Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Quarantäne-deal zulasten der Kinder
Auf den ersten Blick haben sich die Gesundheitsminister auf ein sinnvolles Konzept geeinigt: Bundesweit soll die Quarantäne in den Schulen auf fünf Tage und enge Kontaktpersonen begrenzt werden. Damit ist aber weder den Lehrern noch den Schülern geholfen. Wieder müssen Lehrer Sitzpläne führen und zweigleisig arbeiten. Wieder werden Kinder vom Lernen vor Ort abgehalten, wieder ihrer sozialen Kontakte beraubt. Warum hören die Minister nicht endlich auf die Kinderärzte, die ihnen sagen, dass nicht Corona-infektionen die Kinder schwer krank machen, sondern die Vereinsamung vor dem heimischen Bildschirm? Kinder haben in diesem Land keine Lobby. Das zeigt sich auch daran, dass CDU-CHEF Armin Laschet die 2G-REgel weiter ablehnt, wonach nur Geimpfte und Genesene an Veranstaltungen teilnehmen dürften. Er will kurz vor der Wahl den Veranstaltern und Gastronomen nicht auf die Füße treten. Dabei würde die Einführung dieser Regel den Druck auf Ungeimpfte erhöhen. 17 Millionen Erwachsene bundesweit sind noch nicht geimpft, von ihnen geht die größte Gefahr für die Kinder aus. Warum geht Laschet das Problem nicht an, sondern schützt die Ungeimpften?
Bei der Quarantäne wollte Gesundheitsminister Laumann es anders: Er wollte sie für Kontaktpersonen ganz abschaffen – und das aus gutem Grund. Welch sinnloser Aktionismus ist es, den Sitznachbarn aus der Schule in Quarantäne zu schicken, den Sitznachbarn aus dem Schulbus aber nicht. Zu Recht hat Laumann betont, man müsse Gesundheitsschutz und das Recht auf Bildung besser in Einklang bringen. Doch er konnte sich nicht durchsetzen. Nun sollte NRW den Alleingang wagen, ein Schlupfloch dafür gibt es in der Vereinbarung. Die Kinder von NRW haben mehr verdient als einen neuen Winter im Homeschooling.
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