Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ihre Vorhersagen interessieren jeden
Passt das Wetter fürs Grillfest? Wie stark wird es in der Region regnen? Meteorologen sorgen dafür, dass wir Antworten auf diese Fragen haben. Jan Keller vom Deutschen Wetterdienst erzählt, was seinen Beruf ausmacht.
(tmn) Wie wird denn das Wetter heute? Diese Frage hört Jan Keller natürlich häufig, schließlich ist er promovierter Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Aber er hört auch aus seinem privaten Umfeld, dass die Wettervorhersagen immer präziser werden. Das freut den Fachmann natürlich.
Wie ich zu meinem Beruf gekommen bin: Schon als Kind haben mich die Natur und das Wetter in ihren Bann gezogen. Ich fand es spannend, wie zum Beispiel ein Gewitter entsteht. Als Gymnasiast habe ich ein Praktikum am Meteorologischen Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln gemacht. Später habe ich dort Meteorologie studiert. Im Anschluss habe ich ein Promotionsstudium am Meteorologischen Institut der Universität Bonn aufgenommen. Seit 2012 bin ich beim Deutschen Wetterdienst als Leiter einer Forschungsgruppe im Hans-ertel-zentrum tätig, die sich mit dem Thema Klimaüberwachung und -diagnose befasst.
Das sind meine Aufgaben: Ich entwickele probabilistische Methoden im Bereich der numerischen Wettervorhersage.
Vereinfacht ausgedrückt: Bei einer probabilistischen Methode, auch Ensemble-methode genannt, gibt es mehrere Modellrechnungen, ausgehend von mehreren leicht unterschiedlichen Anfangszuständen. So lassen sich verschiedene mögliche Wetterentwicklungen aufzeigen. Sogenannte Ensemble-vorhersagen machen es möglich, Wahrscheinlichkeiten etwa für Starkregen oder Orkanböen auch frühzeitig zu erfassen.
So sieht mein Arbeitsalltag aus: Meine Tätigkeit ist jeden Tag aufs Neue faszinierend und man hat viel Verantwortung, schließlich gehen Wetter und Klima jeden an. Es ist auch interessant zu beobachten, was sich alles in der Erdatmosphäre tut. Die meisten meiner Kollegen und ich verbringen viel Zeit vor dem Computerbildschirm. Wetterforscher analysieren die Atmosphäre und werten die gesammelten Daten aus. Sie entwickeln und betreuen Modelle für die Wettervorhersage, beobachten die Wetterlage und erstellen Warnungen oder forschen zu Themen wie Verbesserung der Luftqualität, innovative Messtechniken oder globaler Klimawandel.
Die schönen Seiten des Berufs: Es gibt einen breiten Austausch auch auf internationaler Ebene, etwa bei Tagungen oder Konferenzen. Außerdem bietet der Beruf vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Neben Forschung und Lehre kann man bei Umweltschutz- oder Wasser- und Schifffahrtsämtern arbeiten oder bei Rundfunk- und Fernsehen.
Die weniger schönen Seiten: In meinem Metier gibt es viele befristete Stellen. Man muss also sehr flexibel sein. Damit geht eine gewisse Unsicherheit darüber einher, wo man auf kurz oder lang arbeiten wird.
Was Wetterforscher verdienen: Das hängt von Berufserfahrung, Position und Arbeitgeber ab. Beim Deutschen Wetterdienst richtet sich die Bezahlung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst ( TVÖD). Laut Bundesagentur für Arbeit ist demnach ein Monatsverdienst zwischen 3782 Euro und 5798 Euro möglich.