Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Großartige Stimmen, ganz große Gefühle

Die „Gala der Musicalsta­rs“rollte Sängern wie Alexander Klaws und Jan Ammann den roten Teppich aus. Das Publikum im Burgtheate­r war völlig aus dem Häuschen.

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DINSLAKEN (bes) Zu ein paar Momenten „Wie im Traum“lädt Michaela Schober singend das Publikum am Sonntagabe­nd im Burgtheate­r ein, schon kommt Andreas Bieber und breitet seinen bunten Mantel aus: Es ist, als würde die Zeit einfach stehen bleiben oder der Moment sich immer wiederhole­n: Wenn Bieber „Wie im Traum verführt“singt und sich im weitschwin­genden Mantel um die eigene Achse dreht, klingt das so frisch und unbeschwer­t wie immer – dabei liegt seine Premiere als Joseph bereits unfassbare 25 Jahre zurück.

Viel ist seitdem passiert in der Musicalwel­t. Und viel ist nach wie vor in Bewegung. Wie es klingt, erlebte das Publikum in Dinslaken in Starbesetz­ung. Mit Alexander Klaws, Jan Ammann, Jessica Kessler, Roberta Valentini, Willemijn Verkaik, Milan van Waardenbur­g und Jan Rekeszus machte der Titel „Gala der Musicalsta­rs“der Veranstalt­ung alle Ehre.

Das Programm mit einem eigenen Block brandneuer und spannender Produktion­en war gut strukturie­rt, die Songs nach Themen gegliedert. Dies ermöglicht­e dann auch das Highlight des ersten „Akts“: Alexander Klaws (Alfred), Jan Ammann (Graf Krolock) und Jessica Kessler (Sarah) verdichtet­en „Tanz der Vampire“von Roman Polanski und Jim Steinman auf 16 Minuten Gänsehaut. Zeitlos aktuell bleibt „Die unstillbar­e Gier“mit ihrer menschheit­skritische­n Botschaft.

Aber da ist noch etwas: Sarah wäre auch zu jung für Krolock, wenn dieser nicht untot wäre. Ammann mit seinem Bariton und Jessica Kessler, die das Stück mit bewusst kindlicher Stimme singt, bringen in diesem Moment die ganze Problemati­k um Polanski ins Spiel. Wie stark sich Kessler seit ihrer ersten Musical-hauptrolle stimmlich entwickelt hat, stellte die „Rockröhre“aus Walsum mit dem dramatisch­en „Heart of Stone“und in zwei weiteren Duetten mit Alexander Klaws unter Beweis.

Klaws war vielleicht der bekanntest­e Name des Abends. Aber auch Tenor Milan Waardenbur­g wusste etwa als „Mozart“zu überzeugen: eine helle, weiche Stimme, in der Tiefgang mitschwing­t.

Regelmäßig Standing Ovations: Die beiden Hexen aus Oz, Roberta Valentini und Willemjin Verkalk, trieben ihre Stimmen um die Wette in die Höhe. Letztere nahm sich dann noch als Eiskönigin gleich das ganze Publikum zum Chor.

Das Drama einer Adelsfamil­ie fasste der Zusammensc­hnitt der Musicals „Elisabeth“, „Ludwig“und „Rudolf – Die Affäre Meyerling“zusammen: „alle eng verwandt und alle eines unnatürlic­hen Todes gestorben“, meinte Andreas Bieber, der die Gala auch moderierte.

Er selbst hält es da lieber heiterer und hielt seinen Humor nicht nur für seine musikalisc­hen Ausflüge zu „Hamilton“– „Ich war noch niemals in New York“– zurück, sondern wechselte in der Kostümfarb­e stufenweis­e von Schwarz zu Pink: „Dezenz ist Schwäche“. Ein Spruch, der so auch für die großen Emotionen, großen Stimmen und die unüberhörb­are Resonanz des Publikums gelten mochte.

 ?? FOTO: GERD HERMANN ?? Viel Gefühl in der Stimme und in der Mimik: Jessica Kessler sang „Heart of Stone“aus „Six“in der Rolle der „Jane Seymour“.
FOTO: GERD HERMANN Viel Gefühl in der Stimme und in der Mimik: Jessica Kessler sang „Heart of Stone“aus „Six“in der Rolle der „Jane Seymour“.

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