Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Was die Parteien dem Sport versprechen
Bis auf die AFD verschreiben sich die im Bundestag vertretenen Parteien in ihren Wahlprogrammen dem Wert des Sports. Viele Forderungen sind Konsens, manche überraschend. Die Finanzierung bleibt vage. E-sports ist ein Thema.
DÜSSELDORF Klimawandel, Arbeitsmarkt, Gesundheitspolitik, digitale Wirtschaft – es sind unzweifelhaft andere Themenfelder als der Sport, die in den Wahlprogrammen der sechs aktuell im Bundestag vertretenen Parteien im Fokus stehen. Aber es ist auch nicht so, dass der Sport dort gar nicht auftaucht. Wir stellen im Folgenden dar, welche Sport-schwerpunkte die einzelnen Parteien im Wahlprogramm setzen.
Der große Konsens: Sport für alle In einem Punkt sind sich fast alle parteiübergreifend einig (die AFD nennt es nicht explizit): Sport ist wichtig, und der Zugang zu Sport folglich für Bürger jeden Alters in einer wünschenswerten Gesellschaft zu gewährleisten. Zu diesem Komplex zählen die Förderung des Ehrenamts, des Breitensports und eben auch die Vernetzung von Sportangeboten vor Ort, beispielsweise mit kulturellen Angeboten.
Der große Gewinner: E-sports Während der organisierte Sport weiter darüber diskutiert, ob er E-sports als Form des Sporttreibens anerkennt, ist die Politik da deutlich euphorischer. Bis auf Linke und AFD betonen alle anderen Parteien Wert und Bedeutung der Gaming-aktivitäten. SPD, FDP und Grüne fordern, E-sports als gemeinnützig anzuerkennen.
CDU/CSU Die Union versucht sich, ganz dem Anspruch als Volkspartei verpflichtet, im Themenfeld Sport an einer Art Sammeltasse. Es ist für jeden etwas dabei, der es mit dem Sport hält. Alles ist irgendwie wichtig. Vom Ausbau der Gesundheitsprävention über die Sanierung von Sportstätten bis zur Leistungssportförderung. Von deutschen Bewerbungen um Großereignisse bis zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch, Rassismus und Doping. Allein, und das ist allen Parteien im Bezug auf die Sportförderung gemein: Es bleibt vieles im Unkonkreten, vom „Wie“der Finanzierung ist fast nirgendwo die Rede, Absichtserklärung reiht sich an Absichtserklärung.
SPD Auch die Sozialdemokraten versuchen sich am Spagat: Fokus auf den Jedermann-sport vor Ort als Ausdruck einer starken Zivilgesellschaft, auf Präventionsketten und Vernetzung der Angebote mit beispielsweise der Jugendarbeit – und gleichzeitig besseres Herangehen an die großen Themen wie die Förderung des Leistungssports. Interessant ist bei der SPD die Forderung, dass Sportvereine politisch tätig sein dürfen, ohne ihre Gemeinnützigkeit zu verlieren.
Bündnis 90/Die Grünen Die Grünen streben einen Entwicklungsplan Sport an. Ihnen geht es darum, den Sport als Teil des gesellschaftlichen Lebens am Wohnort stärker zu vernetzen und einen sauberen Leistungssport zu ermöglichen. Folglich sollen die Kommunen dafür dann auch finanziell besser gestellt werden. Hier tauchen dann auch eigenständige Themen auf: die Forderung nach Transparenz und Good Governance, danach, dass Fans vor Datensammlungen der Behörden zu schützen sind. Besseren Schutz sollen auch Whistleblower bei ihren Enthüllungen erfahren. Ein
Entwicklungsplan Sport wird angestrebt, des weiteren die Möglichkeit, Spitzensportler auch in einem zivilen Beschäftigungsverhältnis zu fördern und nicht nur bei Bundeswehr und Polizei.
FDP Auch die FDP will Whistleblower besser schützen und deutsche Bewerbungen für Großereignisse sehen. Den Freien Demokraten geht es ebenfalls um bessere Anti-dopingKontrollen, aber man setzt auch andere Schwerpunkte: die Modifizierung des Waffenrechts etwa, die auch Sportschützen beträfe, oder die Ankündigung, die Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale erhöhen zu wollen.
Die Linke Die Stoßrichtung der Linken ist im Programm klar gesetzt: Es gilt, den Sport als sinnvolles Betätigungsfeld für die Bürger zu fördern, aber überall da, wo der Sport seine Großmannssucht pflegt, will man einen Riegel vorschieben – soll der Staat einen Riegel vorschieben. Sportstätten sollen saniert, Zugang zum Sport ermöglicht werden, und dafür müssen die Finanzen der Kommunen verbessert werden, ja, die Sportförderung soll gar eine kommunale Pflichtaufgabe werden.
Und dann geht es den „Großen“an den Kragen: Sportrechte sollen demokratisiert, die Rechte von Athleten gestärkt und insgesamt die Kommerzialisierung zurückgedrängt werden. Und wenn man einmal beim Thema ist, will die Linke als Klammer ihrer Intentionen eine offene Diskussion zur Rolle des Sports in der Gesellschaft führen.
AFD Die AFD thematisiert den Sport nur an zwei Stellen. Einmal bei der Ablehnung der Eu-feuerwaffenrichtlinie, zum anderen bei der Forderung, dass auch muslimische Schüler am Schwimmunterricht teilnehmen müssen.