Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ostsee-pipeline ist fertig verschweißt
Das umstrittene Projekt Nord Stream 2 ist damit nach drei Jahren Bauzeit fast am Ziel.
Moskau (dpa) Für die umstrittene Ostsee-pipeline Nord Stream 2 ist mit mehr als anderthalbjähriger Verzögerung das letzte Rohr verschweißt worden. Es werde anschließend auf den Meeresboden abgesenkt und dann mit dem von der deutschen Küste kommenden anderen Ende verbunden, teilte die Betreiberfirma am Montag mit. Erwartet wird, dass der russische Gasmonopolist Gazprom im Oktober mit den Gaslieferungen nach Deutschland beginnt. Vor allem der Widerstand der USA, die Sanktionen gegen die Leitung androhten und auch verhängten, verzögerte den Bau, der schon Ende 2019 hatte beendet werden sollen.
Mecklenburg-vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die ungeachtet der Kritik aus dem In- und Ausland den Pipeline-bau stets unterstützt hatte, zeigte sich erfreut über den bevorstehenden Abschluss der Bauarbeiten: „Es war richtig, dass die Landesregierung immer an der Ostsee-pipeline festgehalten hat. Die Erdgasleitung wird gebraucht für die Energiewende in Deutschland“, erklärte sie in Schwerin. Nach dem Ausstieg aus der Atomkraft und mit dem Ende der Kohleverstromung werde neben Ökostrom zumindest für eine Übergangszeit auch noch Gas als Energieträger benötigt.
Die Bauarbeiten für Nord Stream 2 hatten 2018 begonnen. Die Leitung soll künftig fünf Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr von Russland durch die Ostsee nach
Deutschland liefern. Damit können nach Angaben der Betreibergesellschaft 26 Millionen Haushalte versorgt werden. Die Baukosten der 1230 Kilometer langen Pipeline, die zwei Stränge hat, werden mit mehr als zehn Milliarden Euro angegeben. Die Leitung war je zur Hälfte vom russischen Energieriesen Gazprom und den fünf europäischen Energiekonzernen OMV, Wintershall Dea, Engie, Uniper und Shell finanziert worden.
Die Pipeline, die von Wyborg in Russland durch die Ostsee bis nach Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-vorpommern führt, ist umstritten. Die Us-regierung kritisiert, Europa mache sich dadurch bei der Energieversorgung zu stark von Russland abhängig.