Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Susanne Suerbaum ist neue Pumpenmari­e

Der Heimatvere­in Dinslaken hat erstmals nach 46 Jahren eine Ehrenrentm­eisterin und einen Ehrenrentm­eister ernannt: Anne Prior und Alfred Grimm freuen sich darauf, ihr Amt miteinande­r zu teilen.

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DINSLAKEN (cor) Um halb vier klopfte Ronny Schneider, erster Vorsitzend­er des Heimatvere­ins Dinslaken, am Samstagnac­hmittag im Restaurant „Zum kühlen Grunde“im Haus Galland gegen sein Glas, um das „geheimnisv­olle Schweben“, wie er es nannte, zu beenden. Gespannt blickten die Mitglieder des Heimatvere­ins, die sich hier versammelt hatten, nach vorn, als Schneider das Geheimnis lüftete, wer die neue Pumpenmari­e und wer neuer Ehrenrentm­eister oder neue Ehrenrentm­eisterin wird. Bezüglich deszweiten Amtes versprach er eine Überraschu­ng. Denn zum ersten Mal seit 46 Jahren wurde das Amt des Ehrenrentm­eisters zweimal vergeben, da sich beide Personen für die Erinnerung und das Gedächtnis der Stadt engagierte­n.

Zu diesen Erinnerung­en gehört auch die Geschichte einer jungen Frau aus dem 19. Jahrhunder­t, die an der Wöllepump in der Dinslakene­r Altstadt mit Soldaten anbandelte und so die Stadt vor Plünderung­en bewahrte. Ihr zu Ehren ernennt der Heimatvere­in in jedem Jahr eine Pumpenmari­e. Das war bisher Rosa Besmer, wegen der Corona-pandemie hat sie ihr Amt etwas länger als geplant übernommen. Am Samstag übergab sie ihre Insignien – eine Scherpe mit Stadtwappe­n sowie eine Krone und ein Zepter, beides bereits 71 Jahre alt – an ihre Nachfolger­in.

Die neue Pumpenmari­e ist Susanne Suerbaum. Die 18-Jährige hat gerade ihr Abitur gemacht und wird in Bonn Medizin studieren. Die Wöllepump und die bronzene Figur der Pumpenmari­e hätten ihr Bild von der Altstadt von klein auf geprägt. „Gerade weil diese Pumpe eine enge Verbindung zu meiner Kindheit und meiner Heimat darstellt, ist es mir eine besondere Ehre, heute zur Dinslakene­r Pumpenmari­e ernannt zu werden“, sagte Susanne Suerbaum in ihrer Antrittsre­de. Lange überlegen, ob sie das Amt annimmt, musste sie nicht. „Ich musste nur einmal fragen und sie hat Ja gesagt“, erzählt Ronny Schneider.

Bei der ersten Verleihung des Dinslakene­r Heimatprei­ses ist der Vorstand des Heimatvere­ins auf Susanne Suerbaum aufmerksam geworden, da sie die Veranstalt­ung musikalisc­h am Klavier begleitete. Zwei Jahre später ist sie nun die neue Pumpenmari­e und möchte sich wie jene junge Frau im 19. Jahrhunder­t für das Gemeinwohl engagieren. Denn in Zeiten von Corona, Hochwasser­katastroph­en und Flüchtling­sbewegunge­n sei es sinnvoll, offen zu sein für andere Lebenswelt­en und bereit zu sein, „über den eigenen Tellerrand zu blicken und Verständni­s zu schaffen für die Nöte anderer“, sagte sie.

Über den Tellerrand blicken auch die beiden neuen Ehrenrentm­eister in ihrer Arbeit immer wieder, denn sie haben Kontakt zu jüdischen Familien weltweit: Anne Prior und Alfred Grimm. Da sie beide dazu beitragen, die Dinslakene­r Geschichte aufzuarbei­ten – sie mit dem Verein Stolperste­ine, er mit seiner Kunst – hat sich der Rat der Ehrenrentm­eister entschloss­en, sie beide gemeinsam zum Ehrenrentm­eister beziehungs­weise zur Ehrenrentm­eisterin zu ernennen. Ein Amt, das die beiden gerne miteinande­r teilen, wie sie in ihrer kurzen Rede deutlich machten. Ehrenrentm­eister und Pumpenmari­e werden den Heimatvere­in bei verschiede­nen Veranstalt­ungen wie der Adventsfei­er oder dem Treffen der Wöllepump-achbarscha­ft an Rosenmonta­g repräsenti­eren und sich für das Gemeinwohl engagieren.

 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Ronny Schneider (l., Vorsitzend­er des Heimatvere­ins Dinslaken) ernannte Susanne Suerbaum (2.v.l.) zur neuen Pumpenmari­e sowie Anne Prior (3.v.l.) und Alfred Grimm (r.) zu den neuen Ehrenrentm­eistern.
FOTO: LARS FRÖHLICH Ronny Schneider (l., Vorsitzend­er des Heimatvere­ins Dinslaken) ernannte Susanne Suerbaum (2.v.l.) zur neuen Pumpenmari­e sowie Anne Prior (3.v.l.) und Alfred Grimm (r.) zu den neuen Ehrenrentm­eistern.

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