Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Hausärzte dürfen bald mit Moderna impfen
Apotheken starten Auslieferung der Grippe-impfungen. Für über 60-Jährige gibt es Hochdosis-vakzine.
DÜSSELDORF Zum Monatsende sind die 53 Impfzentren in NRW Geschichte. Dann müssen die niedergelassenen Ärzte die Immunisierung der Bevölkerung alleine schultern, teilweise noch unterstützt von Betriebsärzten. Erstmals werden Haus- und Fachärzte dann auch den Impfstoff des Us-herstellers Moderna geben können, erwartet Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. „Wir werden ab Oktober auch den Moderna-impfstoff an die Arztpraxen liefern können. Da bin ich mir sehr sicher“, sagte er unserer Redaktion. Das sei wichtig, damit in den Praxen Erst- oder Folgeimpfungen mit Moderna stattfinden könnten. Zurzeit wird das Vakzin, das wie bei Biontech auf der mrna-technologie beruht, nur in Impfzentren und Krankenhäusern gegeben.
Für die Bürger ist Moderna eine Alternative zu Biontech. „Aktuell gibt es Hinweise darauf, dass Moderna sogar etwas besser gegen die Delta-variante wirkt als andere Impfstoffe“, sagt Preis. Laut einer Studie aus Belgien um Forscherin Deborah Steensels ist das Antikörper-level nach einer Moderna-impfung höher als bei Biontech. Das könnte daran liegen, dass bei Moderna mehr Wirkstoff pro Dosis gegeben wird. Allerdings sagt die Studie nichts über die T-zell-antwort der Impfstoffe aus. T-zellen sind ebenso wichtig für die Bekämpfung des Virus. Sie spüren bereits infizierte Körperzellen auf und vernichten sie.
Für Apotheken und Ärzte ist auch Moderna eine Herausforderung.„transport und Lagerung sind ähnlich schwierig wie beim Biontech-impfstoff“, sagt Preis. Der Moderna-impfstoff sei im Kühlschrank nur 30 Tage haltbar, nur zwölf Stunden davon könnten für den Transport genutzt werden. Bislang wurden bundesweit zwölf Millionen
Moderna-dosen geliefert, gut zehn Prozent der Lieferungen.
Zugleich fragen immer mehr Bürger nach einer Auffrischungsimpfung. „Die Anfragen sind da, und es werden auch schon Listen mit Patienten, die zu den vulnerablen Gruppen zählen, erstellt“, sagt Oliver Funken, Chef des Hausärzteverbands NRW. Vereinzelt würden Ärzte auch schon Drittimpfungen vornehmen, obwohl die Ständige Impfkommission (Stiko) hierzu noch keine Empfehlung gegeben habe. „Das ist aber nicht die Regel.“Vorrang hätten die Bewohner von Altenheimen und die Gruppe der Hochbetagten insgesamt. An Impfstoff herrsche kein Mangel.
Zugleich rüsten sich Praxen und Apotheken für die GrippeschutzImpfung. „In diesen Tagen werden die Apotheken die Arztpraxen mit Grippeimpfstoffen beliefern. Grippeimpfungen waren im letzten Jahr sehr schnell vergriffen, deshalb sollte man sich frühzeitig um einen Impftermin kümmern“, rät Thomas Preis. In diesem Jahr gebe es einen für über 60-Jährige besonders wirksamen Grippe-impfstoff, den auch die Stiko empfehle. „Ältere Menschen haben oft eine reduzierte Immunantwort, so dass die InfluenzaImpfung weniger wirksam sein kann als bei Jüngeren“, erläutert das Robert-koch-institut. Daher seien für sie Hochdosis-impfstoffe entwickelt worden. Sie arbeiten etwa mit Wirkstoff-verstärkern.