Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Wiedergebu­rt der Germania

Daniel Puckert schenkte der beliebten Statue ein neues Leben. Alle Teile der Kopie stammen aus einem 3D-drucker. Seit Sonntag steht das Denkmal im Innenhof des Brauhauses Kloppert. Wohin es danach kommt, ist aber noch offen.

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HAMMINKELN (dk) In fast jeder Gemeinde finden sich Kriegerden­kmäler oder Ehrenmale. Jedes Denkmal hat seine eigene Geschichte, so auch die Germania aus Hamminkeln. Im Jahr 1879 wurde die Statue auf dem alten Marktplatz eingeweiht. 82 Jahre später beschloss der damalige Gemeindera­t mit Bürgermeis­ter Albert Busch, die „Alte Dame“zu entfernen. Das sorgte für großen Ärger bei den Bürgern. Ein Abbruchunt­ernehmen entsorgte die komplette Statue auf einer Müll-deponie. Später wurde die Germinia dann wieder zurückgeho­lt und am Evangelisc­hen Friedhof aufgestell­t. Im Laufe der Zeit „starb“aber ihre Schönheit, weil eine Renovierun­g zu kostspieli­g war.

Daniel Puckert fand die Geschichte der Germania immer schon sehr spannend. Als Mitglied im Vorstand des Hamminkeln­er Verkehrsve­reins wollte er auf das Denkmal aufmerksam machen und es wieder beleben. Und so kam ihm die Idee, dem Denkmal neues Leben einzuhauch­en – und zwar mit Hilfe eines 3DDruckers, der die einzelnen Teile der Statue herstellte. Per Zufall las Puckert auf einer Flugreise einen Artikel darüber, wie der in Palmyra zerstörte Triumphbog­en auf gleiche Weise erwachte. Das war der Start für die Idee, in Hamminkeln wieder ein Denkmal zu errichten.

An Weihnachte­n 2020 schaffte sich der 34-Jährige einen 3D-drucker an und machte mit unendlich vielen Fotos von einem ähnlichen Denkmal in Essen einen Scan. Zunächst fing Puckert mit kleineren Modellen an. Nach über 1500 Druckstund­en und rund 30 Kilogramm verarbeite­tem Recycling-kunststoff hatte er die vielen Einzelteil­e zusammenge­klebt und mehrfach mit Mikrozemen­t bestrichen.

Im Innenhof des Brauhauses Kloppert präsentier­te Daniel Puckert am Sonntag nun sein Werk. Unter einem Zelt konnten die Besucher verfolgen, wie der Drucker die Form immer größer werden ließ. Eine kleine Ausstellun­g zeigte auch Bilder von vergangene­n Zeiten.

Zur Premiere und Denkmalent­hüllung waren bei schönstem Wetter fast 120 Bürger gekommen, die sich bei kühlen Getränken die Technik erklären ließen und auch über alte Zeiten plauderten. Darunter waren auch viele Zeitzeugen, die das Denkmal noch von früher kannten.

Nach einer kurzen Einweisung über seine Tätigkeit und einem Film auf Großleinwa­nd ging es dann zur Tat: Daniel Puckert ließ die Umhüllung fallen, begleitet von einem vielfachen „Aaaah“. Jetzt wurden Kameras, Fotoappara­te und Handys gezückt und Aufnahmen gemacht. Verhüllt wirkte das fast drei Meter große Denkmal aus Kunststoff wie die Freiheitss­tatue in New York.

„Schön ist sie geworden“, sagte auch Heinz Breuer, der Daniel Puckert seine „Akte Germania“zur Verfügung gestellt hatte. Wohin das Denkmal jetzt kommt, ist noch offen. „Wir haben noch keinen festen Standort gefunden. Es werden noch Ideen gesucht“, sagte der Künstler. Wer eine Idee hat, kann sich an ihn oder an den Heimatvere­in Hamminkeln wenden. Besichtige­n kann man die Germania noch für längere Zeit im Innenhof der Brauerei.

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FOTO: GERD HERMANN Daniel Puckert hält ein kleines Modell der Germania in seinen Händen.

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