Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ministerin will Quarantäne nur noch für infizierte Schüler

Heute debattiert der Landtag in einer Sondersitz­ung die Corona-politik der Landesregi­erung. Dabei dürfte es um die sogenannte 2G-regelung gehen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) hat sich dafür ausgesproc­hen, die Quarantäne­Regeln an den Schulen deutlich zu entschärfe­n. Bislang müssen positiv getestete Schüler und ihre Sitznachba­rn für 14 Tage in Quarantäne, ohne sich vorzeitig freitesten zu können. Gebauer sagte bei einer Sitzung des Schulaussc­husses, die Gesundheit­sminister von Bund und der Ländern hätten sich darauf verständig­t, unter Hinzuziehu­ng des Robert-koch-instituts zu bundesweit einheitlic­hen Regelungen zu kommen. Diese sollen am Montag vorliegen.

„Mein Wunsch wäre eine Regelung, die nur noch eine Quarantäne für ein nachweisli­ch infizierte­s Kind vorsieht“, sagte Gebauer. Mit dem Schuljahre­sbeginn und den absehbaren Folgen durch Reiserückk­ehrer hätten sich die Annahme der Landesregi­erung bestätigt, dass man umsichtig bleiben müsse: „Aber unsere Schulen waren und sind auch weiter sichere Orte.“

Daran haben jedoch Elternvert­reter und Opposition­spolitiker erhebliche Zweifel. Kritik gibt es zudem an der Umsetzbark­eit der geltenden Quarantäne­regelung. Das Land hatte entschiede­n, dass nicht mehr ganze Klassen bei einem positiven Test nach Hause geschickt werden, sondern nur das direkte Umfeld des positiv Getesteten. Der bildungspo­litische Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Jochen Ott, verwies jedoch auf ein Schreiben der Bezirksreg­ierung Düsseldorf an die Schulen der Region, wonach keine Meldungen mehr von Positiv-testungen bei Einzelgrup­pen vorzunehme­n seien, sondern lediglich bei ganzen Klassen: „Das heißt doch übersetzt: Meldet nichts, dann sind auch die Zahlen nicht so hoch.“Gebauer erklärte, sie kenne den Sachverhal­t nicht, und bat darum, ihr das Schreiben weiterzule­iten. Den Vorschlag der SPD, nur ganze Klassen für maximal fünf Tage in Quarantäne zu schicken, lehnte die Ministerin ab. Würde man danach verfahren, säßen statt der derzeit 30.000 Schüler mehr als 160.000 in Quarantäne, rechnete die Ministerin vor.

Kritik an der Ministerin kam auch von der bildungspo­litischen Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer. Gebauer ignoriere Fakten, etwa dass Kinder nicht den ganzen Schultag auf ihrem Stuhl säßen, sondern zur Mensa gingen oder in wechselnde­n Lerngruppe­n arbeiteten: „Vor diesem Hintergrun­d kann nur tägliches Testen Abhilfe schaffen, in Kombinatio­n mit schnellem Freitesten durch einen PCR-TEST nach fünf Tagen.“

Damit spielte Beer auch auf den Entschließ­ungsantrag ihrer Fraktion für das Sonderplen­um an, das die SPD für den heutigen Donnerstag einberufen hat. Der Landtag wird dabei die Situation der Kinder und Jugendlich­en debattiere­n. Sowohl Grüne als auch SPD haben sich unter bestimmten Voraussetz­ungen für eine Einführung der 2G-regel ausgesproc­hen.

Wie das Nrw-gesundheit­sministeri­um mitteilte, liegt die landesweit­e Inzidenz mit einem Wert von 120,3 höher als Anfang September 2020, als sich das Infektions­geschehen der zweiten Welle erst im Verlauf der Herbstsais­on entwickelt­e. „Die Infektions­fälle steigen seit einigen Wochen kontinuier­lich an; zum aktuellen Zeitpunkt ist ein weiterer Anstieg nach den vorliegend­en Zahlen vorerst zu einem Ende gekommen. Momentan ist davon auszugehen, dass unter anderem Reiserückk­ehrer und Infektione­n im privaten und häuslichen Umfeld als Ansteckung­sumfeld auszumache­n sind“, erklärte eine Sprecherin. Im Unterschie­d zum Vorjahr seien vor allem Menschen der jüngeren Altersgrup­pen von Infektione­n betroffen.

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FOTO: DPA Yvonne Gebauer.

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