Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
So läuft die Mittagsruhe in den Kitas ab
In Gelsenkirchen ist ein zweijähriger Junge in einer Kita beim Mittagsschlaf ums Leben gekommen. Wie Kinder in Dinslakener, Voerder und Hünxer Kitas schlafen und wie sie überwacht werden.
DINSLAKEN (aha) Der Tod eines zweijährigen Jungen in einer Kita in Gelsenkirchen erschüttert NRW. Der kleine Junge lag zum Mittagsschlaf in der unteren Etage eines Gitter-hochbetts. Er hat offenbar das Unterteil des oberen Betts hochgedrückt, hat sich den Kopf eingeklemmt und ist erstickt. Müssen sich Eltern in Dinslaken, Voerde, Hünxe sorgen, dass Ähnliches auch hier passieren könnte? Wir haben nachgefragt.
„Unsere Kitas und wir sind von dem Fall in Gelsenkirchen tief betroffen“, sagt Stadtsprecher Marcel Sturm. In Dinslaken nehmen fast alle Kindergärten – städtische und Träger-gebundene – Kinder ab dem
„Da die Babyfons täglich benutzt werden, wird die Funktionsfähigkeit der Geräte auch täglich überprüft“Miriam Gruschka Sprecherin Stadt Voerde
Alter von zwei Jahren auf, viele auch ab vier Monaten. Ein Mittagsschläfchen gehört zum Kita-alltag.
Die städtischen Kitas in Dinslaken haben allerdings „keine Etagenbetten“, erklärt Marcel Sturm. In den Einrichtungen werden überwiegend Schaumstoffbetten verwandt, „die auf dem Boden liegen und leicht beweglich sind, oder Podeste, auf die Matratzen oder Matten gelegt werden“, so Marcel Sturm. Diese befinden sich zum Teil in Schubkästen unter den Podesten – die Abstände entsprechen den Guv-vorgaben (Gemeinde-unfallversicherungsverband).
„Für die ganz Kleinen haben wir zum Teil Reise- oder Gitterbetten“, erklärt Sturm und fügt hinzu: „Die Gitterstäbe sind natürlich so geöffnet, dass die Kinder jederzeit das Bett verlassen können.“Außerdem würden Ausklappsessel zum Schlafen genutzt, die „ebenfalls leicht zu handhaben sind und dann offen auf dem Boden liegen.“
In der Eingewöhnung in die Schlafsituation werden die Kinder laut Stadtsprecher „eng durch eine Mitarbeiterin im Raum begleitet“. Nach der Eingewöhnung wachen Babyfone, zum Teil mit Kameras, über die Kleinen. In Gelsenkirchen scheint es weder eine Schlafwache noch ein Babyfon gegeben zu haben.
Auch in den städtischen KinderTageseinrichtungen in Voerde sind die Schlafplätze der Kinder ebenerdig, so Miriam Gruschka, Sprecherin der Stadt Voerde. Die Kleinen schlafen mittags in Schlafkörben oder auf Matratzen. Zudem werde der Schlafplatz täglich für die Kinder hergerichtet und somit auch durch die Fachkräfte überprüft. „Bei Kindern, die schlecht einschlafen können, bleibt eine Fachkraft so lange im Raum, bis das Kind eingeschlafen ist“, berichtet Miriam Gruschka weiter. Auf Grundlage einer Handreichung der Landesjugendämter des LWL und des LVR sei eine permanente Aufsichtspflicht während der Schlafzeiten nicht vorgeschrieben. Aber die Mitarbeiterinnen der Kitas wüssten, welche ihrer
Schützlinge Einschlafprobleme hätten und würden regelmäßig nach ihnen schauen. Zudem werden in den städtischen Kitas in Voerde Babyfons ohne Kamera benutzt. „Da die Geräte täglich benutzt werden, wird die Funktionsfähigkeit der Geräte auch täglich überprüft“, so Miriam Gruschka, die sich aber ausdrücklich nur auf die städtischen Tageseinrichtungen und die des Vereins Pro Jugend, für die die Stadt Voerde die Fachaufsicht und die Fachberatung wahrnimmt, bezieht.
Bei Tagespflegestellen seien die privaten Tagespflegepersonen beziehungsweise der Träger für die Überprüfung der Einrichtung verantwortlich. Eine Überprüfung durch die Stadt erfolge im Rahmen einer Neueinrichtung einer Tagespflege sowie anlassbezogen – etwa bei räumlichen oder baulichen Veränderungen oder bei Beschwerden.
Dabei würden auch die Schlafmöglichkeiten der Kinder kontrolliert, so Miriam Gruschka.
Für den Einsatz von Babyfons mit Kamera ist die Einwilligung der Eltern zwingend erforderlich. Für die Kinder, die die kommunale Kindertagesstätte „Die Buntspechte“in Hünxe besuchen, liegt eine solche Einwilligung vor, so der Hauptamtsleiter der Gemeinde, Klaus Stratenwerth.
Außerdem würden die Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte regelmäßig im Schlafraum nach dem Rechten sehen – auch durch ein Fenster in der Tür ließen sich die Kinder, ergänzend zum Babyfon, im Blick behalten.
Ein Unglück wie es in Gelsenkirchen geschehen ist, könnte in Hünxe wohl nicht passieren, meint Stratenwerth – schon deswegen, weil es dort keine Etagenbetten gebe. Die Hünxer Kita-kinder schlafen in „normalen Bettchen oder Gitterbettchen“.