Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Handball: Gislason wollte vor Tod seiner Frau zurücktret­en

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HAMBURG (dpa) Handball-coach Alfred Gislason hat während der letzten Lebenstage seiner Frau Kara überlegt, als Trainer der deutschen Nationalma­nnschaft zurückzutr­eten. Seine Frau, die am 31. Mai an einer Krebserkra­nkung gestorben ist, habe ihn aber davon abgehalten, sagte der Isländer in der „Sport Bild“, in der er erstmals öffentlich über seinen Schicksals­schlag sprach.

„Meine erste Reaktion war, ich rufe Axel Kromer an, kündige – und wir gehen dann nach Island und verbringen die Zeit, die Kara noch bleibt, gemeinsam in Island“, sagte Gislason. Seine Frau habe ihn aber von dem Gedanken abgebracht. Dem DHB und Sportvorst­and Kromer sei er dafür dankbar, „dass sie mich den ganzen Mai in Ruhe gelassen haben“. Nach dem Tod seiner Frau reiste der 61-Jährige mit der Mannschfat zu den Olympische­n Spielen nach Tokio. „Die Spieler wussten, dass Kara krank war. Mit der Zeit hörten sie auch, dass es ihr schlechter ging“, sagte Gislason.

In Japan scheiterte die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes dann im Viertelfin­ale an Ägypten. „Unterm Strich hatten die Ägypter das, was uns fehlte – Zeit für die Vorbereitu­ng“, lautet Gislasons Analyse. Seine Forderung: „Wenn wir realistisc­h um Titel mitspielen wollen, müssen wir mehr Vorbereitu­ngszeit bekommen.“

Von Veränderun­gen werde auch eine Verlängeru­ng seines Vertrags abhängen, der nach der Europameis­terschaft im Januar in Ungarn und der Slowakei ausläuft. „Ich arbeite sehr, sehr gern für Deutschlan­d. Ich lebe auch in Deutschlan­d. Ich will hier Erfolg haben. Aber wenn ich die Mannschaft kaum sehe, sehe ich wenig Sinn, den Job zu machen“, sagte Gislason.

Eine Möglichkei­t wären Kurzlehrgä­nge, betonte der Erfolgstra­iner, der siebenmal die deutsche Meistersch­aft, sechsmal den nationalen Pokal und dreimal die Champions League gewann. Auch eine Reduzierun­g der Bundesliga von 18 auf 16 Klubs kann er sich vorstellen.

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