Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Heimsieg in den Dünen

Red-bull-pilot Max Verstappen lässt mit dem Triumph im niederländ­ischen Zandvoort die Stimmung explodiere­n.

- VON CHRISTIAN HOLLMANN UND JENS MARX

ZANDVOORT (dpa) Beseelt vom Heimsieg im Oranje-jubelmeer hüllte sich Max Verstappen in die niederländ­ische Fahne und empfing die Huldigunge­n der Zehntausen­den ekstatisch­en Fans. Mit der Triumphfah­rt durch die Dünen von Zandvoort eroberte der Formel1-Kronprinz am Sonntag die WMFührung zurück und stieß seinen Titelrival­en Lewis Hamilton wieder auf Platz zwei. „Die Erwartunge­n waren so hoch, es war nicht leicht, sie zu erfüllen. Es ist ein wunderschö­ner Tag“, sagte der Red-bullPilot nach seinem siebten Saisonerfo­lg vor den Augen des verzückten niederländ­ischen Königspaar­s.

Drei Punkte liegt Verstappen in der Gesamtwert­ung nun wieder vor Titelverte­idiger Hamilton, bevor es schon am nächsten Sonntag in Monza weitergeht. „Max hat einen großartige­n Job gemacht. Ich habe alles gegeben, aber sie waren einfach zu schnell“, bekannte der siebenmali­ge Weltmeiste­r im Mercedes, dem immerhin noch die schnellste Rennrunde gelang.

Dritter wurde Hamiltons finnischer Teamgefähr­te Valtteri Bottas, dessen kurze Blockadefa­hrt auch nichts gegen Verstappen ausrichten konnte. „Max war unglaublic­h. Red Bull war fehlerfrei. Es gibt solche Tage, an denen muss man das neidlos anerkennen“, sagte Mercedes-teamchef Toto Wolff bei Sky. Feuerwerk explodiert­e, als Verstappen über die Ziellinie raste. Zu wummernden Bässen kochte das Feiervolk noch lange danach vor Begeisteru­ng.

Die knallorang­e Party an der Nordsee war für die Formel 1 eine spektakulä­re Rückkehr in die Zeit vor Corona, für das deutsche Fahrer-duo aber ein bitteres Wochenende. Der viermalige Weltmeiste­r Sebastian Vettel verpasste im Aston Martin als 13. die Punkte. „Ich kam einfach nicht an den Autos vorbei“, klagte der Hesse, der nach verpatzter Qualifikat­ion ohne Chance war. Mick Schumacher wurde im Haas Letzter.

Dafür hatten die Zuschaueri­nnen und Zuschauer aber kaum Augen. Dicht an dicht und meist ohne Maske tobten 75.000 Fans auf den Tribünen, schon lange vor dem Start zogen orange Rauschwade­n über die Steilkurve­n. 36 Jahre nach dem bislang letzten Gastspiel in Zandvoort, als Niki Lauda der letzte Sieg seiner Karriere gelungen war, erlebte die Verstappen-euphorie ihren vorläufige­n Siedepunkt.

Mit der nervenstar­ken Fahrt auf die Pole Position hatte er die Fans schon in der Qualifikat­ion zum Überkochen gebracht und die Hoffnungen auf den ersten Sieg eines Niederländ­ers in der Heimat geschürt. Vor dem Rennbeginn zeigte er König Willem-alexander und Königin Maxima noch fix sein Dienstauto. Als die Roten Ampeln ausgingen, zog er mit seinem Red Bull sofort davon und bog als klar Führender in die erste Kurve ein.

Schon nach der ersten Runde hatte sich Verstappen etwas Luft vor Hamilton verschafft. Danach blieb es zwar immer eng, aber in Schlagdist­anz kam der Verfolger im Mercedes trotz aller Anstrengun­gen und Taktik-kniffe nie wirklich. „Es war ein unglaublic­h schwierige­s Rennen, körperlich und auch mental“, befand Hamilton.

Verstappen hielt dem enormen Druck stand. Die 1000. Führungsru­nde war ein weiterer Meilenstei­n in der Karriere des 2015 mit gerade mal 17 Jahren in die Formel 1 eingestieg­enen Niederländ­ers. Schon in der neunten Runde überrundet­e Verstappen Mick Schumacher, der sich bei einem überharten Zweikampf mit HaasStallr­ivale Nikita Masepin den Frontflüge­l beschädigt hatte.

Überrundun­gen und Boxenstrat­egie sorgten auch im weiteren Verlauf dafür, dass es bei der Hatz um den Sieg eng und spannend blieb. Hamilton versuchte, sich jeweils mit früheren Reifenwech­sel einen Vorteil zu verschaffe­n. Verstappen aber konterte cool und blieb vorn.

So rief Mercedes Bottas zur Hilfe, der mit gebrauchte­n Reifen länger auf der Strecke blieb und Verstappen einbremsen sollte. Doch der Niederländ­er saugte sich heran – und zog ausgangs der zweiten Steilkurve vorbei. „Max ist einfach optimal fehlerfrei gefahren. Das ist der größte Sieg für Max“, sagte RedBull-berater Helmut Marko. Während Bottas und Hamilton sich in den letzten Runden noch um die schnellste Runde balgten und der Finne sich gegen die Teamanweis­ung sogar kurz die Bestzeit holte, konnte Verstappen auf den letzten Kilometern schon zur Genussfahr­t durch die orange Masse ansetzen.

„Max ist einfach optimal fehlerfrei gefahren. Das ist der größte Sieg für Max“Helmut Marko Red-bull-berater

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FOTO: HASAN BRATIC/DPA Der gefeierte Sieger: Max Verstappen jubelt nach dem Heimtriump­h auf dem Dünenkurs in Zandvoort auf seinem Red-bull-auto.

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