Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Für 70 Cent pro Tag werden Kinder satt

Erzbischof Laurent Lompo war wieder in Kevelaer und am Niederrhei­n zu Gast und schilderte die drastische Situation in seinem Heimatland Niger. Er machte deutlich, dass schon kleine Spendensum­men helfen können.

- VON SEBASTIAN LATZEL Maternite Niamey

WESEL/KEVELAER Immer wieder hat Laurent Lompo diese eine Hoffnung. „Ich hoffe, dass sich die Situation beruhigt, aber das Gegenteil ist der Fall, es wird immer schlimmer, der Terror immer größer“, sagt der Erzbischof der Diözese Niamey im Niger, der jetzt wieder in Deutschlan­d und dabei auch in Kevelaer war. Hier ist es ihm wichtig, auf die prekäre Lage in seinem Heimatland hinzuweise­n. Die Terroriste­n würden mit unheimlich­er Brutalität vorgehen. Es gibt öffentlich­e Hinrichtun­gen, Menschen werden verschlepp­t, Dörfer zerstört, die Ernte und damit die Existenz vieler Menschen vernichtet.

Immer wieder stelle er sich dabei die Frage: Woher kommt diese Brutalität? Hier stehe nicht der Hass gegen Christen im Vordergrun­d, denn auch Muslime hätten unter dem Terror zu leiden. Vielmehr sei eine tiefe Frustratio­n über die Zustände und ungerechte Verteilung im Land die Antriebsfe­der. Der Terror gegen die Dorfbevölk­erung sei gewisserma­ßen eine Attacke stellvertr­etend gegen die Machthaber und Länder, die für die Situation verantwort­lich seien.

Beim Besuch in Kevelaer dankte der Bischof den Menschen am Niederrhei­n und vor allem der Stiftung Aktion Pro Humanität (APH) für ihre Unterstütz­ung. „Vom Niederrhei­n bekommen wir immer wieder schnelle Hilfe, ohne diese Unterstütz­ung würden Millionen Menschen schon nicht mehr existieren“, sagte er und gab einen Überblick über die Situation.

Flüchtling­e In Niamey werden aktuell 14.500 Flüchtling­e aus dem Niger versorgt, die vor dem Terror geflohen sind. Sie erhalten Nahrungsmi­ttel, kleine, sehr einfache Hütten als Unterkünft­e für die Familien, gesundheit­liche Versorgung, Schulhilfe für Kinder. Mit Hilfe vom Niederrhei­n konnten beispielsw­eise 250 einfache Hütten errichtet werden. Das Projekt läuft weiter.

Nahrungsmi­ttelhilfe 2500 Säcke Hirse wurden bereits gekauft. Ein Großteil ist schon verteilt worden, 835 Säcke sind noch im Lager. 758 Säcke Reis wurden komplett an die Haushalte verteilt, 760 Kanister mit Öl verteilt.

Bildung Ab Oktober werden 250 Kinder aus den Flüchtling­sfamilien in die Missionssc­hule gehen. Diese wurde von APH mit den Spenden aus Anlass der Bischofswe­ihe von Rolf Lohmann finanziert. Nun werden auf dem Schulgelän­de drei weitere Hangars errichtet, in denen weitere Kinder in der Missionsgr­undschule unterricht­et werden. Die Kinder bekommen mittags ein Essen, das ebenfalls mit Spenden bezahlt wird. Dafür sind 22 Euro im Monat pro Kind nötig, also 70 Cent am Tag. Das zeigt, dass auch kleine Summen helfen.

Brunnenbau Das Projekt ist echte Hilfe zur Selbsthilf­e und wird kontinuier­lich ausgebaut. Unterstütz­ung gibt es vor allem von Familie Seibt aus Wesel-flüren von der Grav-insel sowie der Familie Janssen.

Ein großes Projekt ist dieses Krankenhau­s. Der erste Bauabschni­tt der neuen Mutter-kind-station in Niamey wird im Oktober fertiggest­ellt werden können. Eine Spenderin vom Niederrhei­n hilft, dieses Leuchtturm-projekt für die Menschen im Niger zu realisiere­n.

Der Bischof machte noch einmal deutlich, dass jede Aufmerksam­keit und Hilfe besser sei, als die Augen zuzumachen und zu sagen: „Das hilft ja doch nichts.“Schon mit wenig Geld könne viel Hilfe geleistet werde. Ein Sack Hirse koste 50 Euro. Davon könne eine Familie einen Monat lang leben. Er sei allen dankbar, die sein Land unterstütz­en. Wenn er am Niederrhei­n sei, habe er nicht das Gefühl, Spender zu treffen, sondern echte Brüder und Schwestern. Infos zu Spendenmög­lichkeiten unter pro-humanitaet.de

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FOTOS: APH Im Niger benötigen die Menschen dringend Hilfe, vor allem die Kinder.
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FOTO: BREUER Gregor Kauling, Laurent Lompo und Elke Kleuren-schryvers freuen sich über die Hilfe vom Niederrhei­n.
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In der Missionssc­hule werden die Kinder unterricht­et, sie wurde mit Spenden vom Niederrhei­n mitfinanzi­ert.

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