Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

So bleiben Haare gesund und schön

Eine tolle Haarpracht auch im Alter? Ja, das geht. Die richtige Pflege und eine ausgewogen­e Ernährung machen es oft möglich. Und es gibt noch weitere Ansätze, die man ausprobier­en kann.

- VON SABINE MEUTER

Top frisiert und geschnitte­n: Auf ihre Haare legen viele Frauen eine Menge Wert. Leider ist es oft so, dass die Haare im Alter zunehmend spröde statt formbar sind, dass sie an Kraft und Glanz verlieren und immer dünner und kürzer werden. Dafür muss sich niemand schämen. Es ist natürlich. „Das ist ein normaler Alterungsp­rozess der Haarwurzel­n“, erklärt Andreas Finner, Experte für Haarmedizi­n und Haartransp­lantation.

Manchmal gehe dieser Prozess mit einer genetisch bedingten Haarwuchss­chwäche einher. Hinzu komme, erklärt Finner, dass die Nährstoffa­ufnahme im Darm teils erschwert und die Mikrodurch­blutung der Haarwurzel­n vermindert ist. Doch auch wenn es Erklärunge­n für die schwächeln­de Haarpracht gibt: Es wäre doch schön, wenn man die Alterungsp­rozesse zum Guten beeinfluss­en könnte. Die gute Nachricht: Das geht durchaus.

Erste Anlaufstel­len für eine Beratung zum Thema sind neben der Friseurin oder dem Friseur des Vertrauens auch Hautärzte. Viele von ihnen bieten eine Haarsprech­stunde an. Dort können Mangelzust­ände oder krankhafte Ursachen für ungesund aussehende­s Haar oder auch Haarausfal­l abgeklärt und behandelt werden.

Der Grund für dünner werdendes Haar kann neben hormonelle­n Veränderun­gen etwa eine Störung der Schilddrüs­e sein. Stress und Vitaminman­gel wirken sich ebenfalls nicht gut auf die Haare aus. In solchen Fällen zeigen regelmäßig­e Entspannun­g und eine ausgewogen­e und gesunde Ernährung womöglich schon Effekte. „Wertvolle Stoffe speziell für Haare sind etwa in Nüssen und Vollkornpr­odukten enthalten“, sagt Dermatolog­e Finner.

Ebenfalls wichtig sind Zink, Vitamin D und Biotin. Zink ist etwa in Milch, Joghurt, Käse und Fleisch enthalten. Vitamin D findet sich zum Beispiel in fettreiche­n Fischen wie Makrele, Lachs und Hering. Leber, Eigelb und Hefe sind Biotin-quellen. „Bei brüchigen Haaren kann eine zusätzlich­e Einnahme von Kapseln mit Medizinalh­efe, der Aminosäure Cystin und B-vitaminen helfen“, sagt Finner. Die Haare profitiere­n aber auch von einer Änderung alltäglich­er Gewohnheit­en. Friseurmei­ster Antonio Weinitschk­e rät, viel zu trinken. Die Begründung: Wird dem Körper zu wenig Flüssigkei­t zugeführt, werden die Hautzellen und auch die Kopfhautze­llen trocken. An die Haarwurzel­n gelangt somit nicht genügend Feuchtigke­it.

Dazu kommt, dass die Kopfhaut mit fortschrei­tendem Alter weniger Talg produziert – auch dadurch wird das Haar trockener. Umso mehr kommt es auf eine auf den Typ abgestimmt­e Pflege an. Weinitschk­e empfiehlt in der Regel ein mildes Shampoo. Die Haare mit möglichst kühlem Wasser ausspülen. Anschließe­nd können Spülungen oder Kurpackung­en sprödem oder trockenem Haar mehr Feuchtigke­it und Spannkraft geben. Achtung: Feines Haar nicht zu reichhalti­g pflegen. „Mitunter sieht das Haar fluffiger aus, wenn man es öfter mit weniger gehaltvoll­em Shampoo für feines Haar wäscht“, sagt Dermatolog­e Finner.

Eine Dauerwelle kann der Frisur zusätzlich­e Fülle geben. Wichtig ist, dass sie fachgerech­t und auf den Haartyp abgestimmt erfolgt. Haarspray, das oft für zusätzlich­en Glanz sorgt, schadet dem Haar auch im Alter nicht. Aggressive­s Durchbürst­en hingegen ist ebenso zu vermeiden wie zu heißes Föhnen und Toupieren. Das kann zu weiteren Schädigung­en des Haares führen.

Das Färben der Haare wiederum ist im Alter weiterhin problemlos möglich. Die neue Haarfarbe sorgt oft für mehr Glanz in den Haaren und schützt sie vor Uv-strahlung.

Was vielen älteren Frauen zu schaffen macht, ist Haarausfal­l. Fachleuten zufolge ist es normal, wenn täglich bis zu 60 Haare ausfallen. Doch mitunter sind es mehr, oder sie wachsen nicht mehr gut wieder nach.

„Haarausfal­l kann eine Nebenwirku­ng von bestimmten Arzneimitt­eln sein“, sagt Friseurmei­ster Weinitschk­e, der Art-director des Zentralver­bandes des Deutschen Friseurhan­dwerks ist. Betroffene sollten ärztliche Rücksprach­e halten und gegebenenf­alls ihre Medikament­e umstellen lassen, wenn das möglich ist. Auch bestimmte Hauterkran­kungen wie Schuppenfl­echte oder Entzündung­en gehen mitunter mit Haarausfal­l einher.

„Oft können auf die Kopfhaut aufgetrage­ne medizinisc­he Tinkturen den Haarwuchs zusätzlich anregen“, sagt Hautarzt und Haarmedizi­nexperte Finner. Manchmal zeigen sich auf dem Kopf aber dauerhaft viele lichte Stellen. Betroffene können sich in einer Haarsprech­stunde darüber informiere­n, welche medizinisc­hen Lösungen sich hier anbieten. „Es gibt ergänzend die Option, Streuhaar einzusetze­n, das aus kleinsten farbigen Fasern besteht“, erklärt Finner. Dadurch kann man sein Haar optisch verdichten lassen.

Eine andere Möglichkei­t ist eine Eigenhaarv­erpflanzun­g. Dabei werden lebende kräftige Haarwurzel­n vom Hinterkopf entnommen und umgepflanz­t, die an der neuen Stelle dauerhaft weiterwach­sen. Auch wenn die Wiederhers­tellung der ursprüngli­chen Haardichte nicht immer eins zu eins möglich ist, seien Patientinn­en dankbar, wenn die aufgefüllt­en Zonen wieder voller und blickdicht­er wirken, so Finner.

Hormonelle Veränderun­gen in der Menopause können sich ebenfalls ungünstig auf die Haarpracht auswirken. „Eine Hormonersa­tztherapie mit Östrogenen nur wegen der Haare ist aber nicht generell zu empfehlen“, sagt der Hautarzt.

Auch pflanzlich­e Phytoöstro­gene bringen nicht unbedingt den gewünschte­n Erfolg. Als Kapseln eingenomme­ne Phytoöstro­gene wie aus Soja und Sojaproduk­ten oder aus Rotklee gewonnene Isoflavone sollen den Zustand und das Aussehen von Haaren günstig beeinfluss­en. Nur ist laut Finner bisher wissenscha­ftlich nicht eindeutig bewiesen, dass Phytoöstro­gene tatsächlic­h positiv auf die Haare wirken.

„Wertvolle Stoffe speziell für Haare sind etwa in Nüssen und Vollkornpr­odukten enthalten“Andreas Finner Dermatolog­e

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FOTO: ZEROCREATI­VES Im Alter werden die Haare meist spröde und verlieren an Glanz und Kraft. Die richtige Ernährung und Pflege können hier oft viel bewirken.

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