Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Quarantäne-deal zulasten der Kinder

- VON ANTJE HÖNING

Auf den ersten Blick haben sich die Gesundheit­sminister auf ein sinnvolles Konzept geeinigt: Bundesweit soll die Quarantäne in den Schulen auf fünf Tage und enge Kontaktper­sonen begrenzt werden. Damit ist aber weder den Lehrern noch den Schülern geholfen. Wieder müssen Lehrer Sitzpläne führen und zweigleisi­g arbeiten. Wieder werden Kinder vom Lernen vor Ort abgehalten, wieder ihrer sozialen Kontakte beraubt. Warum hören die Minister nicht endlich auf die Kinderärzt­e, die ihnen sagen, dass nicht Corona-infektione­n die Kinder schwer krank machen, sondern die Vereinsamu­ng vor dem heimischen Bildschirm? Kinder haben in diesem Land keine Lobby. Das zeigt sich auch daran, dass CDU-CHEF Armin Laschet die 2G-REgel weiter ablehnt, wonach nur Geimpfte und Genesene an Veranstalt­ungen teilnehmen dürften. Er will kurz vor der Wahl den Veranstalt­ern und Gastronome­n nicht auf die Füße treten. Dabei würde die Einführung dieser Regel den Druck auf Ungeimpfte erhöhen. 17 Millionen Erwachsene bundesweit sind noch nicht geimpft, von ihnen geht die größte Gefahr für die Kinder aus. Warum geht Laschet das Problem nicht an, sondern schützt die Ungeimpfte­n?

Bei der Quarantäne wollte Gesundheit­sminister Laumann es anders: Er wollte sie für Kontaktper­sonen ganz abschaffen – und das aus gutem Grund. Welch sinnloser Aktionismu­s ist es, den Sitznachba­rn aus der Schule in Quarantäne zu schicken, den Sitznachba­rn aus dem Schulbus aber nicht. Zu Recht hat Laumann betont, man müsse Gesundheit­sschutz und das Recht auf Bildung besser in Einklang bringen. Doch er konnte sich nicht durchsetze­n. Nun sollte NRW den Alleingang wagen, ein Schlupfloc­h dafür gibt es in der Vereinbaru­ng. Die Kinder von NRW haben mehr verdient als einen neuen Winter im Homeschool­ing.

BERICHT LÄNDER LOCKERN SCHULQUARA­NTÄNE, TITELSEITE

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