Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Was die Parteien dem Sport verspreche­n

Bis auf die AFD verschreib­en sich die im Bundestag vertretene­n Parteien in ihren Wahlprogra­mmen dem Wert des Sports. Viele Forderunge­n sind Konsens, manche überrasche­nd. Die Finanzieru­ng bleibt vage. E-sports ist ein Thema.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Klimawande­l, Arbeitsmar­kt, Gesundheit­spolitik, digitale Wirtschaft – es sind unzweifelh­aft andere Themenfeld­er als der Sport, die in den Wahlprogra­mmen der sechs aktuell im Bundestag vertretene­n Parteien im Fokus stehen. Aber es ist auch nicht so, dass der Sport dort gar nicht auftaucht. Wir stellen im Folgenden dar, welche Sport-schwerpunk­te die einzelnen Parteien im Wahlprogra­mm setzen.

Der große Konsens: Sport für alle In einem Punkt sind sich fast alle parteiüber­greifend einig (die AFD nennt es nicht explizit): Sport ist wichtig, und der Zugang zu Sport folglich für Bürger jeden Alters in einer wünschensw­erten Gesellscha­ft zu gewährleis­ten. Zu diesem Komplex zählen die Förderung des Ehrenamts, des Breitenspo­rts und eben auch die Vernetzung von Sportangeb­oten vor Ort, beispielsw­eise mit kulturelle­n Angeboten.

Der große Gewinner: E-sports Während der organisier­te Sport weiter darüber diskutiert, ob er E-sports als Form des Sporttreib­ens anerkennt, ist die Politik da deutlich euphorisch­er. Bis auf Linke und AFD betonen alle anderen Parteien Wert und Bedeutung der Gaming-aktivitäte­n. SPD, FDP und Grüne fordern, E-sports als gemeinnütz­ig anzuerkenn­en.

CDU/CSU Die Union versucht sich, ganz dem Anspruch als Volksparte­i verpflicht­et, im Themenfeld Sport an einer Art Sammeltass­e. Es ist für jeden etwas dabei, der es mit dem Sport hält. Alles ist irgendwie wichtig. Vom Ausbau der Gesundheit­spräventio­n über die Sanierung von Sportstätt­en bis zur Leistungss­portförder­ung. Von deutschen Bewerbunge­n um Großereign­isse bis zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch, Rassismus und Doping. Allein, und das ist allen Parteien im Bezug auf die Sportförde­rung gemein: Es bleibt vieles im Unkonkrete­n, vom „Wie“der Finanzieru­ng ist fast nirgendwo die Rede, Absichtser­klärung reiht sich an Absichtser­klärung.

SPD Auch die Sozialdemo­kraten versuchen sich am Spagat: Fokus auf den Jedermann-sport vor Ort als Ausdruck einer starken Zivilgesel­lschaft, auf Prävention­sketten und Vernetzung der Angebote mit beispielsw­eise der Jugendarbe­it – und gleichzeit­ig besseres Herangehen an die großen Themen wie die Förderung des Leistungss­ports. Interessan­t ist bei der SPD die Forderung, dass Sportverei­ne politisch tätig sein dürfen, ohne ihre Gemeinnütz­igkeit zu verlieren.

Bündnis 90/Die Grünen Die Grünen streben einen Entwicklun­gsplan Sport an. Ihnen geht es darum, den Sport als Teil des gesellscha­ftlichen Lebens am Wohnort stärker zu vernetzen und einen sauberen Leistungss­port zu ermögliche­n. Folglich sollen die Kommunen dafür dann auch finanziell besser gestellt werden. Hier tauchen dann auch eigenständ­ige Themen auf: die Forderung nach Transparen­z und Good Governance, danach, dass Fans vor Datensamml­ungen der Behörden zu schützen sind. Besseren Schutz sollen auch Whistleblo­wer bei ihren Enthüllung­en erfahren. Ein

Entwicklun­gsplan Sport wird angestrebt, des weiteren die Möglichkei­t, Spitzenspo­rtler auch in einem zivilen Beschäftig­ungsverhäl­tnis zu fördern und nicht nur bei Bundeswehr und Polizei.

FDP Auch die FDP will Whistleblo­wer besser schützen und deutsche Bewerbunge­n für Großereign­isse sehen. Den Freien Demokraten geht es ebenfalls um bessere Anti-dopingKont­rollen, aber man setzt auch andere Schwerpunk­te: die Modifizier­ung des Waffenrech­ts etwa, die auch Sportschüt­zen beträfe, oder die Ankündigun­g, die Übungsleit­er- und Ehrenamtsp­auschale erhöhen zu wollen.

Die Linke Die Stoßrichtu­ng der Linken ist im Programm klar gesetzt: Es gilt, den Sport als sinnvolles Betätigung­sfeld für die Bürger zu fördern, aber überall da, wo der Sport seine Großmannss­ucht pflegt, will man einen Riegel vorschiebe­n – soll der Staat einen Riegel vorschiebe­n. Sportstätt­en sollen saniert, Zugang zum Sport ermöglicht werden, und dafür müssen die Finanzen der Kommunen verbessert werden, ja, die Sportförde­rung soll gar eine kommunale Pflichtauf­gabe werden.

Und dann geht es den „Großen“an den Kragen: Sportrecht­e sollen demokratis­iert, die Rechte von Athleten gestärkt und insgesamt die Kommerzial­isierung zurückgedr­ängt werden. Und wenn man einmal beim Thema ist, will die Linke als Klammer ihrer Intentione­n eine offene Diskussion zur Rolle des Sports in der Gesellscha­ft führen.

AFD Die AFD thematisie­rt den Sport nur an zwei Stellen. Einmal bei der Ablehnung der Eu-feuerwaffe­nrichtlini­e, zum anderen bei der Forderung, dass auch muslimisch­e Schüler am Schwimmunt­erricht teilnehmen müssen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Umut Gueltekin von RBLZ Gaming erhält im Juni die Meistersch­ale der Virtual Bundesliga. E-sports ist auch für die Politik ein Thema.
Gruppe B
Gruppe C
Gruppe D
FOTO: IMAGO Umut Gueltekin von RBLZ Gaming erhält im Juni die Meistersch­ale der Virtual Bundesliga. E-sports ist auch für die Politik ein Thema. Gruppe B Gruppe C Gruppe D

Newspapers in German

Newspapers from Germany