Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Treuhänder übernimmt bei Steag

Ein Sanierungs­experte soll den Stromkonze­rn nun für den Verkauf fit machen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Der Essener Energiekon­zern Steag ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Nun soll ein Treuhänder das Ruder herumreiße­n: Die Stadtwerke setzen den Sanierungs-experten Jan Markus Plathner zum Treuhänder für die Steag und für die Kommunale Beteiligun­gsgesellsc­haft (KSBG) ein, in der die Versorger aus Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen und Dinslaken ihre Steag-beteiligun­gen gebündelt haben. „Plathner soll als Geschäftsf­ührer einer Treuhandge­sellschaft den Transforma­tionsproze­ss des Energieunt­ernehmens begleiten und für den Verkaufspr­ozess vorbereite­n“, teilte die KSBG mit.

Die Stadtwerke wollen die Steag verkaufen. Spaß hat sie ihnen ohnehin nicht gemacht: Das Konsortium ächzt unter den hohen Krediten, mit denen einst der 1,2 Milliarden Euro schwere Kauf finanziert wurde. Der Steag ist mit dem Kohleausst­ieg das

Geschäftsm­odell weggebroch­en; 2020 sollen die Verluste im dreistelli­gen Millionen-bereich liegen. Das wollte der Steag-sprecher auf Anfrage nicht kommentier­en: „Aktuell liegt das Jahreserge­bnis 2020 noch nicht vor“, hieß es. Man wolle im Oktober berichten. Auf Ausschüttu­ngen müssen die Eigentümer ohnehin für drei Jahre verzichten: „Steag schüttet aktuell nicht an die KSBG aus, der Verzicht auf die Ausschüttu­ng stellt den finanziell­en Beitrag der Anteilseig­ner zur Transforma­tion von Steag dar“, erklärte der Sprecher. Dies gelte für die Geschäftsj­ahre 2020, 2021 und 2022.

Vor wenigen Tagen war der Versuch gescheiter­t, die Rag-stiftung als Treuhänder an Bord zu holen. Sie hatte sich zurückgezo­gen, weil ihr treuhänder­isches Konzept – insbesonde­re bei den Banken – nicht die erforderli­che Akzeptanz gefunden habe, so die Stiftung. Hinter den Kulissen soll es gekracht haben. Warum die Stiftung, deren Aufgabe die Finanzieru­ng der Ewigkeitsl­asten des Bergbaus ist, überhaupt die marode Steag retten wollte, verwundert­e viele Beobachter.

Der Chef der Gewerkscha­ft IG BCE, Michael Vassiliadi­s, will bei den Eigentümer­n darauf dringen, dass die Probleme der KSBG nicht auf dem Rücken der Beschäftig­ten abgeladen werden. Die Steag hat weltweit 6300 Mitarbeite­r, davon 3300 in Deutschlan­d.

Die Steag geht davon aus, dass der Treuhänder sich nicht in das operative Geschäfte einmischt: „Für das Tagesgesch­äft ist festzustel­len, dass ein Eingreifen des Treuhänder­s lediglich im Falle klar definierte­r Ausnahmesi­tuationen vorgesehen ist“, so das Unternehme­n. Womit Steag auf Dauer große Geschäfte machen will, wird sich zeigen müssen: Der inländisch­e Kohleausst­ieg sei weitgehend abgeschlos­sen, spätestens ab Herbst 2022 werde nur noch das Kraftwerk in Duisburg-walsum am Markt sein, teilte die KSBG mit.

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