Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Versuchter Einbruch in Leichenhalle
Unbekannte haben in der Nacht von Sonntag auf Montag versucht, mit Gewalt in die Büdericher Aussegnungshalle einzudringen. Doch der Plan, zwei Türen aufzubrechen, misslang. Beim zuständigen ASG ringt man um Fassung.
In der Nacht zu Montag haben Unbekannte versucht, in die Büdericher Aussegnungshalle einzudringen. Der Plan misslang.
WESEL Insgeheim hatte Mike Seidel, der Chef des städtischen Betriebes ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen), die Hoffnung, dass nun wieder etwas Ruhe in seinen Berufsalltag einkehrt. Tagelang hatte er sich intensiv mit den rund 60 Urnenaufbrüchen auf dem Weseler Friedhof an der Caspar-baur-straße beschäftigen müssen. Froh war er, als die Polizei Mitte vergangener Woche einer 24-jährigen Tatverdächtigen ermitteln konnte, der sich bekanntlich wieder auf freiem Fuß befindet (wir berichteten).
Am Montagmorgen nun erhielt Seidel den Anruf eines Bestatters, der ihm von einem versuchten Einbruch in die Büdericher Leichenhalle berichtete. Die sofort verständigte Polizei hat Spuren gesichert und die Ermittlungen aufgenommen. Doch eine heiße Spur gibt es noch nicht, erfuhr unsere Redaktion am Montagnachmittag auf Anfrage bei der Pressestelle der Kreispolizeibehörde in Wesel.
Mike Seidel geht davon aus, dass der oder die Täter in der Nacht von Sonntag auf Montag versucht haben, zunächst die Haupttür der Einsegnungshalle am Perricher Weg aufzubrechen. Als ihnen das misslang, haben sie es an einer Hintertür versucht. „Ich lege mich fest, dass es sich bei demjenigen, der versucht hat, die Tür aufzubrechen, um einen Mann handelt. Denn die Tür der Damentoilette direkt nebenan ist unbeschädigt.“Seidel sagt das mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. „Nach den Ereignissen der letzten Tage bleibt mir nur noch der Galgenhumor.“Er lächelt gequält. Dann sagt er: „Der Täter musste gewiss auf die Toilette und wollte nicht ins Gebüsch pinkeln. Sehr löblich.“
Während der Chef des städtischen Betriebes beim Ortstermin mit unserer Redaktion um die Leichenhalle geht, um den Schaden zu begutachten, schüttelt er immer wieder mit dem Kopf. „Was geht nur in den Köpfen solcher Leute vor? Was meinen die eigentlich, was hier zu holen ist? Nur weil derzeit eine Art Goldgräberstimmung herrscht? Unsere Leute bringen ihre Werkzeuge immer mit. Und auch die Bestatter lassen nichts in der Halle, was irgendeinen materiellen Wert haben könnte. Was haben die denn gedacht, was sie hier alles finden?“Der ASG-CHEF tritt ganz nahe an die Scheibe der Eingangstür und lugt in den Innenraum. Zu sehen sind ein paar Stühle, zwei Kerzenleuchter aus Stahl. Ein Mikro ist fest verbaut. Das war's auch schon. „Da ist wirklich nichts zu holen. Ich verstehe das wirklich nicht“, sagt Seidel.
Mike Seidel ist froh, dass erst vor wenigen Jahren richtig stabile Türen in die Halle eingebaut wurden. Ansonsten hätte der Täter oder hätten die Täter leichtes Spiel gehabt. Der Betriebsleiter schätzt den Schaden auf mehrere Tausend Euro. Ob die Versicherung die Kosten übernimmt, bleibt abzuwarten. Zarge und Tür der Herrentoilette müssen auf jeden Fall ausgetauscht werden. Was mit der Eingangstür ist, steht noch nicht fest.
Was dem ASG-CHEF ebenfalls nicht in den Kopf will ist, dass gerade jetzt, wo die Polizei und Sicherheitsdienste nach den Urnenaufbrüchen von Wesel verstärkt auf den Friedhöfen unterwegs sind, dieser Einbruchsversuch stattgefunden hat. „Ich vermute mal, dass jemand durch die Aufmerksamkeit, die Friedhöfe in jüngster Zeit erfahren haben, erst auf die Idee gekommen ist. Obwohl, wie gesagt, viel mehr als vorher kontrolliert wird und das Risiko, erwischt zu werden, deutlich höher ist.“Bleibt die Hoffnung, dass die Polizei auch im Fall Büderich möglichst schnell einen Tatverdächtigen oder mehrere Tatverdächtige ermitteln kann. Vor allem Mike Seidel würde das freuen, damit er sich auf die vielen anderen Aufgaben konzentrieren kann, die auf seiner To-do-liste stehen.