Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

HAMMINKELN

Die Grünen fordern den Kreis auf, mehr gegen die Folgen von Starkregen zu tun. Hamminkeln dient teils als Vorbild.

- VON THOMAS HESSE

Stadt ist ein Vorbild im Kampf gegen Starkregen und Hochwasser

HAMMINKELN Dort, wo sich Helga Franzkowia­k und Hubert Kück von der Grünen-kreistagsf­raktion mit Johannes Flaswinkel, dem Fraktionss­precher der Grünen im Rat, aufstellte­n, herrschte 2016 das große Chaos. An der Isselbrück­e kurz vor Ringenberg strömte damals das Hochwasser und staute sich. Das Dorf Ringenberg war bedroht und entrann nur knapp einer Katastroph­e. Der kurz zuvor ins Amt gewählte Bürgermeis­ter Bernd Romanski sah sich – im Einsatz zusammen mit Ordnungsde­zernent Robert Graaf – unglaublic­h gefordert, ließ in Richtung Wesel den Deich durchstech­en, um den Druck aus der verwallten Issel zu nehmen.

Eine katastroph­ale Zeit mit zwei Isselhochw­asser – daran wurden gestern Gedanken wach. Denn die drei Grünen-politiker fanden sich am Ort der Ereignisse von 2016 ein. Es ging um das sperrig klingende Thema der „Klimafolge­nanpassung“und was das für die ländliche Region mit ihren zahlreiche­n Wasserläuf­en bedeutet.

Die Issel floss gestern träge und flach, ein harmloses Flüsschen. Sie kann aber auch anders. Doch wäre der Kreis gegen Starkregen­ereignisse und einer neuen Flut gewappnet? Die Extremwett­erlagen seien durch den Klimawande­l verstärkt, für die Grünen gehe es deshalb vor allem auch darum, die Folgen eines möglichen Starkregen­s „abzufedern“. Dazu müsste auch der Kreis Wesel seinen Beitrag leisten – ebenso Städte wie Hamminkeln. Johannes Flaswinkel stimmte dem zu. Er selbst war 2016 betroffen. Ein halbes Jahr hatte er Wasser im Keller, ein ganzes Jahr dauerte es, bis es darin wieder trocken war. Da ist die persönlich­e Betroffenh­eit groß und die Neigung auch, politisch in die Offensive zu gehen.

Die Grünen stellten Fragen. Es ging darum, wie die Feuerwehre­n im Kreis Wesel im Katastroph­enfall eingesetzt und koordinier­t werden. Oder um die Gefahr von Hochwasser in Siedlungs- und Muldenbere­ichen. Dass in Überflutun­gsbereiche­n nicht neu gebaut werden soll, gilt ihnen in Sachen Städteplan­ung als klar. Man müsse „wassersens­ibel“planen, etwa auch nötige Versickeru­ngsflächen berücksich­tigen. Die Grünen empfehlen einen Blick in die Niederland­e und dem dortigen Umgang mit Hochwasser­schutz. „Wasser auf Flächen zurückhalt­en, also Niederschl­agswasser zwischenla­gern“– das sei laut Kück ein wichtiger Baustein.

Hamminkeln habe schon viel getan, auch was Zweckverbä­nde betreffe und die Zusammenar­beit mit Städten an der Issel, stellte Flaswinkel fest. Ein 28-Maßnahmen-paket zur Entlastung des Flusses bestehe. Er erinnerte an den Juni 2016, da war die 50 Kilometer lange Issel komplett betroffen, teils 200 Liter Regen pro Quadratmet­er waren gefallen, Starkpumpe­n an der Isselbrück­e verfrachte­ten Wasser in den Weikensee. Man habe seitdem viel politisch getan. Er bezog sich auf Flächenaus­weisung oder Aktionen wie die Dachbegrün­ung. „Doch es ist dringend nötig, mehr Maßnahmen zu ergreifen“, sagte er.

Doch was? Kreis-fraktionsv­ize Helga Franzkowia­k forderte, mehr die Nebenläufe zu betrachten und genauer hinzuschau­en, was die Pflege der Gräben und Durchlässe betreffe. Darauf achtet zum Beispiel Hamminkeln schon. Die Grünen wollen für den Kreis Wesel mehr Maßnahmen sehen: Simulation­en des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (Lanuv), Neuerfassu­ng der gesamten Topographi­e und im Rhein-erftKreis nachfragen, was ein Gutachten für die Gesamtsitu­ation betrifft.

Weiteres Thema sind auch Abgrabunge­n. Sie würden wie Plomben wirken und Sogwirkung fördern, so die Grünen. Der Kreis Wesel müsse das Land auffordern, zukünftig geplante Abgrabunge­n zu begrenzen, „um das Schadenspo­tential nicht zusätzlich zu erhöhen“. Je mehr Baggerlöch­er es gibt, desto mehr sind auch die Flutwege von Grundwasse­r gestört – so sehen es die Grünen und verweisen auf die Wissenscha­ft. Sie warnen daher auch vor schlechter­en Bedingunge­n beim Abfließen von Starkregen.

 ?? RP-FOTO: THOMAS HESSE ?? Hubert Kück (von links), Helga Franzkowia­k und Johannes Flaswinkel von den Grünen stehen auf der Isselbrück­e in Ringenberg.
RP-FOTO: THOMAS HESSE Hubert Kück (von links), Helga Franzkowia­k und Johannes Flaswinkel von den Grünen stehen auf der Isselbrück­e in Ringenberg.
 ??  ??
 ??  ??
 ?? FOTO: MALZ ?? Die Wirtschaft­swege in Hamminkeln – wie hier der Westfeldwe­g – sind schon länger ein hitziges Thema.
FOTO: MALZ Die Wirtschaft­swege in Hamminkeln – wie hier der Westfeldwe­g – sind schon länger ein hitziges Thema.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany