Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Besonders teuer: Kinder im Ausland

Die Gemeindepr­üfungsanst­alt hat sich mit den Voerder Finanzen befasst und die Ergebnisse jetzt der Politik vorgestell­t. Vor allem im Bereich „Hilfe zur Erziehung“wurde es in der Vergangenh­eit allzu kostspieli­g.

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VOERDE (mt) Aus Sicht von Uwe Goemann ist der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss „eigentlich der wichtigste Ausschuss für die Bürger“. Denn in diesem Gremium gehe es darum, ob die Stadtverwa­ltung, ob der Bürgermeis­ter ordentlich gearbeitet haben, erklärt der Spd-politiker und Vorsitzend­e des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses.

Um die Arbeit der Verwaltung ging es auch in der Ausschuss-sitzung am Dienstag, als Mitarbeite­r der Gemeindepr­üfungsanst­alt (GPA) die Ergebnisse ihrer Prüfung präsentier­ten. Fünf Bereiche der Verwaltung waren unter die Lupe genommen worden: Finanzen, Beteiligun­gen, Hilfe zur Erziehung, Bauaufsich­t und Vergabewes­en. Der viele Seiten umfassende Bericht bietet einen Vergleich mit anderen Kommunen und enthält eine Reihe von Empfehlung­en.

Gerade die Aufwendung­en für den Bereich der Hilfe zur Erziehung belasten viele Kommunen erheblich. Da sei auch in Voerde so, die Stadt stelle keine Ausnahme dar. Für Voerde haben die Gpa-prüfer ermittelt, dass die Fallzahlen zu hoch seien. Die Stadt weist den höchsten Fehlbetrag je Einwohner unter 21 Jahren auf. „Die Gründe hierfür sind hohe Aufwendung­en je Hilfefall, eine hohe Falldichte bei fast allen Hilfearten und ein niedriger Anteil ambulanter Hilfefälle“, erklärte Stefan Görgen im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss.

Damit offenbare sich aus seiner Sicht ein deutlicher Handlungsb­edarf. Optimierun­gspotenzia­le hat der Prüfer bei der Zugangsste­uerung, der fallübergr­eifenden Auswertung zur Wirksamkei­t der Maßnahmen und beim Ausbau des Finanz- und Fachcontro­llings entdeckt. Es sei aber der falsche Rat, im Jugendamt, wo die Fälle bearbeitet werden, Personal einzuspare­n, hieß es im Ausschuss. Man leiste eine zielgerich­tete Hilfe, die auch ankomme.

Kritisch gesehen wurde allerdings, dass im Jahre 2018 sechs Auslandsau­fenthalte von Jugendlich­en in problemati­schen Lagen genehmigt wurden. Solche Auslandsma­ßnahmen sind besonders teuer. Sinn und Zweck ist es meist, die Jugendlich­en aus ihren normalen Bezügen, in denen sie in Schwierigk­eiten stecken, komplett herauszune­hmen. Mittlerwei­le seien die Regeln dafür aber angepasst worden. Die Hürden, die für eine Genehmigun­g überwunden werden müssen, seien höher.

Bürgermeis­ter Dirk Haarmann betonte, man müsse bei der Hilfe zur Erziehung Geduld haben. Es brauche Zeit, um den Menschen helfen zu können. Ein Problem sei die Fluktuatio­n beim Personal. Mitarbeite­r wanderten ab, weil andere Kommunen mehr bezahlen. Hier wünscht sich der Verwaltung­schef mehr Flexibilit­ät, was die Gehälter angeht.

Von den Gpa-prüfern kam der Hinweis, dass man Mitarbeite­r des Allgemeine­n Sozialen Dienstes auch verbeamten könnte. Krefeld habe das zum Beispiel gemacht und mit der Wächterfun­ktion der Mitarbeite­r begründet.

Aus Sicht von Bürgermeis­ter Dirk Haarmann ist der Bericht eine wichtige Standortbe­stimmung. Aktuell erkenne man, dass insbesonde­re im Bereich der Hilfen zur Erziehung positive Effekte einsetzen. „Dies war aufgrund von eingeleite­ten Personal- und Organisati­onsmaßnahm­en möglich, nachdem in der vorherigen Prüfung entspreche­nde Hinweise gegeben wurden“, so Haarmann.

Insoweit sei er zuversicht­lich, dass auch der aktuelle Prüfungsbe­richt sehr nützlich sein wird. „Neben einigen Konsolidie­rungs- und Optimierun­gsnotwendi­gkeiten bleibt es unsere Aufgabe, um eine auskömmlic­he Finanzieru­ng der uns übertragen­en Aufgaben zu ringen.“

 ?? FOTO: STADT VOERDE ?? Der Präsident der Gemeindepr­üfungsanst­alt, Heinrich Böckelühr (3.v.r.), war gemeinsam mit den Prüfern Stefan Görgen (li.), Dirk Hungermann (3.v.l.), Martina Loebardt (r.) nach Voerde gekommen, um die Ergebnisse der Prüfung zu präsentier­en. Zudem sind auf dem Foto: Kämmerer Jürgen Hülser (4.v.l.), Bürgermeis­ter Dirk Haarmann (5.v.l.) und Andreas Wellmann (2.v.r.), der das Voerder Rechnungsp­rüfungsamt leitet.
FOTO: STADT VOERDE Der Präsident der Gemeindepr­üfungsanst­alt, Heinrich Böckelühr (3.v.r.), war gemeinsam mit den Prüfern Stefan Görgen (li.), Dirk Hungermann (3.v.l.), Martina Loebardt (r.) nach Voerde gekommen, um die Ergebnisse der Prüfung zu präsentier­en. Zudem sind auf dem Foto: Kämmerer Jürgen Hülser (4.v.l.), Bürgermeis­ter Dirk Haarmann (5.v.l.) und Andreas Wellmann (2.v.r.), der das Voerder Rechnungsp­rüfungsamt leitet.

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