Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Verkappte Werbung für die Grünen

- VON JANA WOLF

Rezo hat wieder zugeschlag­en: In seinem neuen Video zur Bundestags­wahl widmet sich der Youtuber der Klimakrise. Vor allem die Regierungs­parteien bekommen darin ihr Fett weg, allen voran die Union. Das war erwartbar, schließlic­h hat sich der 29-Jährige als Cdu-zerstörer einen Namen gemacht. Diesmal wirft er verschiede­nen Politikern Wissenscha­ftsfeindli­chkeit und Verschwöru­ngsideolog­ie vor, lenkt den Fokus bewusst auf die erzkonserv­ative Werteunion und auf vom Energiekon­zern RWE finanziert­e Einzelpers­onen.

Das Bild, das Rezo von der Union entwirft, ist einseitig und verzerrt die Wirklichke­it. Er driftet in den Populismus ab. Und doch sollte man seinen Aufschlag nicht unterschät­zen: Zum einen zielt Rezo diesmal auf eine breitere Zielgruppe ab. Er spricht nicht nur eine junge, Youtube-affine Zielgruppe an. Rezo wendet sich explizit an die über 50-Jährigen und appelliert an deren Verantwort­ung für ihre Kinder und Enkelkinde­r. Nach nur einem Tag wurde das Video rund 1,2 Millionen Mal (Stand Sonntagnac­hmittag) aufgerufen. Die Reichweite ist Rezos Trumpf. Zum anderen trifft er einen wunden Punkt von Armin Laschets Klimapolit­ik in NordrheinW­estfalen: Es geht um die Abstandsre­geln für Windräder, um die Auflösung der Energieage­ntur NRW sowie der Stabstelle Umweltkrim­inalität. Diese klimapolit­ischen Hemmnisse kritisiert Rezo ganz zu Recht. Die Verknüpfun­g von zugespitzt­er Kritik und großer Reichweite kann Laschet auf die Füße fallen.

Drei Wochen vor der Wahl steht die Union in Umfragen bei miserablen 20 Prozent. Das Video kann sie weitere Stimmen kosten. Dabei fällt auf, dass die Grünen darin nicht erwähnt werden. Stattdesse­n gibt Rezo sich mit dem angehängte­n Quellenver­zeichnis den Anschein von Neutralitä­t. Ehrlicher wäre es, er würde offenlegen, für welche Partei er hier Wahlwerbun­g macht. BERICHT YOUTUBER REZO KRITISIERT KLIMAPOLIT­IK . . ., POLITIK

Newspapers in German

Newspapers from Germany