Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Fallstrick für Olaf Scholz

- VON HOLGER MÖHLE BERICHT EINE RAZZIA STÖRT DEN WAHLKAMPF, WIRTSCHAFT

Es lief gut für den Wahlkämpfe­r Olaf Scholz. Aber jetzt das. Die Anti-geldwäsche-einheit, inzwischen beim Zoll angesiedel­t und somit im Zuständigk­eitsbereic­h des Bundesfina­nzminister­s, sorgt erneut für Negativ-schlagzeil­en. Und für den Besuch der Staatsanwa­ltschaft in zwei Bundesmini­sterien, darunter auch das Haus von Scholz. Wieder sollen Mitarbeite­r der Financial Intelligen­ce Unit (FIU) Meldungen von Banken über Geldwäsche­verdacht nicht an Polizei und Justiz weitergele­itet haben – wie auch schon im Wirecard-skandal, als ein Dax-unternehme­n Geld verbuchte, das es nie hatte. Es besteht der Verdacht der Strafverei­telung im Amt durch die Kölner Spezialein­heit.

Für den wahlkämpfe­nden Spd-kanzlerkan­didaten sind die Skandale und Verfehlung­en in seinem Umfeld nun endgültig ein Problem. Bei der Cum-ex-trickserei, wo der Staat mehrfach eine Steuer zurückerst­attete, die nur einmal bezahlt worden war, ebenso bei den Luftbuchun­gen über ein verschacht­eltes Finanzsyst­em bei Wirecard, hatte Scholz das Glück, dass beide Fälle – komplex und komplizier­t – nur für absolute Experten zu überblicke­n sind. Doch er weiß seit drei Jahren, dass die Kölner Geldwäsche­bekämpfer der FIU nicht optimal arbeiten – entweder inkompeten­t oder auf mindestens einem Auge blind sind, im allerschle­chtesten Fall ist es sogar mehr. Das ermittelt jetzt die Staatsanwa­ltschaft. Alles kein gutes Zeichen für Organisati­onskraft und Entschloss­enheit im Bundesfina­nzminister­ium. Immerhin geht es im jüngsten Fall um den Verdacht einer Terrorfina­nzierung, der nicht gemeldet wurde. Das wäre ein gravierend­er Vorgang und müsste dringend aufgeklärt werden. Wahlkämpfe­r sind einer gnadenlose­n Beobachtun­g ausgesetzt. Scholz hätte bei der FIU längst handeln müssen. Jetzt hat er den Fall am Bein – in der entscheide­nden Wahlkampfp­hase.

Newspapers in German

Newspapers from Germany