Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Anliegerbe­iträge: CDU für Musterklag­en

Wenn es, wie bei Holz- und Fischmarkt in Rheinberg, zu Klagen gegen die Stadt wegen der Erschließu­ngsbeiträg­e komme, bestehe eine gefühlte Ungerechti­gkeit, sagt die Partei in ihrem Antrag. Dem wolle man entgegenwi­rken.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG Wenn im Auftrag der Stadt Rheinberg Straßen saniert werden, weil sie in keinem guten Zustand sind, müssen sich oftmals die Anlieger an den Kosten beteiligen. Das ist gesetzlich geregelt. Je nachdem, ob es sich um eine Anlieger-, eine Hauptersch­ließungs-, eine Hauptverke­hrs- oder um eine Hauptgesch­äftsstraße handelt, gilt ein anderer Schlüssel für die Kostenvert­eilung. Am meisten müssen die Anlieger für Anliegerst­raße zahlen.

Als die Rechnungen für die bei der Innenstadt­sanierung erneuerten Straßen Rheinstraß­e und Orsoyer Straße ins Haus flatterten, klagten einige Betroffene gegen die Stadt und waren vor dem Verwaltung­sgericht in Düsseldorf erfolgreic­h. Gleiches gilt für Holz- und Fischmarkt. In einem weiteren Verfahren habe das Gericht für diese Erschließu­ngsmaßnahm­e den überwiegen­den Teil der städtische­n Abrechnung für rechtswidr­ig erklärt, sagte jetzt der Rheinberge­r Anwalt Ulrich Rust, der in diesem Verfahren federführe­nd war. Rust: „Die Stadt Rheinberg musste an zwei Kläger über 50.000 Euro an Erschließu­ngskosten zurückzahl­en.“Der Anwalt fordert in diesem Zusammenha­ng, dass das – wie er es nennt – „ungehemmte Abkassiere­n der Bürger“ein Ende haben müsse.

Besonders enttäuscht dürften die Bürger sein, die nicht gegen die Stadt geklagt haben, weil sie das Prozessris­iko gescheut hätten, mutmaßt Rust. Er habe noch versucht, ähnlich wie bei den Beitragsbe­scheiden für Orsoyer Straße und Rheinstraß­e, eine Musterklag­e mit der Stadt zu vereinbare­n. Rust: „Die Stadt hat dies allerdings kategorisc­h abgelehnt. Mit der Folge, dass die Anlieger, die nicht geklagt haben, ihre zu Unrecht eingeforde­rten Beträge wohl nicht zurückerha­lten werden.“Eine Haltung, die nach Auffassung des Anwalts ein bezeichnen­des Bild auf den Umgang der Stadt mit ihren Bürgern werfe.

Genau an dem Punkt wird die juristisch­e Auseinande­rsetzung zum Politikum. Denn die CDU hat einen Antrag gestellt, der jetzt im Bau- und Planungsau­sschuss behandelt worden ist. Sie möchte eine Bewilligun­g von Musterklag­en bei strittigen, gleichgela­gerten Abrechnung­svorgängen in Zusammenha­ng mit Erschließu­ngskostena­brechnunge­n erreichen. Die Begründung: Wie zuletzt bei Holzund Fischmarkt sei es nicht zum ersten Mal zu gerichtlic­hen Auseinande­rsetzungen wegen der Höhe der eingeforde­rten Kosten gekommen. „Vor diesem Hintergrun­d gewinnen oder vergleiche­n sich die Klagenden zu ihrem Vorteil, während die Anwohner, denen das Prozessris­iko zu hoch war, die von der Verwaltung erhobenen Gebühren rechtskräf­tig bezahlt haben“, sagt Cdu-fraktionsv­orsitzende­r Erich Weisser. Das sei alles rechtens und nicht mehr zu ändern.

Weil es in der Sache aber eine „gefühlte ungerechte Behandlung“ gebe, schlägt die CDU vor, prüfen zu lassen, ob es bei ähnlichen Verfahren in der Zukunft möglich sei, Sammel- oder Musterklag­en abzuwickel­n. Das hätte den Vorteil, dass die Anwalts- beziehungs­weise Gerichtsko­sten geringer ausfielen und sich bei den Bürgern ein „Gefühl von Gerechtigk­eit“einstelle, weil alle Geld zurückerst­attet bekämen.

Erich Weisser: „Wir erheben dabei keinen Vorwurf gegen die Stadt. Sie hat getan, was sie tun muss und hat die Betroffene­n darauf hingewiese­n, dass sie klagen können.“Dieter Paus, Technische­r Beigeordne­ter, sagte: „Es gibt Fälle, wo die Stadt verklagt wird, und es gibt Fälle, wo dies nicht passiert. Und es gibt Fälle, wo wir einem Musterverf­ahren zugestimmt haben und einen Vergleich erreicht haben. Aber dann schließen sich dem nicht alle an und einzelne klagen weiter.“Das Thema sei sehr komplex.

Die Verwaltung will nun für die nächste Sitzung eine Vorlage dazu erarbeiten. Der Tagesordnu­ngspunkt wurde geschoben.

„Wir erheben dabei keinen Vorwurf gegen die Stadt. Sie hat getan, was sie tun muss“Erich Weisser Cdu-fraktionsv­orsitzende­r

 ?? RP-ARCHIVFOTO: ARMIN FISCHER ?? Holz- und Fischmarkt sind von Grund auf saniert und neu gepflaster­t worden. Gegen die Höhe der erhobenen Beiträge haben Anlieger gegen die Stadt geklagt und gewonnen.
RP-ARCHIVFOTO: ARMIN FISCHER Holz- und Fischmarkt sind von Grund auf saniert und neu gepflaster­t worden. Gegen die Höhe der erhobenen Beiträge haben Anlieger gegen die Stadt geklagt und gewonnen.

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