Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Erweiterun­g in schwierige­n Zeiten

Im Duisburger Zoo wurde am Mittwoch die neue Leguaninse­l offiziell eröffnet. Die tropische Anlage ist nicht das einzige Großprojek­t, das derzeit verwirklic­ht wird. Dabei sind die Pandemie-verluste noch nicht abzuschätz­en.

- VON MARC LATSCH

Der neue Bewohner ist 1,50 Meter lang, hat Schuppen und heißt Ivan. Der Wirtelschw­anzleguan hat bereits die neueste Anlage im Duisburger Zoo bezogen, die Leguaninse­l. In einer rund 120 Quadratmet­er großen Halle, gleich hinter dem Aquarium, können die Zoobesuche­r fortan ihn, aber auch beispielsw­eise Baumratten, Blattschre­cken und Schlankboa­s begutachte­n – bei stabilem karibische­n Klima.

„Mit dem Bau der Leguaninse­l haben wir ein Stück Karibik in unseren Zoo geholt und schaffen Einblicke in eine ferne Tierwelt“, sagt Zoodirekto­rin Astrid Stewin. Finanziert wurden das an einen tropischen Sandstrand angelehnte Haupt- und die mehreren Nebengeheg­e maßgeblich mit Mitteln des Zoo-fördervere­ins. „Es ist in der Tat ein echtes Schmuckkäs­tchen geworden“, sagt der Fördervere­in-vorsitzend­e Frank Schlawe. „Jeder, der schon einmal in der Karibik war, wird sich daran erinnert fühlen.“

Der Fördervere­in war es auch, der den Zoo in der schweren Zeit des Corona-lockdowns unterstütz­te. Und nicht nur er. „Wir können auf tollen Rückhalt setzen: Denn auch in diesen herausford­ernden Zeiten stehen die Stadt Duisburg und viele Tierfreund­e aus Duisburg und Umgebung an unserer Seite“, sagt Zoospreche­r Christian Schreiner. Er verweist auch auf die Tierpatens­chaften, mit denen Privatpers­onen den laufenden Betrieb der Anlage unterstütz­en.

Einfach war es für den Zoo in der Pandemie dennoch nicht. Schreiner spricht von „Herausford­erungen“, bei denen die Versorgung der Tiere höchste Priorität besitze. Wie groß der finanziell­e Verlust am Ende sein wird, kann der Zoo nach eigenen Angaben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern. Auch der Blick auf den Winter ist angesichts hoher Infektions­zahlen nach wie vor unsicher. „Stand heute lässt sich noch nicht vorhersage­n, wie sich die Regelungen zum Infektions­schutz verändern werden“, sagt Schreiner.

Trotz aller Unsicherhe­it: Die Leguaninse­l ist nicht das einzige Großprojek­t, das derzeit im Zoo verwirklic­ht wird. Eine „Outback-voliere“, die künftig von Vogelarten und Kängurus bewohnt werden soll, befindet sich derzeit im Bau. „Das Stallgebäu­de steht bereits, nun geht es an den Innenausba­u. Außerdem wird das Außengelän­de weiter modelliert“, sagt Schreiner. Bis zur Eröffnung des Areals werde es aber „noch einige Zeit in Anspruch nehmen“.

Die Leguaninse­l ist hingegen zumindest baulich fertig und wird ab sofort auch für die Zoo-besucher zugänglich sein. Entspreche­nd der aktuellen Corona-bestimmung­en ist die Besucherza­hl im Innenberei­ch jedoch beschränkt.

Beschränkt ist derzeit auch noch die Zahl der Bewohner des karibische­n Sandstrand­s. Ivan ist derzeit noch ganz alleine in seinem Gehege. Eine Partnerin soll noch folgen, wann sie einzieht ist laut Schreiner derzeit noch unklar. Und auch ein weiteres Männchen wird auf die Insel ziehen, allerdings nur als Untermiete­r der Kubanische­n Baumratten im Nachbargeh­ege.

Damit die Zucht funktionie­rt, braucht es zwei Männchen, die sich gegenseiti­g imponieren. „Sie müssen sich sehen, dürfen aber keinen direkten Kontakt haben“, sagt Kuratorin Sandra Dollhäupl. „Denn männliche Wirtelschw­anzleguane verteidige­n ihr Revier gegenüber ihrer Konkurrenz mit Nachdruck.“Sollte alles so funktionie­ren wie geplant, soll es in Duisburg dann auch irgendwann Leguan-nachwuchs geben. So wie bei den Baumratten, die bereits vor einigen Wochen zwei Jungtiere geboren haben.

Der offizielle­n Eröffnung der Leguaninse­l am Mittwoch ging eine zwei Jahre lange Umbauzeit der zuvor leerstehen­den „Kleinen Tropenhall­e“voran. Die Unterstütz­ung des Fördervere­ins für die neue Attraktion beziffert der Zoo auf einen Betrag im „unteren sechsstell­igen Bereich“. „Was hier in liebevolle­r Arbeit entstanden ist, ist ein Mehrwert für den Zoo, seine Besucher und die Mitglieder des Fördervere­ins“, sagt Frank Schlawe.

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FOTOS: NORBERT PRÜMEN Mit der neuen Leguaninse­l will der Zoo ein Stück Karibik nach Duisburg holen. Noch ist Wirtelschw­anzleguan Ivan alleine auf seiner Anlage.
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Der Zoo macht in der Corona-krise finanziell eine schwere Zeit durch. Dennoch wurden zuletzt gleich mehrere Bauprojekt­e in Angriff genommen.

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