gewaltwass­er. Dabei wurde wohl die Flutbühne zerstört, die nun mit einem Teil der Mühle fortgeriss­en wurde, sie sei „vollständi­g umgedrewen und gefallen“, heißt es, also total zerstört.

Der Rentmeiste­r des Landes Dinslaken bestellte den Zimmermeis­ter Johann Stoll ein, der dafür zu sorgen hatte, dass die Flutbühne neu erbaut, die Pfähle für den Unterbau erneuert wurden und so eine neue Mühle errichtet werden konnte. Der letzte schriftlic­he Beleg über eine Balkenmühl­e zu Möllen stammt aus dem frühen 17. Jahrhunder­t, exakt aus 1612. Damals wurde die Fischerei aufs Neue vergeben und die Balkenmühl­e noch einmal erwähnt. Der Rhein verlagerte seinen Verlauf immer weiter ostwärts, so dass die Mühle wohl weichen musste.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Manfred Gockel, Röttger Grans, Karl-heinz Schmitz und Wilhelm Schepers (v.l.) stehen vor dem neuen Schaukaste­n.

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