Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Flut: Innenminis­ter-erlass kam am 15. Juli

Herbert Reul (CDU) wurde am Mittag des Vortags erstmals telefonisc­h über das Unwetter informiert.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Das Nrw-innenminis­terium hat das Krisenmana­gement der Bezirksreg­ierungen in der Hochwasser­katastroph­e zu einem Zeitpunkt aktiviert, als viele Städte schon überflutet waren. Wie aus einem Bericht des Nrw-innenminis­teriums für den Landtag hervorgeht, wurden die Behörden per Erlass am 15. Juli 2021 um 1.20 Uhr angewiesen, ab 7 Uhr desselben Tages „über die Kommunikat­ionswege des Krisenmana­gements erreichbar und handlungsf­ähig zu sein“.

Vom 14. auf den 15. Juli war es nach Starkregen zu Überschwem­mungen gekommen, denen in NRW 49 Menschen zum Opfer fielen. Die SPD- und Grünen-opposition beantragte den Bericht, ein Untersuchu­ngsausschu­ss steht im Raum. Dem Bericht zufolge wurde Innenminis­ter Herbert Reul (CDU), der sich im Urlaub in Schleswig-holstein befand, gegen Mittag des 14. Juli von seiner persönlich­en Referentin erstmals telefonisc­h über das Starkregen­ereignis informiert. Zuvor hatte Reul demnach eine dienstlich­e E-mail (am 13. Juli 2021 um 15.36 Uhr) über die Einrichtun­g einer Landeslage Starkregen­ereignis erhalten. Am 14. Juli 2021 um 10.09 Uhr sei zudem im E-mail-account des Ministers eine polizeilic­he „Wichtige-ereignis“-erstmeldun­g mit dem Betreff „Unwetterla­ge Hagen 14.07.2021“eingegange­n. Nach einem Telefonat mit seinem Staatssekr­etär habe Reul die Entscheidu­ng getroffen, den Urlaub abzubreche­n. Am Abend des 14. Juli habe er sich um 22.15 Uhr telefonisc­h in eine Lagebespre­chung zuschalten lassen. Am darauffolg­enden Morgen (15.) habe Reul die Rückreise angetreten und am Abend die Dienstgesc­häfte vollständi­g aufgenomme­n.

Umweltmini­sterin Ursula Heinen-esser (CDU) wurde laut Bericht bereits in der Morgenlage am 13. Juli 2021 erstmals über drohende Unwetter informiert und unterbrach ihren Urlaub. Am 14. Juli 2021 hatte sie mehrfach Kontakt mit dem Chef der Staatskanz­lei und stand in dieser

Zeit „ebenfalls mit dem Ministerpr­äsidenten im Austausch über die Entwicklun­gen vor Ort“. Auch Reul telefonier­te demnach am 14. Juli mit Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet, noch aus seinem Urlaub heraus, „um mit ihm über den Sachverhal­t zu sprechen“.

„Der Bericht des Innenminis­teriums bestätigt unsere Vermutung, dass das Innenminis­terium die Gefahr der Hochwasser­katastroph­e unterschät­zt hat“, sagte Grünen-fraktionsc­hefin Verena Schäffer. Welche Auswirkung­en die späte Aktivierun­g des Krisenmana­gements der Bezirksreg­ierungen habe, sei eine der vielen offenen Fragen. Dazu ein Sprecher des Innenminis­teriums: Die Bezirksreg­ierungen seien schon vorher in einer aktiven Krisenmana­gementstru­ktur gewesen, wessen sich das Innenminis­terium in jener Nacht rückversic­hert habe.

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FOTO: DPA Herbert Reul (CDU), Innenminis­ter von Nordrhein-westfalen.

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