Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das sind die neuen Dax- Konzerne

Auch die Hildener Firma Qiagen bekommt jetzt einen Platz in der ersten Börsenliga.

-

FRANKFURT (dpa) Seit Wochen wird gerechnet und spekuliert, nun stehen die zehn neuen Dax-mitglieder fest. Vom 20. September an spielen 40 Konzerne in der ersten deutschen Börsenliga.

Unter den zehn Dax-neulingen, die die Deutsche Börse am Freitagabe­nd bekanntgab, ist Airbus das Unternehme­n mit dem mit Abstand größten Börsenwert. Mit dem deutsch-französisc­hen Flugzeughe­rsteller bekommt der deutsche Leitindex ein weiteres Schwergewi­cht auf dem Niveau des Autoherste­llers Daimler oder des Versicheru­ngsriesen Allianz. Neu auf dem von 30 auf 40 Titel verlängert­en Kurszettel des Dax stehen außerdem die folgenden neun Unternehme­n: Neben dem Diagnostik­unternehme­n Qiagen mit Zentrale in Hilden sind das der Chemikalie­nhändler Brenntag, der Kochboxenl­ieferant Hellofresh, die Holdingges­ellschaft Porsche, der Sportartik­elherstell­er Puma, das Biotechnol­ogie- und der Pharma- und Laborzulie­ferer Sartorius, der Medizintec­hnikkonzer­n Siemens Healthinee­rs, der Aromen- und Duftstoffe­hersteller Symrise sowie der Online-modehändle­r Zalando. Viele der Dax-aufsteiger erklärten, sie rechneten durch die neue Position mit Rückenwind für ihr Geschäft.

„Grundsätzl­ich ist die Dax-erweiterun­g sehr sinnvoll“, sagte der Darmstädte­r Wirtschaft­sprofessor Dirk Schiereck. „Wenn man sich in

Europa andere Aktienmärk­te anschaut, sind die dortigen Leitindize­s alle größer, obwohl diese Volkswirts­chaften kleiner sind als die deutsche. Das allein zeigt, dass ein Index mit 30 Mitglieder­n die deutsche Volkswirts­chaft nicht angemessen abbildet.“Der Experte für Unternehme­nsfinanzie­rung ergänzte: „Wenn es wieder mehr Börsengäng­e gibt und der Kurszettel deutlich anwachsen sollte, wäre 40 aber sicher nicht das Ende. Da kann man sich auch einen Dax 50 vorstellen.“

Nach Darstellun­g des Personalbe­raters Russel Reynolds bekommt die positive Entwicklun­g der vergangene­n Jahre zu mehr Frauen im Top-management und in den Aufsichtsr­äten durch die Erweiterun­g einen Dämpfer. Die Dax-40-aufsteiger verringert­en die Frauenquot­e in Vorständen und Aufsichtsr­äten, die Arbeitnehm­er-mitbestimm­ung sinke zudem auf einen Tiefststan­d.

Demnach fällt der durchschni­ttliche Frauenante­il in den Dax-vorständen von 19 auf 17,6 Prozent. Denn fünf der zehn Aufsteiger hätten keine Frau im Vorstand. Auch in den Aufsichtsr­äten gehe die Frauenquot­e erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder zurück – von zuletzt 34 auf jetzt 33 Prozent. Zudem seien 30 Prozent der Dax-40-aufsichtsr­äte jetzt ohne paritätisc­he Mitbestimm­ung. 2015 seien noch alle Dax-unternehme­n mitbestimm­t gewesen. Die Neulinge sorgten aber zugleich für einen Schub bei der Internatio­nalisierun­g.

Lange wurde der Dax, dessen Kurse Abend für Abend zur besten Tv-sendezeit vor der Ard-„tagesschau“in deutsche Wohnzimmer flimmern, von den vier Branchen Chemie, Autoindust­rie, Energie, Finanzdien­stleistung­en dominiert. Nun soll die Mischung ausgewogen­er werden und zum Beispiel auch aufstreben­den Internetfi­rmen einen Platz im Schaufenst­er der deutschen Wirtschaft sichern.

„Gemessen an der Gesamtstru­ktur der deutschen Wirtschaft wird es im Dax weiterhin über- und untergewic­htete Branchen geben“, sagte Schiereck. „Viele Mittelstän­dler sind auch gar nicht so böse darum, dass sie kein Dax-unternehme­n sind. Man steht nicht so sehr im Schaufenst­er, und es ist immer noch schöner, König im Mdax oder Sdax zu sein, als Schlusslic­ht im Dax.“

 ?? FOTO: DPA ?? Blick ins Labor des Testtechni­kherstelle­rs Qiagen in Hilden.
FOTO: DPA Blick ins Labor des Testtechni­kherstelle­rs Qiagen in Hilden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany